Wirtschaftsexperte „Die Löhne sinken weiter“

Berlin (RP). Auf die unterste Einkommensgruppe in Deutschland sieht Meinhard Miegel schwere Zeiten zukommen. Gemessen an ihrer Kaufkraft seien die Löhne der unteren zehn Prozent schon jetzt so niedrig wie vor 40 Jahren. Doch während einfache Arbeiter in den 60er Jahren auf stete Lohnzuwächse setzen konnten, ist es laut dem Wirtschaftsprofessor und Gesellschaftsforscher heute umgekehrt.

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Foto: ddp

"Wir haben noch längst nicht die tiefsten Löhne gesehen", sagte er bei der Präsentation einer Studie zur Zeitarbeit im Auftrag der Düsseldorfer DIS, einem Unternehmen aus der Zeitarbeitsgruppe Adecco.

Den Grund sieht Miegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn, in einem "Welt-Arbeitsmarkt", der zu einem Lohndruck rund um den Globus führe und der den nicht oder nur gering Qualifizierten in Deutschland schwer zu schaffen mache. Miegel wollte nicht sagen, dass deren Lohn auf chinesisches Niveau sinken wird, aber: "Wir werden erleben, dass die Löhne weiter bröckeln."

Die Zeitarbeit hat sich Miegel zufolge als Rettungsanker für tausende Menschen am Rand der Gesellschaft erwiesen, "wenn auch zu sehr geringen Löhnen". Unter anderem deshalb erhöhte sich die Anzahl der Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche seit 1995 von 165 000 auf 670 000. Laut Miegel gibt es in der Branche zahlreiche schwarze Schafe, auch die Zeitarbeit zerstöre das Tarifgefüge "am unteren Ende". Nur: "Der Kampf von Politikern, Gewerkschaften und gutmeinenden Menschen gegen die Zeitarbeit ist zum Scheitern verurteilt."

Eine nationale Abschottung des Arbeitsmarkts sei nicht mehr möglich, und einen "gleichen Lohn für gleiche Arbeit", wie die SPD ihn durchsetzen will, sei nur auf Kosten der Beschäftigung durchsetzbar.

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