Übernahme durch PSA Die IG Metall macht den Opel-Mitarbeitern Mut

Bochum · Mit der Übernahme von Opel durch den französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën wird inzwischen fest gerechnet. In Arbeitnehmerkreisen gibt man sich optimistisch: Warum sollte der Zusammenschluss nicht gut sein?

 Ein Opel steht vor dem Geschäft eines Peugeot-Händlers in Gelsenkirchen (Archivfoto).

Ein Opel steht vor dem Geschäft eines Peugeot-Händlers in Gelsenkirchen (Archivfoto).

Foto: ap, mm

Karl-Thomas Neumann twittert wieder: "Ein Zusammengehen mit PSA ist prinzipiell sinnvoll", schrieb der Chef des Autoherstellers Opel am Freitag beim Kurznachrichtendienst über den möglichen Zusammenschluss mit dem Hersteller PSA Peugeot Citroën.

Normalerweise ist der 55-Jährige ein fleißiger Schreiber: Fotos vom Joggen, neue Opel-Modelle oder, wie am Montag um 22.34 Uhr, ein Foto vom Bildschirm seines Heimtrainers. Das war, bis Freitag, das letzte Lebenszeichen von KTN, wie Neumann seine Nachrichten gerne unterschreibt.

Die Nachricht, die Opel-Mutter General Motors (GM) könnte die Marke an den französischen Konkurrenten verkaufen, schlug in Rüsselsheim ein wie eine Bombe. Und während intern die Telefondrähte glühten, herrschte nach außen hin Funkstille.

"Die Partnerschaft mit GM hatte nicht nur Vorteile"

Denn natürlich bangen die rund 38.200 Mitarbeiter von Opel und der Schwestermarke Vauxhall um ihre Jobs. Betriebsräte und die Gewerkschaft IG Metall informierten daher am Freitag die Opel-Beschäftigten über den aktuellen Stand, auch an den ausländischen Standorten soll es Treffen gegeben haben. "Die europäischen Arbeitnehmervertretungen sehen auch Chancen in der Schaffung des zweitgrößten Automobilherstellers in Europa", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Gewerkschaft und Betriebsrat.

Die Arbeitnehmervertreter versuchen, Optimismus zu verbreiten — und die positiven Seiten eines möglichen Geschäfts zu sehen. "Wir müssen intern bewerten, ob der Deal mit PSA nicht sogar die bessere Variante ist und die Chancen für die Marken Opel und Vauxhall erhöht", sagt beispielsweise Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in NRW, unserer Redaktion.

Für den Standort in Bochum, wo ein Warenverteilzentrum von Opel steht, ist er optimistisch: "Es ist ein hoch modernes Warenverteilzentrum — das modernste seiner Art mit einer hervorragenden logistischen Anbindung. Da muss man sich in den Verhandlungen vernünftig positionieren." Er erwarte nicht, dass es in NRW personelle Einschnitte geben werde. Wo man sich umhört, fällt ein Satz immer wieder: "Die Partnerschaft mit GM hatte nicht nur Vorteile."

Opel und Vauxhall sind seit 2009 eher Ballast für GM

Durch die künftige Ausrichtung des US-Unternehmens dürfte sich die Lage für Opel im Verbund auch nicht unbedingt verbessern: Denn GM-Chefin Mary Barra hält es mit VW-Chef Matthias Müller, der vor einigen Monaten über die künftige Ausrichtung des Wolfsburger Konzerns sagte: "Größe ist kein Selbstzweck." Das soll künftig auch bei GM gelten.

Seit Barras Amtsantritt hat ein Umdenken eingesetzt. Konkurrierte man früher mit Toyota und Volkswagen um den Titel des größten Automobilherstellers der Welt, geht es nun stärker um Profit — Tradition, Prestige und Größe sind nachrangig. GM zog sich unter Barras Führung bereits aus Thailand und Indonesien zurück, wo die Geschäfte schlecht liefen und die Aussichten trüb waren. Und auch Opel und Vauxhall sind mit Verlusten von mehr als neun Milliarden Dollar seit 2009 eher Ballast in ihrem Plan.

"GM erzielt mit Pkw-Verkäufen im Konzern kein Ergebnis", sagt einer aus dem Umfeld des Unternehmens: "Die Gewinnbringer sind SUVs und Trucks. Die Strategie sieht deshalb klar vor, sich darauf zu konzentrieren. Das bedeutet jedoch, dass das Management in Detroit kein Interesse mehr daran hat, für die Pkw-Marken Ressourcen zur Verfügung zu stellen."

Durch höhere Stückzahlen könnten Kosten gesenkt werden

Genau da sehen einige die Chance für Opel im Verbund mit PSA. Durch höhere Stückzahlen könnten die Kosten gesenkt werden, dadurch würden die beiden Unternehmen schlagkräftiger. Ein Zukunftsmodell könnte dann wie folgt aussehen: Die kleinen und mittleren Modelle würden auf den Plattformen von PSA gefertigt, die großen Modelle auf Opel-Plattformen — etwa der des Insignia. Hinzu könnte dann noch ein SUV kommen. Zudem würde sich GM ja nicht auf einen Schlag zurückziehen. Es könnte zum Beispiel eine Kooperation geben, dass Opel für GM in Europa den Buick baut.

Am Zusammenschluss mit den Franzosen zweifelt offenbar niemand mehr, zu weit scheinen die Gespräche zu sein. Also geht es nun um das "wie". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte am Freitag, es werde alles, was politisch möglich sei, getan, "dass die Arbeitsplätze und Standorte in Deutschland gesichert sind."

(maxi)
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