Deutsche Post Post spaltet Europageschäft bei Paketen ab

Wegen mieser Zahlen ging ein Post-Vorstand. Nun wird sein Job auf drei Leute aufgeteilt. Hierzulande steigen die Preise.

 Jürgen Gerdes. (Archiv)

Jürgen Gerdes. (Archiv)

Foto: dpa/Oliver Berg

Viele Jahre lang war der Ende Juni gefeuerte Post-Vorstand Jürgen Gerdes der prominenteste Manager des Konzerns nach Vorstandschef Frank Appel, jetzt zeigt sich, dass sein Arbeitspensum so groß war, dass es dauerhaft auf drei Personen aufgeteilt wird.

Am Montag entschied der Aufsichtsrat, dass das von Gerdes neu aufgebaute Paket- und E-Commercegeschäft in Europa ab Januar ein eigenes Ressort sein wird. Leiter der ganzen Kette von Post-Ablegern in mehr als 30 Ländern außerhalb Deutschlands wird der 1955 geborene Brite Ken Allen. Er hat bisher das globale Express-Geschäft geleitet, das einen neuen Vorstand bekommt. „Wir müssen schnell sein, wir dürfen aber niemals die Kontrolle über unsere Abläufe verlieren“, lautet einer von Allens Lehrsätzen. Und damit die Post sich dem Preisdruck von globalen E-Commerce-Händlern wie Amazon soweit wie möglich widersetzen kann, soll Allen sich weiter um die Verhandlungen mit diesen Partnern kümmern. „Ken Allen wird die Post noch mehr zum fast perfekten E-Commerce-Dienstleister umbauen“, sagt ein Post-Manager.

Ziel ist dabei, das deutsche System einer Integration von Heimzustellung, Briefversand, Packstationen, Verkaufsstellen und Logistikzentren weltweit zu kopieren – auch in Vietnam oder Chile ist die Post präsent, ebenfalls in Indien.

Das traditionsreiche Post- und Paketegeschäft in Deutschland wird ab Januar wieder als eigenständige Einheit agieren. Es wird wohl noch einige Monate lang kommissarisch von Vorstandschef Frank Appel geleitet, bis ein dauerhafter neuer Spartenvorstand ernannt wird. Appel hat bereits angekündigt, massiv sparen zu wollen, weil im Deutschland-Geschäft die Kosten zu hoch seien. Und er möchte zum 1. Januar 2019 das Porto deutlich erhöhen. Die Bundesnetzagentur muss das Volumen der Preissteigerung noch genehmigen. Als gut denkbar gilt, dass ein Standardbrief dann 80 Cent statt 70 Cent im Versand kostet.

Gleichzeitig bleibt das Deutschland-Geschäft die mit Abstand wichtigste Sparte der Post: Mehr als jeder Dritte der 508.000 Beschäftigten des Weltkonzerns Deutsche Post DHL arbeitet im heimatlichen Brief- und Paketgeschäft. Ein Viertel des Umsatzes in Höhe von 60 Milliarden Euro wird in der Heimat gemacht.

Ganz getrennt treibt die Post außerdem den eigenen Elektro-Lieferwagen Streetscooter voran. Gerdes hatte das Fahrzeug entwickeln lassen. Jetzt kümmert sich Personalvorstand Thomas Ogilvie um das Prestigeprojekt. „Wahrscheinlich hatte Gerdes sich zu viele Aufgaben aufgehalst“, sagt ein Insider, „der Aufsichtsrat hätte die Arbeit besser früher umverteilt.“

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