Briefe kosten ab 1. Januar 60 Cent Die Deutsche Post dreht an der Portoschraube

Bonn · Als die Deutsche Post Anfang 2013 von 55 Cent auf 58 erhöhte, gab es kaum Widerspruch. Ein echter Preisaufreger war der Schritt nicht, zumal der gelbe Riese 15 Jahre lang das Porto stabil gehalten und zwischendurch sogar abgesenkt hatte. Doch jetzt kommt ein neuer Preisanstieg auf die Verbraucher zu.

 Die Deutsche Post erhöht das Briefporto auf 60 Cent - ab 1. Januar 2014.

Die Deutsche Post erhöht das Briefporto auf 60 Cent - ab 1. Januar 2014.

Foto: AP, AP

Fans des geschriebenen Briefes und solche, die öfters zum Couvert greifen, müssen sich bald an eine 60-Cent-Briefmarke für den Standardbrief bis 20 Gramm gewöhnen. Anfang Dezember hatte die Bundesnetzagentur den Antrag der Post auf Preiserhöhung genehmigt.

Für die Kunden werde sich nicht viel ändern, sagt ein Sprecher. Niemand müsse sich sorgen, dass Briefmarken zum Jahresanfang ungültig werden könnten oder nicht ausreichend verfügbar sind. Alle Marken haben weiterhin Gültigkeit, müssten aber ab dem 1. Januar gegebenenfalls ergänzt werden mit einer Zusatzmarke von 2 oder 5 Cent. Diese Ergänzungsmarken würden so lange produziert wie Bedarf vorhanden sei. Die neue 60 Cent-Briefmarke ist schon seit Anfang Dezember in den Postfilialen vorrätig. Sollte in den ersten Wochen Briefe aus Gewohnheit falsch frankiert worden sein, würden die Zusteller auch ein Auge zudrücken, hieß es.

Für Postkenner kommt die Portoerhöhung nicht unerwartet. Erst vor wenigen Wochen hatte die Aufsichtsbehörde, nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit, die Basis für eine Anhebung gelegt. Unter dem sperrigen Begriff "Briefporti im Price-Cap-Verfahren" hatte sie die Spielräume für Preiserhöhungen festgelegt.

In einer komplizierten Rechnung wurde dabei eine Rate des Produktivitätsfortschritts von 0,2 Prozent ermittelt. Der allgemeine Rückgang der Briefsendungen im Privatbereich schränke den Spielraum der Post ein, Produktivitätserhöhungen zu realisieren, resümierte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Damit wurde der Rahmen abgesteckt, innerhalb dessen sich in den kommenden fünf Jahren Preisschritte bewegen dürfen. Bei einer angenommenen Inflationsrate von 1,8 Prozent ergebe sich somit ein Spielraum für eine Preiserhöhung im Durchschnitt von 1,6 Prozent, sagt ein Postsprecher.

Briefgeschäft schrumpft

Tatsächlich sind für die Post die Anpassungen notwendig, um im schrumpfenden Briefgeschäft halbwegs über die Runden zu kommen. Getrieben werden die Bonner unter anderem von der privaten Konkurrenz wie Pin Mail oder der Mail Alliance - eine Partnerschaft von 140 privaten Briefdiensten. Deren Preise liegen, wie bei Pin Mail, derzeit bei 55 Cent für den Standardbrief. Trotzdem sind die Wettbewerber im Briefgeschäft bislang eine kleine Nummer geblieben.

Rund zehn Prozent der Sendungsmengen und Umsätze entfallen nach Angaben der Bundesnetzagentur auf die Konkurrenz. "Die Marktstruktur hat sich demnach seit der vollständigen Liberalisierung 2008 im Briefbereich kaum verändert", notiert die Aufsichtsbehörde in ihrem Tätigkeitsbericht 2012.

So machen auch weniger die Wettbewerber das Leben des Marktführers schwer, sondern die zunehmende Enthaltsamkeit der Bundesbürger beim Briefeschreiben. Heute ist es für die meisten Menschen viel bequemer und vor allem schneller, über SMS, Email und Smartphones zu kommunizieren.

Im vergangenen Jahr beförderte die Deutsche Post insgesamt 7,6 Milliarden klassische Briefe von Privat- und Geschäftskunden. Das waren drei Prozent weniger als 2011. Vom gesamten Volumen entfielen 15,8 Prozent auf den privaten Bereich und 84,2 Prozent auf den geschäftlichen. Um mehr als fünf Prozent schrumpfte dabei das Volumen der Privatkundenbriefe.

Verglichen mit dem Jahr 2002 werden heute etwa 300 Millionen Briefe weniger in einem Jahr verschickt. Tendenz: weiter rückläufig. Postsprecher Dirk Klasen bleibt da ganz nüchtern: Email, SMS und Smartphone "sind der Tod des klassischen Briefes", sagt er.

Aber für die Post ist das Internet nicht nur Fluch, sondern auch ein Segen: Der boomende Onlinehandel lässt das Paketgeschäft aus allen Nähten platzen - und die Einbußen aus dem klassischen Briefbereich vergessen.

(dpa)
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