Transparency International stellt Jahresbericht vor Deutschland macht bei Korruptionsbekämpfung Fortschritte

Berlin/London (rpo). Mit Fortschritten bei der Bekämpfung von Korruption und Wirtschaftskriminalität hat sich Deutschland von einem "blamablen" 20. Platz auf den 15. Platz vorgearbeietet, wie aus dem Jahresbericht von Transparency International hervorgeht, der am Mittwoch in Berlin und London veröffentlicht wurde.

Von 146 untersuchten Länder liegt Finnland auf Platz eins bei der Bekämpfung von Korruption. Auf den weiteren Plätzen des jährlich ermittelten Korruptionsindexes folgen Neuseeland, Dänemark und Island. Schlusslichter bei der Korruptionsbekämpfung sind Nigeria, Bangladesch und Haiti.

Der Gründer und Vorsitzende von TI, Peter Eigen, machte darauf aufmerksam, dass jährlich weltweit mindestens 400 Milliarden US-Dollar durch Bestechung bei öffentlicher Auftragsvergabe verloren gingen. Er prangerte vor allem horrende Schmiergeldzahlungen von Erdöl-Firmen an. Wegen Korruption gingen Einnahmen aus der Erdölförderung der einheimischen Bevölkerung und für die Entwicklung der meist sehr armen Länder verloren.

Auch in Deutschland sei der Korruptionssumpf keineswegs ausgetrocknet, sagte der Leiter der deutschen TI-Abteilung, Hansjörg Elshorst. Bei der Untersuchung von Transparenz in deutschen Verwaltungen hätten diese letzte Plätze im westeuropäischen Vergleich eingenommen. "Das muss geändert werden." Als Beispiel nannte Elshorst die skandinavischen Länder, wo jeder Bürger die Möglichkeit auf Einsicht in Verwaltungsvorgänge habe.

Zur wirksamen Korruptionsbekämpfung gehörten glaubwürdige Sanktionen, sagte Elshorst. Auch hier hinke Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Kritik übte die Organisation auch an der Strafverfolgung von Korruption in der Wirtschaft.

90 bis 95 Prozent der Korruptionsfälle würden nicht entdeckt, zitierte TI Angaben des Bundeskriminalamts. Außerdem seien zu wenig Staatsanwälte in Deutschland auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert, was die Aufklärung hoch komplizierter Fälle erschwere. Nach Angaben des Statistik-Experten Johann Graf Lambsdorff verursacht Korruption in Deutschland einen Schaden von 50 Milliarden Euro, wie er der "Passauer Neuen Presse" sagte.

Korruption erschwert Wiederaufbau des Irak

Eigen betonte, der Korruptionsindex zeige, dass erdölreiche Länder wie beispielsweise Angola, Tschad, Ecuador, Iran, Irak oder Russland Schlusslichter bei der Korruptionsbekämpfung seien. In diesen Ländern sei die öffentliche Auftragsvergabe im Erdölsektor dadurch belastet, dass Einnahmen in die Taschen westlicher Führungskräfte oder in die von lokalen Offiziellen verschwänden.

"Die Zukunft des Irak hängt von Transparenz im Öl-Sektor ab", sagte Eigen. Die Größenordnung, die zur Finanzierung des Wiederaufbaus notwendig sei, unterstreiche, wie wichtig Transparenz im gesamten öffentlichen Auftragswesen sei.

Der seit zehn Jahren von TI veröffentliche Corruption Perceptions Index ist eine Zusammenfassung von Umfragen, die die Wahrnehmung von Geschäftsleuten und Länderanalysten wiedergeben. Der Index basiert außerdem auf 18 Erhebungen von zwölf unabhängigen Organisationen.

(ap)
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