Arbeitsmarkt Deutschen Arbeitnehmern geht es so gut wie lange nicht

Düsseldorf · Die boomende Konjunktur sorgt für spürbar steigende Einkommen in Deutschland. Die aktuellen Tarifabschlüsse liegen in den meisten Branchen deutlich über drei Prozent. Wir haben nachgerechnet: Wer verdient wie viel?

 Die Metaller bekommen ab dem 1. Mai 2,2 Prozent mehr Lohn.

Die Metaller bekommen ab dem 1. Mai 2,2 Prozent mehr Lohn.

Foto: dpa, jew kno fux jhe

Die Frage nach dem Einkommen der anderen ist für die meisten Arbeitnehmer wohl fast genauso interessant wie der eigene Gehaltszettel. Das deutsche Tarifwerk gehört aber zu den komplexesten Vertragskonstrukten überhaupt. Allein im Jahr 2013 kam es in Deutschland nach Zählung der Hans-Böckler-Stiftung zu Tarifabschlüssen für 13,1 Millionen Arbeitnehmer. Die durchschnittliche Abschlussrate lag im vergangenen Jahr bei 3,3 Prozent - ohne Berücksichtigung von Einmalzahlungen, unterschiedlichen Laufzeiten und ähnlichen Sondereffekten. Und das ändert sich auch in diesem Jahr kaum. Einer Analyse des Statistischen Bundesamtes zufolge ist für die meisten Beschäftigten 2014 ein Plus von drei Prozent und mehr drin - was angesichts der niedrigen Inflationsrate von zuletzt nur leicht über einem Prozent für die meisten Beschäftigten wirklich mehr Geld in der Tasche bedeutet. Ökonomen erwarten den höchsten Reallohnzuwachs seit 2010. Das bedeutet: Steigende Gehälter sichern den privaten Konsum - und der ist zu einer Stütze des deutschen Wirtschaftswachstums geworden.

Gebäudereiniger Die Unterschiede in der Branche zwischen West- und Ostdeutschland sind immens, werden in diesem Jahr aber zumindest ein Stück weit angepasst. Im Westen verdiente ein Gebäudereiniger 2013 in der mittleren Gehaltsgruppe 2231 Euro im Monat, im Osten waren es nur 1875 Euro (jeweils bei 39 Stunden Wochenarbeitszeit). Seit diesem Jahr gibt es im Westen einen Aufschlag von 3,4 Prozent, im Osten aber bekommt eine Reinigungskraft 5,4 Prozent mehr Geld. 2015 folgt die nächste Stufe mit 2,6 Prozent (Westen) und 3,1 Prozent (Osten) Aufschlag.

Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau 2495 Euro im Monat betrug das Gehalt in der mittleren Einkommensgruppe vor der jüngsten Erhöhung (Osten: 2365 Euro). Seit Januar gibt es in allen Gehaltsgruppen 3,2 Prozent mehr im Westen, im Osten 3,7 Prozent (Wochenarbeitszeit: 39 Stunden).

Metall- und Elektroindustrie Die Branche hat nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes einen der niedrigsten Tarifabschlüsse für dieses Jahr erzielt. In NRW verdiente ein Metallarbeiter in der mittleren Gehaltsgruppe 2495 Euro, seit dem 1. Mai gibt es 2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt (Wochenarbeitszeit: 35 Stunden). Der Tarifvertrag der Metaller läuft zum Jahresende aus.

Chemische Industrie Neben der Zeitarbeitsbranche haben die Chemiker im Westen der Republik den höchsten Tarifabschluss vereinbart. Die 145 000 Beschäftigten in NRW (deutschlandweit 550 000 Beschäftigte) erhalten seit Februar 3,7 Prozent mehr Geld. Vorher lag das Einkommen in der mittleren Gruppe bei 3104 Euro (Wochenarbeitszeit: 37,5 Stunden).

Groß- und Außenhandel Seit Mai greift für die 293 000 Beschäftigen in NRW eine neue Stufenerhöhung um 2,1 Prozent. Vorher lag der Lohn in der mittleren Gruppe bei 2485 Euro (Wochenarbeitszeit: 38,5 Stunden).

Versicherungen Die Branche hat einen einheitlichen Tarifvertrag für West und Ost. Durch die letzte Erhöhung vom Oktober 2013 stieg das Gehalt in der mittleren Gruppe auf 2784 Euro (plus 3,2 Prozent). Im Oktober dieses Jahres steht die nächste Stufenerhöhung um 2,2 Prozent an (Wochenarbeitszeit: 38 Stunden).

Öffentlicher Dienst Der Tarifstreit legte im März durch Streiks einen Großteil des öffentlichen Lebens lahm. Der Lohn: Eine Steigerung der Entgelte um 3,0 Prozent (mindestens 90 Euro). In der mittleren Entgeltgruppe lag das Monatseinkommen vorher bei 2579 Euro bei den Beschäftigten von Bund und Kommunen. Beschäftigte im Westen arbeiten 39 Stunden in der Woche, im Osten 40 Stunden.

Baugewerbe Derzeit beträgt der Lohn in der mittleren Gehaltsgruppe im Westen 2795 Euro (40 Arbeitsstunden in der Woche). Doch das ändert sich bald: Der noch nicht verbindlich gültige, aber ausverhandelte Tarifabschluss sieht ein Plus von 3,1 Prozent für dieses Jahr vor. Die Verhandlungen bei den Bankern haben gerade erst begonnen. Damit verfügen nahezu alle großen Branchen über aktuelle Tarifabschlüsse.

(RP)
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