DIW erhöht Wachstumsprognose Deutsche Wirtschaft brummt weiter

Berlin (RPO). Höhere Mehrwertsteuer oder nicht: Die deutsche Wirtschaft steht nach Expertenmeinung auch auf längere Sicht unter Dampf. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erhöhte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,7 Prozent. Auch steigende Löhne und Gehälter könnten diesem Trend vorerst nichts anhaben.

Wo wie viel Mehrwertsteuer drinsteckt
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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Wegen der robusten Konjunktur seien dieses Jahr Lohnsteigerungen von drei Prozent gerechtfertigt, meinte DIW-Experte Alfred Steinherr.

Für 2008 rechnet das Institut sogar mit einem Wachstum von 2,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit soll der Prognose zufolge dieses Jahr auf rund 4,3 Millionen sinken und 2008 knapp unter vier Millionen.

Auch das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) prophezeite für 2007 dank der Auswirkung der Globalisierung ein Anhalten der konjunkturellen Dynamik. Zugleich mahnte IW-Direktor Michael Hüther aber zur Beibehaltung einer moderaten Lohnpolitik, da sonst der gerade begonnene Beschäftigungsaufbau gefährdet werde. Auch die Finanzpolitik müsse ihre Sparbemühungen bei den Ausgaben beibehalten. "Nichts wäre schlimmer als Disziplinlosigkeit."

Zurückhaltender äußerte sich das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Es prognostizierte für 2007 lediglich ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent. Grund seien die hohen Risiken der Mehrwertsteuererhöhung für Binnennachfrage und Beschäftigung.

"Passablen makroökonomischen Entwicklung"

DIW-Präsident Klaus Zimmermann stellte indes fest, insgesamt könne von einer "passablen makroökonomischen Entwicklung" die Rede sein. Vom prognostizierten Aufschwung profitieren nach DIW-Sicht auch die öffentlichen Haushalte. Die Defizitquote werde nach 2,1 Prozent im Jahr 2006 auf 1,2 Prozent in diesem Jahr und 2008 gar auf 0,6 Prozent sinken.

Eher zurückhaltend bewertete das DIW hingegen die wirtschaftliche Rolle Deutschlands in der EU. Die Bundesrepublik sei noch nicht zur Lokomotive geworden, sondern immer noch ein Klotz. Mit einer für dieses Jahr erwarteten Wachstumsrate von 2,3 Prozent liege Deutschland im EU-Vergleich auf dem viertletzten Platz. Schwächer seien nur Frankreich mit 2,1 sowie Italien und Portugal mit jeweils 1,8 Prozent.

Auch Bauindustrie profitierte

Die wirtschaftlichen Risiken schätzt das Institut in seiner Prognose als "nicht unerheblich, aber insgesamt überschaubar" ein. Die Ölpreise hätten sich auf einem hohen Niveau eingependelt, Abweichungen nach unten und oben seien möglich. Die Dollar-Abwertung könnte sich nach DIW-Einschätzung fortsetzen, ein Teil der notwendigen Abwertung sei jedoch bereits erfolgt. "Die Zinsen haben in den Vereinigten Staaten ihren rasanten Anstieg hinter sich, in Europa hat die EZB einen Teil der von ihr vorgezeichneten Strecke zurückgelegt", heißt es weiter.

Von der Konjunkturbelebung im vergangenen Jahr hat auch die Bauindustrie profitiert. Die Bauwirtschaft habe die konjunkturelle Trendwende geschafft, sagte der Geschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper, im rbb-Inforadio. Als Folge gebe es bereits Engpässe bei Baustoffen, Baumaschinen und Arbeitskräften.

Seit Oktober werde im Bauhauptgewerbe wieder eingestellt, erklärte Knipper. Knapp 15.000 neue Arbeitsplätze seien geschaffen worden. "Das sind alles sehr, sehr positive Effekte, aber wir haben nach wie vor am Bau die Ertragswende noch nicht geschafft", erklärte er.

(ap)
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