Großer Europa-Vergleich Deutsche warten lange in der Schlange

Berlin (RPO). Deutsche müssen lange anstehen. Durchschnittlich sieben Minuten müssen sie einer Studie zufolge an der Kasse warten. In vielen anderen europäischen Ländern geht es wesentlich schneller. In Portugal betrage die Wartezeit 2,49 Minuten, in Irland 2,61 und in Österreich 2,7. "Spitzenreiter" sei Griechendland mit fast 14 Minuten.

Untersucht wurden die Wartezeiten von der englischen Unternehmensberatung Grass Roots, berichtet die Zeitung "Die Welt". Mit dieser Wartezeit liege Deutschland nur im unteren Mittelfeld. Noch schlechter schneidet die Bundesrepublik der Studie zufolge ab, wenn die Zahl der wartenden Kunden gemessen wird. 4,72 Kunden stünden durchschnittlich an deutschen Kassen. Lediglich in Italien und Griechenland seien es noch mehr.

Den Bestwert erreiche Estland mit 2,3 Wartenden vor Belgien und Österreich mit jeweils knapp 2,5. "Der alte Vorwurf von der Servicewüste Deutschland trifft noch immer voll zu", sagte Projektleiterin Patricia Franke-Bas dem Blatt zufolge.

2.500 Testkäufer in 24 Ländern unterwegs

Mehr als 2.500 Testkäufer in 24 europäischen Ländern in die Geschäfte geschickt. "Deutschland hat dabei keine gute Figur abgegeben", sagte Franke-Bas weiter.

Diese Feststellung und den Vorwurf der Servicewüste lässt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels indes nicht gelten. "Das stimmt vorne und hinten nicht", sagte HDE-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Gerade im Einzelhandel herrsche eine so große Konkurrenz, dass sich die Händler lange Wartezeiten an der Kasse kaum leisten könnten.

"Mitunter gibt es ja schon Rabatt bei langen Schlangen", betont Pellengahr. Er will nach eigenen Worten zwar nicht ausschließen, dass es durchaus Wartezeiten – auch in anderen Branchen – gebe. "Doch gerade im Einzelhandel kommen beispielsweise für Stoßzeiten flexible Einsatzpläne zum Tragen", sagte Pellengahr.

Mehr Personal könnte helfen – SB-Terminals zum Bezahlen

Genau hier setzt aber die Unternehmensberatung mit ihrer Kritik an: "In der Hälfte der getesteten deutschen Geschäfte hätte die Wartezeit durch die Öffnung weiterer Kassen oder den Einsatz weiterer Verkäufer verkürzt werden können. Passiert ist dies aber gerade mal in jedem zehnten Geschäft", berichtete Franke-Bas.

Entsprechend unzufrieden seien die Verbraucher. Jeder vierte der befragten Einkäufer gehe frustriert aus dem Laden. Dies gelte besonders nach dem Schlangestehen am Bahnschalter.

Einige Händler setzen mittlerweile auf Selbstbedienung an der Kasse, bei denen der Kunde seine Ware eigenständig über den Scanner zieht und anschließend per Karte bezahlt. Als Aufsicht reiche dabei eine Verkäuferin für vier Kassen. In den USA werde Schätzungen zufolge mittlerweile schon jede zehnte Kasse von Kunden bedient. Nach Pellengahrs Einschätzung wird diese Technik künftig zwar immer mehr an Bedeutung gewinnen, ohne Verkaufspersonal gehe es aber auch dann nicht.

(ap)
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