Gewinneinbruch Brexit-Votum beutelt Telekom

Bonn · Die Telekom überrascht mit einem Gewinneinbruch. Unternehmenschef Höttges zeigt sich dennoch optimistisch und will auch in Deutschland stärker wachsen. Die Aktionäre können sich über etwas mehr Dividende freuen.

 Fahnen wehen in Bonn vor der Zentrale der Deutschen Telekom.

Fahnen wehen in Bonn vor der Zentrale der Deutschen Telekom.

Foto: dpa, obe

Die Folgen des Brexit-Votums haben die Telekom 2016 heftig getroffen. Wegen des Pfundverfalls nach der Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union austreten zu wollen, und eines Bilanzskandals in Italien musste das Unternehmen Milliarden auf seine Beteiligung an dem britischen Mobilfunkprimus BT Group abschreiben. Der Telekom-Gewinn für das Jahr sank dadurch überraschend deutlich um 17,8 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr setzt das Unternehmen auf Wachstum nicht nur in den USA und verstärkt auch im Heimatmarkt, wie die Telekom am Donnerstag in Bonn mitteilte. Die Dividende soll trotz des Gewinnrückgangs um 5 auf 60 Cent je Aktie wachsen.

Optimismus zieht Telekom-Chef Tim Höttges aus der besseren Entwicklung im Breitbandgeschäft. Zudem will die Telekom weiter die Kosten im Zaum halten.

Die US-Mobilfunktochter T-Mobile US ist mit starkem Kundenzulauf und mittlerweile auch steigenden Gewinnen der Wachstumsgarant der Bonner. Insgesamt trieb das den Umsatz konzernweit um knapp 6 Prozent auf 73,1 Milliarden Euro in die Höhe. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse weiter zulegen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll um rund 4 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro klettern. Analysten hatten sich hier mehr ausgerechnet. Im vergangenen Jahr gab es beim operativen Ergebnis vor allem dank der US-Sparte ein Plus von knapp 8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro.

Neben der starken US-Sparte lieferte seit längerer Zeit auch das Deutschlandgeschäft beim Ergebnis wieder einen knappen Zuwachs. Das Plus von 0,1 Prozent 2016 soll aber in diesem Jahr deutlich größer ausfallen: Dann plant Finanzchef Thomas Dannenfeldt - nach einigen kleineren Umbauten in der Bilanz - in Deutschland ein Plus von gut 2 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro ein.

Die Abschreibung auf das britische Mobilfunkgeschäft von 2,2 Milliarden Euro hatte die Telekom im vierten Quartal sogar in die roten Zahlen gezogen. Die BT Group steht seit Anfang 2016 in der Bilanz der Bonner. Damals war die Telekom durch den Verkauf des britischen Mobilfunkgeschäfts an die Anteile gekommen und hatte noch einen dicken Sonderertrag verbucht. Der Wert der Anteile musste nach dem Währungs- und Kursverfall Ende 2016 von 7,4 Milliarden auf 5,1 Milliarden Euro korrigiert werden. Im Januar waren nochmals mehrere Milliarden Marktwert bei den Briten verloren gegangen, weil eine Gewinnwarnung infolge eines Bilanzskandals in Italien belastete.

Im Europageschäft tut sich die Telekom vereinzelt weiter schwer. Das gilt etwa für die schwächelnde Tochter in den Niederlanden. Im europäischen Ausland nahm die Telekom im vierten Quartal Geld in die Hand, um neue Kunden zu gewinnen. Das belastete aber zunächst erneut das operative Ergebnis, das auf Jahressicht um gut 5 Prozent zurückging.

Die IT-Tochter T-Systems steckt weiter im Umbau. Zuletzt musste T-Systems-Chef Reinhard Clemens die internen Umsatzziele senken, weil die Kunden immer schneller vom herkömmlichen Betrieb in eigenen Rechenzentren auf die Cloud - Rechendienste aus dem Internet - umschwenken. Im vierten Quartal musste T-Systems nun wegen zwei schlecht laufender Altverträge eine Risikovorsorge bilden. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) brach im Gesamtjahr um ein Fünftel, im Schlussquartal um fast drei Viertel ein.

(lsa/dpa)
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