Neuer Wirbel um Euro-Geheimtreffen "Deutsche streuen vertrauliche Informationen"

Athen (RPO). Die Schlinge um das hochverschuldete Griechenland zieht sich immer weiter zu. Am Montag stufte eine wichtige Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Athens erneut herab. Und hinter den Kulissen in Brüssel kochen die Euro-Länder vor Wut. Denn Informanten aus Deutschland sollen geheime Informationen an Medien verraten. Und damit Athen noch näher an den Abgrund rücken.

Der Euro-Rettungsschirm ESM
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Foto: dpa, Boris Roessler

Das "geheime" Treffen einiger Euro-Länder am Freitag in Luxemburg erhitzt weiter die Gemüter. Denn der Termin wurde bekannt. "Spiegel Online" berichtete gegen Abend, Griechenland erwäge sogar den Austritt aus der Euro-Zone. Die Meldung erschien noch vor Börsenschluss, was teure Folgen hatte. Der Euro verlor gegenüber dem Dollar zwischenzeitlich drei Cent. Griechenlands Regierung protestierte, dass die Meldung trotzt eines Dementi aus Athen weiter verbreitet wurde.

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ärgern sich Vertreter der 17-Euro-Länder bis heute schwarz über den Vorfall. Offenbar würden aus Deutschland wiederholt vertrauliche Informationen an Medien durchgesteckt, um die Spekulationen gegen Griechenland weiter anzuheizen. "In Deutschland gibt es Personen, die absichtlich Gerüchte und Halbwahrheiten streuen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen Kritiker. Diese Personen handelten entweder unverantwortlich oder verfolgten sogar eine Agenda, so die Quelle weiter.

Ein "hochranginger Verteter der Euro-Länder" beklagt sogar , die bisher offenbar unbekannten Informanten "werfen Griechenland und den Euro den Spekulanten zum Fraß vor. Alle beteiligten Länder würden sich an Abmachungen halten — nur Deutschland nicht. Experten warnen dem Bericht zufolge vor weitreichenden Folgen der Indiskretionen. Denn derzeit sei es fast unmöglich in Ruhe und vertraulich über das Thema Athen zu beraten.

Unterdessen gehen die Bemühungen um Griechenland weiter. Denn die finanzielle Not Athens wird offenbar immer dramatischer. Ein zweites Rettungspaket gilt vielen Experten inzwischen als unausweichlich. Offizielle Stellen halten sich bedeckt. Berichte über neue Milliarden-Pakete werden dementiert.

Denn Athens zusätzlicher Bedarf an Finanzhilfe sei EU-Kreisen zufolge unklar. Die Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds prüfen derzeit in routinegemäß die Lage des Landes, hieß es von einem EU-Diplomaten in Brüssel am Dienstag.

Es stehe nicht fest, ob der hoch verschuldete Euro-Staat noch mehr Kredithilfe benötige. Jegliche Zahlen, die über die Höhe neuer Hilfen kursiere, sei falsch. "Es gibt keine formellen Verhandlungen", ergänzte er. Die Nachrichtenagentur Dow Jones hatte berichtet, im Juni werde ein zusätzliches Kreditpaket von 60 Milliarden Euro für Griechenland beschlossen.

(csi)
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