Antrag bei Bundesnetzagentur Warum die Post das Briefporto vorzeitig erhöhen will

Bonn/Düsseldorf · Auf die Verbraucher in Deutschland könnte bereits im kommenden Jahr eine deutliche Erhöhung des Portos für Briefe und Postkarten zukommen. Der Antrag bei der Bundesnetzagentur ist bereits gestellt und wird nun geprüft.

Ein Postbote auf einem Fahrrad wirft einen langen Schatten auf eine Straße.

Ein Postbote auf einem Fahrrad wirft einen langen Schatten auf eine Straße.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Eigentlich sollten die aktuellen Portopreise der Post für Briefe – zum Beispiel 85 Cent für Standardbriefe – bis Ende 2024 gültig sein. Nun beantragt der Bonner Konzern von der Bundesnetzagentur, eine vorzeitige Erhöhung zu erlauben, die dann zu Beginn des Jahres 2024 gelten soll. Um welchen Betrag die Preise steigen sollen, war zunächst unklar. Das gab die Post am Dienstag bekannt. Der seit dem 4. Mai amtierende neue Vorstandschef Tobias Meyer wagt den Streit mit der Netzagentur.

Die für das deutsche Briefe- und Paketegeschäft (P&P) zuständige Vorstandsfrau Nikola Hagleitner sieht keine Alternative zu dem ungewöhnlichen Vorstoß: „Angesichts drastisch gestiegener Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und den sehr hohen Tarifabschluss 2023 sowie deutlich stärker abnehmende Briefmengen führt an einer vorzeitigen Erhöhung des Portos kein Weg vorbei.“ Die Erhöhung falle dem Unternehmen „nicht leicht“. Aber es sei nicht zu bezweifeln, dass die von der Bundesnetzagentur angenommenen Werte zu Briefmengen und Kostenerhöhungen nicht eingetreten seien: „Fakt ist, dass die von der Behörde ursprünglich unterstellten Kosten und Briefmengenentwicklungen so nicht eingetreten sind.“

Die größte Rolle beim Antrag auf eine vorzeitige Preiserhöhung spielt die Tariferhöhung von 11,5 Prozent, deren Volumen durch die Einmalzahlungen von 3000 Euro pro Kopf noch einmal erhöht worden war. Beschäftigte in den unteren Lohngruppen erhalten bis zu 20 Prozent mehr. Das koste den Konzern rund 400 Millionen Euro in diesem Jahr, hatte Finanzvorstand Melanie Kreis bei der Bilanzpressekonferenz gesagt. Umgerechnet auf die 160.000 Beschäftigen im deutschen Brief- und Paketgeschäft sind das pro Kopf 2500 Euro an Mehrkosten bis Ende des Jahres, nächstes Jahr wird der Wert doppelt so hoch liegen.

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Foto: dpa, spf bsc

Die Netzagentur hat der Post Preiserhöhungen von insgesamt 4,6 Prozent zwischen Anfang 2022 bis Ende 2024 erlaubt. Der Konzern hatte schon früh darauf aufmerksam gemacht, dass dies zu wenig sei, um die steigenden Kosten aufzufangen. Außerdem weist die Deutsche Post darauf hin, dass sie weiterhin immer weniger Briefe transportiere, was die Kosten pro Sendung rein rechnerisch erhöhe. Der Preis für einen Standardbrief liege mit 85 Cent weit unter dem europäischen Durchschnittspreis von 1,33 Euro und noch unter dem Preisniveau in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien.

Dabei hat die Post im Heimatmarkt im vergangenen Quartal laut eigener Einschätzung kein Geld mehr verdient. Die Dividende würde alleine aus dem florierenden Auslandsgeschäft der DHL-Divisionen bezahlt. Verdi hatte im Tarifkampf dagegen immer wieder auf den Rekordumsatz hingewiesen, der aber in Wahrheit überwiegend aus dem Ausland kommt. Vorstand Hagleitner meint nun, pro Jahr müssten bis 2030 eine Milliarde Euro in Deutschland investiert werden, um unter anderem klimaneutral zu werden und um Paketzentren weiter zu modernisieren.

Schon vor dem Antrag auf Erhöhung der regulierten Briefpreise hat die Post eine Reihe an Preisanpassungen unter anderem für Pakete zum 1. Juli angekündigt. So steigt innerhalb Deutschlands der Privatkunden-Preis für das 10-Kilo-Paket von 9,49 auf 10,49 Euro. Zusätzlich werden Dienstleistungen wie die Transportversicherung, Alterssichtprüfung, Sperrgut, Rolle oder Nachnahme teurer – hier werden teilweise die Preise für DHL-Geschäftskunden auch angehoben. „Bei Paketpreisen muss der Konzern Post DHL aber aufpassen“, sagt der Essener Logistikexperte Detlef Symanski, „da baut Amazon in immer mehr Städten ein eigenes Verteilnetz auf, um Lieferungen zuzustellen.“

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