Fitschen bekräftigt zudem Wertewandel Deutsche Bank steigt aus Goldpreis-Fixing aus

Frankfurt · Die Deutsche Bank will sich nicht mehr an der Feststellung der offiziellen Referenzpreise für Gold und Silber beteiligen. Die Bank begründete den Rückzug aus dem exklusiven Kreis der fünf Fixing-Teilnehmer am Freitag mit der deutlichen Verkleinerung ihres Rohstoff-Geschäfts.

Vorsitzender der Deutschen Bank - Infos zum Chef und seinen Vorgängern
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Das Führungspersonal der Deutschen Bank

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Gleichzeitig betonte sie aber: "Wir bleiben in unserem Edelmetall-Geschäft voll engagiert." Die Deutsche Bank war im Sommer auch im Gold- und Silber-Handel ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten. Diese untersuchen, ob es auch dort zu Manipulationen gekommen ist. Die zumindest teilweise erfolgreichen Versuche von Banken, Referenzsätze wie den Libor oder auch Devisenkurse zu lenken, haben die Aufseher und Marktteilnehmer aufgeschreckt.

Insgesamt sind fünf Institute am Gold-Fixing beteiligt. Der Preis wird in einer Telefonkonferenz des exklusiven Klubs zwei Mal am Tag festgelegt. Die Deutsche Bank ist als einzige deutsche Bank dabei. Die anderen sind Barclays, HSBC, Bank of Nova Scotia-Scotia Mocatta und Societe Generale. Sie alle wollten sich zu dem Schritt nicht äußern. Laut Bankkreisen will die Deutsche Bank ihren Platz in dem Kreis an ein anderes Mitglied der London Bullion Market Association verkaufen.

Die Finanzaufsicht in London hatte alle Institute, die zu wichtigen Devisen-, Öl-, Gold- und anderen Indizes beitragen, aufgefordert, bis Juli 2014 zu überprüfen, ob sie dabei die neuen weltweiten Regeln für deren Ermittlung einhielten. Die Banken sollen dabei erklären, was sie aus dem Libor-Skandal gelernt hätten.

Anfang Dezember hatte die Deutsche Bank beschlossen, sich aus dem Geschäft mit Öl, Gas, Kaffee, Getreide, Metallen und Massengütern wie Erz oder Kohle zurückzuziehen. Bleiben sollen nur Rohstoff-Derivate und Edelmetalle. Die bei Verbraucherschützern umstrittenen Wetten auf die Preise von Nahrungsmitteln und deren Grundstoffen bietet die Deutsche Bank damit weiter an. Insgesamt hat das Rohstoffgeschäft für Banken an Attraktivität verloren: Die Margen werden geringer, und der Handel absorbiert viel Kapital. Auch andere Institute ziehen sich daraus zurück.

Fitschen bekräftigt Wertewandel

Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen hat die Entschlossenheit des größten deutschen Geldinstituts zu einem tiefgreifenden Kulturwandel bekräftigt. Fitschen sagte am Freitag auf einem Neujahrsempfang der Deutschen Bank in Düsseldorf, die gestiegene Bedeutung von Werten wie Integrität, Nachhaltigkeit und Innovation werde auch personelle Auswirkungen haben. "Es werden nicht alle dabei sein. Die es nicht für sich als ihren Kompass zu akzeptieren bereit sind, die müssen uns verlassen."

Fitschen sagte, er sei sich bewusst, dass die Neuausrichtung der Deutschen Bank in der Öffentlichkeit noch nicht richtig abgenommen werde. Es handele sich um einen mehrjährigen Prozess. "Einen Kulturwandel kann man nicht per Knopfdruck herbeiführen". Doch werde sich die Bank von diesem Weg nicht abbringen lassen.

Die größte deutsche Bank sieht sich zurzeit immer wieder mit Vorwürfen wegen Problemfällen aus der Vergangenheit konfrontiert. Erst im Dezember musste sie sich zur Zahlung von 1,4 Milliarden Euro bereiterklären, um einen Streit um Hypothekenpapiere in den USA aus der Welt zu schaffen. Kurz zuvor hatte die EU-Kommission im Libor-Skandal wegen verbotener Absprachen bei Zinssätzen die Rekordstrafe von 725 Millionen Euro gegen das Institut verhängt.

(REU)
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