Nach Postbank-Übernahme Deutsche Bank: Kahlschlag vermeiden

Frankfurt (RPO). Nach der Übernahme der Postbank versucht die Deutsche Bank Befürchtungen über den Abbau Tausender Stellen zu zerstreuen. "Wir brauchen engagierte Mitarbeiter. Und wir werden jede Veränderung sehr offen, sehr transparent mit den Sozialpartnern besprechen", sagte Deutsche-Bank-Vorstand Rainer Neske.

Gewerkschafter befürchten der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zufolge die Streichung von bis zu 7000 Arbeitsplätzen in beiden Häusern. "Jede Aussage zu einem Stellenabbau ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unseriös", betonte Neske.

Unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt die "FAS", sollten Stellen gestrichen werden, dann über Fluktuation und sozialverträglich. Auch ein Wechsel an der Postbank-Spitze sei derzeit kein Thema. "Wir haben volles Vertrauen in den Vorstand der Postbank", sagte Neske.

Für Kunden soll sich nichts ändern

Für die mehr als 14 Millionen Postbank-Kunden soll sich nach der Übernahme durch die Deutsche Bank nichts groß ändern. "Es wird bei zwei Marken bleiben, die ihren Kunden unterschiedlichen Angebote machen", sagte der Banker. So werde die Postbank weiter ein kostenloses Girokonto anbieten, die Deutsche Bank nicht.

Die durch die Übernahme entstehenden Synergien beziffert Neske auf eine Milliarde Euro. "Drei Viertel davon entfallen auf die Kosten, der größte Teil davon wiederum auf den Bereich IT", sagte Neske. So solle die Software für Kernprozesse auf eine gemeinsame Plattform gebracht werden.

Die Deutsche Bank will die Postbank noch in diesem Jahr in die eigene Bilanz nehmen. Deutschlands Branchenprimus hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie nun insgesamt mehr als 51 Prozent an der Postbank halten, nachdem ihr die freien Aktionäre mindestens 21,5 Prozent angedient haben. Das genaue Ergebnis will das Institut am Montag bekanntgeben.

Mit dem Kauf der Postbank steigt die Deutsche Bank auch im Privatkundengeschäft zur Nummer eins hierzulande auf und reduziert ihre oft kritisierte Abhängigkeit vom risikoreichen Investmentbanking. Zusammen haben beide Finanzinstitute weltweit über 28 Millionen Privatkunden und fast 2900 Filialen, den größten Teil davon in Deutschland. Mit insgesamt 224 Milliarden Euro an Kundeneinlagen macht sich die Deutsche Bank weniger abhängig von der derzeit angespannten Refinanzierung über die Kapitalmärkte.

Die Postbank ist allerdings vergleichsweise schwach kapitalisiert: Um die eigene Kernkapitalquote durch den Kauf nicht zu belasten, hat sich die Deutsche Bank bereits zehn Milliarden Euro frische Mittel bei den Aktionären beschafft. Die Kosten für die Übernahme bezifferte die Bank mit 6,3 Milliarden Euro.

(RTR/jre)
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