Deutsche Bank und Commerzbank Das wären die Folgen der riesigen Banken-Fusion

Frankfurt · Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank hätte weitreichende Folgen für Stellen, Verbraucher, Steuerzahler. An der Bilanzsumme gemessen würde die drittgrößte Bank Europas entstehen. Ein Überblick.

 Commerzbank-Chef Martin Zielke und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

Commerzbank-Chef Martin Zielke und Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.

Foto: dpa/Arne Dedert

Seit Monaten wird spekuliert, diskutiert, intrigiert. Seit Sonntag ist es offiziell, um 13.07 Uhr teilten Deutsche Bank und Commerzbank mit, dass sie über eine Fusion sprechen. „Mit Blick auf sich bietende Opportunitäten hat der Vorstand beschlossen, strategische Optionen zu prüfen. In diesem Zusammenhang bestätigen wir, dass Gespräche mit der Commerzbank geführt werden“, erklärte die Deutsche Bank. Und weiter: „Es gibt keine Gewähr, dass es zu einer Transaktion kommt.“ Die mangelnde Begeisterung zeigt, wie sehr sich die Banken von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) zu einer „Deutschen Commerz“ gedrängt fühlen.

Auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart ist skeptisch: „Das Land verfolgt diese Gespräche mit großer Aufmerksamkeit, da beide Banken mit Tausenden von Mitarbeitern in NRW tätig sind. Ob die Bildung eines nationalen Champions hier Vorteile verspricht oder zu Lasten von Wettbewerb und Arbeitsplätzen geht, muss kritisch hinterfragt werden“, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion. „Gleiches gilt für das systemische Risiko, das sich durch eine Fusion noch erhöhen könnte.“

Folgen für Banken Gemessen an der Bilanzsumme würde nach HSBC und BNP Paribas eine neue Nummer drei in Europa entstehen. Aus zwei angeschlagenen Banken soll ein starker Riese entstehen, der im großen Stil Kosten senken und international wieder wettbewerbsfähig werden kann. Doch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing scheint an eine Fusion nicht zu glauben. Er versicherte den Mitarbeitern, man werde „ausschließlich wirtschaftlich sinnvolle Optionen verfolgen“. Es gebe erfahrungsgemäß viele Gründe gegen eine Fusion. In der Tat: An der Übernahme der Dresdner Bank hatte sich die Commerzbank vor zehn Jahren fast verhoben und musste vom Staat gerettet werden.

Für Arbeitnehmer Durch die Fusion würde eine Bank mit zunächst 134.000 Mitarbeitern entstehen. Um die gewünschten Synergien einzufahren, dürften Zehntausende Arbeitsplätze gestrichen werden. So, wie sich Kaufhaus-Mitarbeiter an Doppel-Standorten fürchten, müssen sich auch Bank-Angestellten Sorgen machen. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet den Verlust von bis zu 30.000 Jobs und will bei den Aufsichtsratssitzungen am Donnerstag Front gegen die Pläne machen.

Für Filialen Die Deutsche Bank hat 535 Filialen in Deutschland, die Commerzbank rund 1000. Auch diese Zahl dürfte deutlich sinken. Was das für Kunden bedeutet, ist noch unklar. Commerzbank-Chef Martin Zielke hielt sich zu allen Fragen bislang bedeckt, auch weil er seinen Großaktionär, den deutschen Staat, nicht verärgern will. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnt vor steigenden Preisen und sinkender Angebotsvielfalt für die Kunden.

Für Wettbewerb und Stabilität Achim Wambach, Chef des Instituts ZEW und der Monopolkommission, sieht weniger Wettbewerbs- als Stabilitätsprobleme: „Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden. Denn die Geschäftsfelder der beiden Banken überschneiden sich entweder nur gering oder sind wenigstens spürbarem Wettbewerb ausgesetzt– auch noch nach einer möglichen Fusion“, sagte Wambach unserer Redaktion. Er fürchtet eher, dass die neue Bank wegen ihrer Größe zu einem Systemrisiko werden könnte. „Durch den Zusammenschluss entsteht möglicherweise eine neue Bedrohung für die Finanzwelt, nämlich durch einen Anstieg des Systemrisikos.“ Die Finanzkrise habe deutlich gemacht, dass große Banken nicht ohne weiteres abgewickelt werden können und gegebenenfalls vom Staat gerettet werden müssen. Die Monopolkommission fordert schon länger eine Finanzfusionskontrolle, die diese Frage prüft.

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