Außerordentliche Hauptversammlung Deutsche Bank: Aktionäre verärgert

Frankfurt/M. · Die Kirch-Familie hat eine außerordentliche Hauptversammlung erzwungen. Viele Aktionäre sind verägert, dass sie außer der Reihe nach Frankfurt anreisen müssen. Kritiker werfen der Kirch-Familie Missbrauch des Rechts vor.

Vorsitzender der Deutschen Bank - Infos zum Chef und seinen Vorgängern
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Das Führungspersonal der Deutschen Bank

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Foto: dapd

Erstmals lädt die Deutsche Bank für heute zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Das Aktionärstreffen ist nötig geworden, weil die Bank sonst zur ordentlichen Hauptversammlung in sechs Wochen nicht einen ordnungsgemäßen Jahresabschluss vorlegen könnte.

Der Grund für die außerplanmäßige Versammlung sind Rechtsstreitigkeiten mit den Aktionären der Kirch-Familie. Die haben Beschlüsse der letzten Aktionärstreffen angefochten und den zuständigen Richter am Handelsgericht wegen Befangenheit erfolgreich abgelehnt. Die Folge: Einige Beschlüsse konnten nicht rechtzeitig ins Handelsregister eingetragen werden.

Dazu gehört auch die Wahl von Paul Achleitner zum Chef des Aufsichtsrates. Die Bestätigung des Abschlussprüfers KPMG ist nichtig, ebenso der Beschluss zur Gewinnverwendung. Diese Anträge müssen jetzt noch einmal beschlossen werden.

Viele Aktionäre sind verärgert, dass sie nun wieder nach Frankfurt reisen müssen — und dabei wahrscheinlich kaum Gelegenheit zur sonstigen Aussprache mit der Deutsche-Bank-Führung haben werden. Der Ärger richtet sich vor allem gegen die Vertreter der Kirch-Familie.

So meint Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die Anwälte der Kirch-Familie nähmen keine ureigenen Aktionärsrechte in Anspruch. Sie seien ein Fall fürs Gericht. Er halte das Vorgehen der Kirch-Familie für Missbrauch: "Hier werden alle Aktionäre der Deutschen Bank in Geiselhaft durch Herrn Kirch bzw. seine Nachfahren genommen", schimpft der Aktionärsvertreter.

Auch die entstehenden Kosten der Veranstaltung in der Frankfurter Jahrhunderthalle, zu der etwa 1000 Anteilseigner anreisen dürften, ärgern ihn. Die Deutsche Bank nennt dafür einen hohen einstelligen Millionenbetrag. Den hätte man sich sparen können, meint Nieding: "Da das die Privatparty der Familie Kirch ist, sollten sie eigentlich auch die Zeche dafür zahlen."

Damit dieses Mal alles mit rechten Dingen zugeht, dürfte die Deutsche Bank wohl vorsorglich den Versammlungsleiter gesondert wählen lassen. Üblicherweise ist das der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Da aber auch Achleitners Wahl noch nicht rechtskräftig sei, könnte man sich so absichern, heißt es in Bankenkreisen.

(RP/pst/csi)
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