Billig-Angebote von der Deutschen Bahn Das steckt hinter den ICE-Tickets für 9,90 Euro

Düsseldorf · Die Bahn will mit dem neuen Angebot ihre Züge besser auslasten. Aber die Billig-Tickets sind rar. Der Chef der NRW-Verbraucherzentrale meint, die Bahn müsse ein anderes Problem lösen.

Viele ICE sind alles andere als voll - also werden Tickets nun günstig angeboten.

Viele ICE sind alles andere als voll - also werden Tickets nun günstig angeboten.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Die Deutsche Bahn versucht ihre ICE-Züge mit einer ungewöhnlichen Aktion besser auszulasten. Auf einer Reihe kürzerer Strecken lässt sich ein Ticket bereits ab 9,90 Euro erwerben für den Zeitraum zwischen dem 11. Juni und dem 31. Juli. Der Preis von 9,90 sei so „günstig wie nie“ verkündet die Bahn. Normalerweise lassen sich Tickets zum Super Sparpreis für mindestens 17,90 Euro kaufen, in der ersten Klasse sind bei diesen Tickets mindestens 26,90 Euro fällig.

Der Staatskonzern versucht mit der Rabattaktion offensichtlich auch Reisende in die Fernzüge zu locken, die sich sonst mit dem Deutschlandticket für 49 Euro auf die Reise nur mit Nahverkehrszügen machen würden. Insgesamt stehen während des Aktionszeitraums mehr als 1 Million Tickets zur Verfügung. „Damit will man wohl freie Kapazitäten verkaufen“, sagt Lothar Ebbers, Sprecher vom Fahrgästeverband Pro Bahn NRW. In 2022 hatte die Bahn 132 Millionen Passagiere im Fernverkehr, im Jahr 2019 waren es rund 150 Millionen - es sind also massenhaft Plätze ungenutzt.

Allerdings sind zum extrem günstigen Sparpreis nur Tickets auf sehr kurzen Routen zu buchen. Die Bahn nennt als Optionen Köln-Düsseldorf, Hamburg-Bremen, Dresden-Leipzig oder Augsburg-München. Bei einem Test fanden wir für die Städtepaare Düsseldorf-Münster, Düsseldorf-Bonn, Düsseldorf-Essen oder Düsseldorf-Köln allerdings für eine Reihe von Tagen Anfang Juli keinerlei ICE-Tickets für 9,90 Euro eine Strecke. „Das wirkt auf mich eher wie eine Werbeaktion als wie ein nachhaltiges Angebot“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale. Er meint: „Wenn die Bahn wirklich etwas für die Kunden will, sollte sie den Service verbessern und deutlich pünktlicher werden.“

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Foto: dpa-tmn/G.Breitegger

Tatsächlich können Kunden auch ohne das neue Angebot bei frühem Buchen günstig mit der Bahn per ICE und in anderen Zügen reisen, aber die Pünktlichkeit ist verheerend. Nur 65,5 Prozent der ICE und IC Züge haben im Mai ihr Ziel pünktlich erreicht, wobei eine Verspätung von fünf Minuten als pünktliche Ankunft bewertet wird. Mit maximal 15 Minuten Verspätung kommen auch nur 82,6 Prozent der ICE und IC an, was umgekehrt bedeutet, dass 17,4 Prozent der Züge mehr als 15 Minuten Verspätung haben. „Das sind schon sehr hohe Werte“ meint Verbraucherschützer Schuldzinski. Die Bahn erklärt die vielen Verspätungen auch mit den vielen Baustellen.

Frühes Buchen lohnt sich - ein paar Beispiele ab Düsseldorf

Bei frühem Buchen sind dagegen Reisen mit der Bahn sehr erschwinglich, auch auf längeren Routen. Dazu einige Beispiele: Am Dienstag, 4. Juli lässt sich Düsseldorf-Hamburg für nur 17,90 Euro buchen, wobei der ICE allerdings schon um 6.38 Uhr losbraust, um dann um 9.51 Uhr an der Alster zu sein. Wer erst um halb zehn Uhr früh losfahren will, erhält sein ICE-Ticket in die Hansestadt für 27,90 Euro. Dabei können Kinder bis 14 Jahren kostenlos mitkommen, sofern der Hauptreisende mindestens 15 Jahre alt ist.

Ebenfalls für 17,90 Euro ist am 4. Juli München zu erreichen, wobei Abfahrt erst um 16.04 Uhr ist, mit Ankunft um 22.26 Uhr mit zweimal Umsteigen.

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Eine bequeme Fahrt an die Isar ohne Umsteigen ist um 15.12 zu erhalten, mit Ankunft um 20.42 Uhr, die dann 47,90 Euro kostet. Ist das teuer? Ohne jeden Rabatt kostet die Strecke bis zu 135 Euro. Wer ein Auto nutzt, muss bei einem Verbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometern für die 620 Kilometer alleine 43,40 Liter Sprit tanken. Bei einem Literpreis von 1,50 Euro kommen so 65,10 Euro zusammen ohne Berücksichtigung des Verschleißes.

Diejenigen, die ein Deutschlandticket haben, um in der Region zu pendeln, können natürlich auch längere Strecken so bewältigen: Koblenz, Bremen und Hannover können mit einem Umstieg ab Düsseldorf besucht werden, nach Mainz, Trier und Hamburg muss man zweimal umsteigen, nach Berlin mindestens dreimal.

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