Tarifkonflikt EVG verzichtet bis in den Januar auf Streiks

Frankfurt/Main · Bahnkunden können durchatmen: Nach der Lokführergewerkschaft GDL hat nun auch die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG erklärt, bis in den Januar auf Streiks bei der Deutschen Bahn zu verzichten.

Verspätung wegen Bahnstreik: Das sind Ihre Rechte
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Foto: dpa, rwe htf

Man wolle bei Arbeitskampfmaßnahmen den Arbeitgeber treffen und nicht die Kunden, erklärte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba am Freitag in Frankfurt vor einer erneuten Verhandlungsrunde mit der Bahn. Die GDL hatte bereits angekündigt, bis zum 11. Januar keine Streiks mehr durchzuführen. Rusch-Ziemba nannte keinen konkreten Termin.

"Ungeöffnet zurück" gehe aber der Vorschlag des Unternehmens zu einer neuartigen Tarifstruktur, sagte die EVG-Verhandlungsführerin. "Wir haben eine Tarifstruktur, die sich bewährt hat, es gibt überhaupt keinen Grund, hieran etwas zu verändern."

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber erwartete trotzdem gute Verhandlungen. Das Tarifwerk nehme auf die EVG-Pläne Rücksicht, auch für die Lokführer verhandeln zu wollen: "Daher glaube ich nicht, dass das Paket komplett zurückkommt." Es sei aber auch zweitrangig, in welcher Reihenfolge über Strukturen und Lohnforderungen gesprochen werde. "Hauptsache ist, wir bleiben am Tisch und stehen erst wieder auf, wenn wir Ergebnisse haben", sagte Weber.

Auch der Deutsche Beamtenbund droht

In der "Süddeutschen Zeitung" drohte der GDL-Dachverband Deutscher Beamtenbund der Bahn derweil mit "einem der schlimmsten Arbeitskämpfe aller Zeiten". Das Unternehmen solle der GDL bis zum 17. Dezember ein Angebot "ohne Vorbedingungen" unterbreiten, sagte der zweite Vorsitzende des Beamtenbunds, Willi Russ.

Der Beamtenbund verwaltet die Streikkasse, aus der die Lokführer ihre Arbeitskämpfe finanzieren. Russ sagte, künftige Streiks würden nicht am Geld scheitern. Er drohte: "Im Vergleich zu dem, was uns dann bei der Bahn bevorstehen wird, war alles Bisherige nur Kinderkram."

Weber reagierte gelassen: "Ich hatte spontan den Eindruck, dass der DBB-Vertreter sich im Ton vergriffen hat." Diffuse Streikandrohungen verschärften die Lage unnötig und verunsicherten die Kunden. Er werde mit der GDL wie geplant am 17. Dezember verhandeln.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft fordert für ihre rund 100.000 Mitglieder bei der Bahn sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat. Darüber müsse endlich geredet werden, verlangte Rusch-Ziemba. Mit einem Abschluss sei am Freitag nicht zu rechnen. Man werde die Verhandlungen unterbrechen, aber nicht abbrechen, meinte sie vor Beginn der Gespräche.

(dpa)
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