Deutsche Bankaktien auf Talfahrt Der SVB-Bank-Kollaps und die Folgen
Düsseldorf · Die Schließung der Silicon Valley Bank durch US-Behörden sorgt an den Börsen für Turbulenzen. Die Commerzbank-Aktie verliert am Montag elf Prozent. Nun wollen die USA und Europa einen Domino-Effekt verhindern. Biden beruhigt Sparer.
Der Kollaps des US-amerikanischen Geldhauses Silicon Valley Bank (SVB) bleibt auch in Deutschland nicht folgenlos. Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin hat für den deutschen Ableger Silicon Valley Bank German Branch am Montag ein Zahlungsmoratorium verhängt. Das heißt: Die Bank wird für den Kundenverkehr geschlossen, sie darf weder Gelder an die Kunden auszahlen noch Vermögensgegenstände verkaufen. Dies geschehe „aufgrund der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern“, erklärte die Bafin. Welche Konsequenzen der Banken-Zusammenbruch außerdem noch hat, wie es dazu kommen konnte und was das für die Bankenwelt generell bedeutet:
Welche Konsequenzen hat der Kollaps für die Finanzmärkte? Die reagierten am Montag extrem empfindlich. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) verlor rund drei Prozent, die Großbanken Deutsche Bank (minus 5,8 Prozent) und Commerzbank (minus 11,5 Prozent) waren bis zum frühen Nachmittag die großen Verlierer. An der Börse geht die Angst um, dass andere, aber vor allem kleinere Banken auch Probleme bekommen könnten, die wie die SVB ein großes Anleihenportfolio haben. Und diese Sorge wächst, so lange die Zinsen steigen. In den USA ist das binnen eines Jahres acht mal passiert, und auch in der Euro-Zone ist mit weiteren Zinssteigerungen zu rechnen.
Wo ist das Problem? In Zeiten steigender Zinsen fallen die Anleihenkurse. Das liegt daran, dass neue Anleihen attraktiver sind als die alten, die Anleger dann loswerden wollen. Der Preis für solche Anleihen, der Kurs fällt. So lange Banken diese Anleihen bis zum Ende de Laufzeit behalten, ist alles gut. Deshalb sind in Deutschland die meisten Banken und Sparkassen auch noch relativ entspannt. Sollten Institute aber aus irgendwelchen Gründen zum Verkauf der Wertpapiere gezwungen sein, erleiden sie massive Verluste.
Ist das bei der SVB so passiert? Genauso. Die Kunden der Bank kommen vor allem aus der Tech- und Start-up-Szene und haben in der Hochzeit der Branche viel Geld verdient. Dies legten sie bei der SVB, die damit aber deutlich mehr Geld an Einlagen hatte, als sie an Krediten vergeben konnte. Folge: Sie musste das übrige Geld investieren, und das tat sie in langlaufende US-Anleihen. Die Zinssteigerungen in den Vereinigten Staaten haben dann aber den Tech-Boom zum Erliegen gebracht, die Kunden zogen massenweise Geld ab, und die SVB musste aus Liquiditätsgründen Anleihen verkaufen – mit den oben beschriebenen Konsequenzen.
Was heißt das für Anleger? Wer Geld in Bank-Aktien investiert hat, erlebt in diesen Tagen unruhige Zeiten. Bei solchen Phänomenen regiert aber nicht immer nur de Kopf, sondern leider häufig auch das Bauchgefühl. Das heißt: Manche verkaufen in Panik, anstatt die Verluste – wenn möglich – in Ruhe auszusitzen.
Wie viele Kunden sind in Deutschland/Europa betroffen? Die Zahl auf dem alten Kontinent ist begrenzt. Insgesamt soll die Bank in Deutschland rund 350 der europaweit 3600 haben. Das sind aber keine Sparer im üblichen Sinne, da die SVB in Deutschland kein Einlagengeschäft betrieben hat und deshalb auch die deutsche Einlagensicherung nicht betroffen ist. Es geht vor allem um High-Tech-Unternehmen und Start-ups, deren Wachstum die Bank finanziert hat, und das in Deutschland mit einer Teilbankenlizenz seit 2018. Manche dieser Unternehmen sollen ihr Geld der britischen Tochter angelegt haben, die mittlerweile von der Großbank HSBC geschluckt worden ist.