Krefeld Der McZahn-Krimi

Krefeld (RP). Der McZahn-Skandal weitet sich aus. Aufsichtsratschef Girmes und Ex-Vorstandschef Brandenbusch machen sich gegenseitig so schwere Vorwürfe, dass sie auch den ermittelnden Staatsanwalt interessieren dürften.

Rainer Girmes, seit knapp zwei Wochen Aufsichtsrats-Chef der McZahn AG, beschuldigte im Gespräch mit unserer Zeitung den ehemaligen Vorstandschef und Gründer der McZahn AG, Werner Brandenbusch, "in die Kasse gegriffen" zu haben. Brandenbusch gab dies gegenüber unserer Redaktion sogar zu: "Ich habe mir in der zweiten Jahreshälfte 2007 vom Firmenkonto der McZahn AG 48.000 Euro auf mein Privatkonto überwiesen." Das sei gerechtfertigt gewesen, weil er von McZahn nicht das mit ihm verabredete Monatsgehalt in Höhe von 10.000 Euro bekommen habe. "McZahn schuldet mir immer noch Geld", so Brandenbusch.

Seinem Vorstands-Kollegen, dem derzeit in der Krefelder Zahnarzt-Praxis arbeitenden Zahnmediziner Oliver Desch, sei es ähnlich ergangen. Deshalb habe er auch ihm einen Betrag von über 60 000 Euro überwiesen. Gegen Desch, der gestern für unsere Zeitung nicht zu sprechen war, ermittelt die Staatsanwaltschaft Wuppertal ebenfalls.

Umgekehrt wirft Brandenbusch Rainer Girmes vor, in der Öffentlichkeit ein falsches Spiel zu spielen. Girmes versuche sich als neuer McZahn-Aufsichtsratschef als neutraler Aufräumer zu verkaufen. In Wahrheit habe aber seine Lebensgefährtin "im Zeitraum September bis Dezember 2007" Aktien "zum Wert von Euro 18.000" an der McZahn AG erworben. Zu dieser Aussage liegt unserer Redaktion eine eidesstattliche Erkärung von Brandenbusch vor. Girmes widersprach dem dennoch: "Meine Lebensgefährtin hatte die Absicht, McZahn-Aktien zu kaufen, aber dazu kam es nicht, weil die Kapitalerhöhung nicht durchgeführt wurde." Fakt sei: "Weder ich noch meine Lebensgefährtin haben je Aktien an McZahn besessen."

Die Krefelder Kanzlei Thomas, Sonnenschein, Girmes, Hattstein & Partner fungierte als Hauskanzlei von McZahn. Auch Girmes' Kanzlei-Kollege Hans-Hein Thomas spielte bei McZahn eine Rolle. Unserer Redaktion liegt ein Schreiben vor, in dem Rechtsanwalt Thomas Ex-Chef Brandenbusch bittet, ihn zu einer Reise samt Ehefrau nach China zu beauftragen. Ein Entwurf für den entsprechenden Auftrag wurde beigefügt. Dort steht: "Selbstverständlich werden die Kosten mit dem in anderen Komplexen entstandenen Honorar kompensiert." Und abschließend: "Können Sie mir das Schreiben so zukommen lassen, dass es hier nicht in den allgemeinden Postdurchlauf gerät?" Thomas erklärte das Schreiben gestern wie folgt: Er sei für McZahn nach China gereist, um dort Zahnlabore zu besichtigen. Seine Frau habe ihn als gelernte Zahnärztin fachlich unterstützt. Er habe über die Reise ausführlich an McZahn berichtet. Der Vorschlag der Honorar-Kompensation sei aus der Tatsache entstanden, dass McZahn ihm aus früheren Auftragsarbeiten Geld schuldig geblieben sei. Warum Thomas Wert darauf legte, dass die Korrespondenz "nicht in den allgemeinen Postdurchlauf gerät", weiß er nach eigenen Angaben heute nicht mehr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort