Gläubiger zweifeln an Planinsolvenz Der Insolvenzverwalter für Schlecker ist bestellt

Ulm/Berlin · Insolvenzantrag eingereicht, Insolvenzverwalter bestellt - der Montag könnte als Schicksalstag in die Geschichte der Drogeriekette Schlecker eingehen. Nachdem am Morgen das Fax von Schlecker beim Amtsgericht Ulm eintraf, wurde noch am selben Tag der Insolvenzverwalter bestimmt.

Fragen und Antworten zur Schlecker-Insolvenz
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Die Wahl fiel auf den Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz aus Neu-Ulm. Geiwitz sei ein "sehr guter Insolvenzverwalter", der schon viele Verfahren betreut habe, sagte der zuständige Richter Benjamin Webel.

Die angestrebte Planinsolvenz wird aber kein Selbstläufer: Gläubiger und Experten äußerten Bedenken. Schlecker hatte am Freitag angekündigt, dass es einen Antrag auf Planinsolvenz einreichen wolle. Neben dem Insolvenzantrag soll dazu gleichzeitig ein Sanierungskonzept vorgelegt werden. Ziel sei es, einen großen Teil des Filialnetzes und der Mitarbeiter zu erhalten. Das Ehinger Unternehmen ist mit inzwischen knapp über 7000 Märkten und etwa 30.000 Mitarbeitern die größte Drogeriekette Deutschlands.

Von dem Insolvenzantrag betroffen sind nach Unternehmensangaben die Anton Schlecker e.K., die Schlecker XL GmbH sowie die Schlecker Home Shopping GmbH. Aktuell nicht Bestandteil des Antrags seien die IhrPlatz GmbH sowie die Auslandsgesellschaften.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Schneider, Geiwitz & Partner verwaltet auch die Insolvenz des Druckmaschinenherstellers Manroland. Einem Gerichtssprecher zufolge muss Geiwitz jetzt eine Bestandsaufnahme machen, "was an Schulden und Aktiva da ist". Anschließend werde er dem Gericht berichten. Dann entscheide das Gericht über die weiteren Schritte.

Gläubiger hat offenbar Bedenken gegen Planinsolvenz

Doch es erscheint fraglich, ob die Sanierung des Unternehmens überhaupt auf dem angestrebten Weg gelingen kann. Einer der wichtigsten Gläubiger von Schlecker, der Einkaufsverbund Markant, habe dem Amtsgericht Ulm bereits Vorbehalte gegenüber dem Schritt signalisiert, berichtete die "Financial Times Deutschland". Ein Markant-Sprecher lehnte es ab, den Bericht zu kommentieren.

Die Gläubiger müssten bei einer Planinsolvenz freiwillig auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Zudem könnte das bestehende Management weiter über das Unternehmen bestimmen. Die Zeitung zitierte einen Insolvenzverwalter, der anonym bleiben wollte, mit den Worten: "Die Gläubiger werden nur zum Verzicht bereit sein, wenn auch die Eignerfamilie einen erheblichen Beitrag leistet."

Dazu wird es wohl kommen. Schlecker habe zumindest einen Teil seiner Geschäfte in der Rechtsform des "eingetragenen Kaufmanns" (e.K.) geführt, sagte der Geschäftsführer beim Institut für Handelsforschung, Manfred Hunkemöller. Für die Forderungen an diese Gesellschaft hafte er persönlich mit seinem ganzen Vermögen, erklärte der Insolvenzexperte. Dem Insolvenzantrag der Drogeriemarktkette könnte nach seiner Einschätzung deshalb in den nächsten Wochen noch ein weiterer Antrag folgen: der von Anton Schlecker auf Restschuldbefreiung.

Verdi will sich in das Verfahren einbringen

Die Dienstleistungsgwerkschaft ver.di will zunächst klären, wie die von Schlecker bevorzugte Planinsolvenz mit Einbeziehung des bisherigen Managements ablaufen soll. "Wir sind da in der juristischen Prüfung", sagte eine Sprecherin auf dapd-Anfrage.
Verdi wolle sich in das Verfahren einbringen und "das Beste für die Schlecker-Beschäftigten" herausholen. Dazu wolle die Gewerkschaft auf das zuständige Gericht und den Insolvenzverwalter zugehen.

Gleichzeitig kritisierte die Gewerkschaft die Unternehmensleitung. Schlecker habe sein Filialnetz lange stark ausgebaut, ohne genug in einzelne Geschäfte zu investieren, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der "Passauer Neuen Presse". Hinzugekommen seien hoher Druck auf die Beschäftigten, starke Kontrolle und Dumpinglöhne.

Deutliche Kritik übte auch der Trigema-Chef Wolfgang Grupp.
Schlecker habe das Geld, das er mithilfe seiner Beschäftigten verdient habe, für sich behalten oder in die Expansion des Unternehmens gesteckt. "Hier werden diejenigen belohnt, die dem Größenwahn und der Gier frönen, während die Anständigen die Dummen sind", kritisierte Grupp, der wie Schlecker seinen Firmensitz in Schwaben hat.

(APD)
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