Der Fall Kerviel - eine Chronologie

Er gilt als Verursacher des größten Spekulationsverlust aller Zeiten: Der heute 35-jährige Milliardenzocker Jérôme Kerviel hatte die Großbank Société Générale mit seinen hochriskanten Geschäften in die Schlagzeilen gebracht. Er durfte maximal 125 Millionen Euro einsetzen, spekulierte aber mit Summen bis zu 50 Milliarden Euro und verzockte dabei bis Anfang 2008 rund 4,9 Milliarden Euro. Wir haben eine Chronologie der Ereignisse zusammengestellt.

2000: Jérôme Kerviel nimmt bei der Société Générale (SG) seine Arbeit auf. Zuerst lernt er in der Abwicklungsabteilung die Prozesse und Funktionen der Großbank kennen. Fünf Jahre später wechselt er in das Front Office des Konzerns.

Januar 2008: Die französische Großbank Société Générale meldet einen Verlust aufgrund betrügerischer Machenschaften in Höhe von 4,9 Milliarden Euro. Die Bank wirft Börsenhändler Kerviel vor, mit Hilfe von Fiktivgeschäften Risiken verschleiert zu haben. Ein Ermittlungsverfahren wird eröffnet.

Februar 2008: Die Bank erklärt, dass keine Gelder veruntreut wurden und Kerviel allein gehandelt habe. Im Laufe einer polizeilichen Untersuchung wird der Börsenhändler verhört.

März 2008: Kerviel wird aus der Untersuchungshaft entlassen.

Juli 2008: Die Bank-Kommission legt der Société Générale wegen gravierender Mängel im Kontrollsystem eine Strafe in Höhe von vier Millionen Euro auf.

April 2009: In Folge der Kerviel-Affäre und heftiger Kritik nimmt SG-Konzernchef Daniel Bouton seinen Hut. Bouton war 1997 bis 2008 Chef der Société Générale und danach aufsichtsführender Präsident.

Mai 2010: Kerviel veröffentlicht in Frankreich seine Memoiren ("Mémoires dun trader"; deutscher Titel: "Nur ein Rad im Getriebe:
Memoiren eines Traders").

Juni 2010: Der Prozess gegen Kerviel wegen Untreue, Fälschung und betrügerischer Computerdatenmanipulation beginnt.

Oktober 2010: Das Gericht spricht Jérôme Kerviel schuldig: Fünf Jahre Haft, davon zwei auf Bewährung lautet das Urteil. Knapp fünf Milliarden Euro an Entschädigung muss Kerviel an die Société Générale zurückzahlen. Es ist die höchste Schadensersatzsumme, die je ein französisches Gericht einem Einzelnen auferlegt hat. Sein Anwalt kündigt Berufung an.

April 2012: Nach der Verurteilung schwenkt Kerviel zum Angriff über.
Mit zwei Anzeigen geht er gegen die Großbank vor. Die Vorwürfe:
Prozessbetrug und Fälschung von Beweisen. Die Bank habe ohne sein Wissen Tonaufnahmen aufgezeichnet und dann manipuliert. Zudem wirft er der SG vor, dem Gericht einen steuerlichen Abzug in Höhe von 1,7 Milliarden Euro verschwiegen zu haben. Im Gegenzug erhebt die Bank Klage wegen übler Verleumdung.

4. Juni 2012: Der Berufungsprozess gegen das Urteil von 2010 beginnt in Paris. Der Börsenhändler beteuert seine Unschuld. Der Prozess soll bis zum 28. Juni dauern. Bis dahin muss die Bank beweisen, dass sie nichts von Kerviels Börsenspekulationen gewusst hatte.

Auch interessant

Der Fall Kerviel - eine Chronologie

Rund um die Welt Bilder des Tages

Fluchtweg versperrt Feuer im Hochhaus in Geldern

Weltgeschehen in einem Bild Die neuesten Karikaturen aus der Rheinischen Post

Gastprofessur So war die 2. Vorlesung von Campino an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf

Rund um die Welt Bilder des Tages

Gastprofessur So war die 2. Vorlesung von Campino an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf