Flugbegleiter im Ausstand Der Eurowings-Streik trifft Düsseldorf

Düsseldorf · Fast alle Maschinen des Lufthansa-Ablegers Eurowings werden in Deutschland am Donnerstag am Boden bleiben. Die Flugbegleiter greifen auf breiter Front an, weil sie Jobverlagerungen befürchten.

Nahezu das gesamte Europanetz von Eurowings ist durch Ausfälle und Verspätungen bedroht.

Nahezu das gesamte Europanetz von Eurowings ist durch Ausfälle und Verspätungen bedroht.

Foto: dpa, obe fgj

Bei der in Düsseldorf zweitwichtigsten Fluggesellschaft Eurowings wird es am Donnerstag bundesweit zu einem ganztägigen Streik von Flugbegleitern kommen. Dazu ruft die Kabinengewerkschaft Ufo ihre Mitglieder bei der Düsseldorfer Eurowings GmbH und beim Eurowings-Ableger Germanwings auf. Düsseldorf wird von dem Arbeitskampf weit überdurchschnittlich betroffen sein: 180 der für Donnerstag in Düsseldorf geplanten 660 Flüge werden von der deutschen Eurowings GmbH und Germanwings durchgeführt - nur Air Berlin bietet noch mehr Verbindungen an.

Der Streik wird von 0 bis 24 Uhr dauern. Welche Flüge betroffen sind und welche starten, meldet die Gesellschaft in einem Sonderflugplan, der aktuell auf ihrer Webseite veröffentlicht ist. Langstreckenflüge der Marke Eurowings sind nicht vom Streik betroffen.

Fast alle innderdeutschen Strecken

Insgesamt ist nahezu das gesamte Europanetz von Eurowings durch Ausfälle und Verspätungen bedroht. Fast alle innerdeutschen Strecken wurden am Abend storniert. Auch im Europa-Verkehr rechnet die Airline mit erheblichen Behinderungen. Zum Ausstand aufgerufen sind die Crews an sämtlichen größeren deutschen Flughäfen mit Ausnahme der großen Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München, wo ein weitgehend normaler Betrieb stattfinden sollte. Das Unternehmen hat den betroffenen Kunden kostenlose Umbuchungen und Stornierungen angeboten.

Ufo ruft zu Arbeitsniederlegungen an allen deutschen Eurowings-Standorten auf. Am Kölner Flughafen wird es am Donnerstag eine vier Stunden lange Kundgebung geben.

Als Streikgrund nennt Ufo bei der Eurowings GmbH, dass Forderungen zum Vergütungstarifvertrag, Manteltarifvertrag, zur Altersversorgung, zum Mitarbeiterfonds und zur Arbeitsplatzsicherung durchgesetzt werden sollen. Man habe lange verhandelt, das Management habe jedoch kein akzeptables Angebot vorgelegt - also gebe es keine Alternative zum Arbeitskampf, erklärte Ufo-Tarifvorstand Nicoley Baublies.

Bei Germanwings seien Tarifverhandlungen für Teilzeitregelungen der Flugbegleiter gescheitert, teilte die Gewerkschaft völlig überraschend mit. "Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Interessen im Rahmen eines Arbeitskampfes durchzusetzen", sagte Ufo-Verhandlungsführerin Sylvia De la Cruz.

"Absurd"

Als "raffiniertes Taktieren" bewertet Hagen Lesch vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), dass die Gewerkschaft nun bei gleich zwei Firmen der Eurowings-Gruppe streiken lässt. "Man hat mit der Forderung nach mehr Teilzeitarbeit einen Grund gesucht, um nun eine doppelte Streikfront aufzubauen, statt nur bei Eurowings Deutschland zu streiken. Normalerweise würde ja niemand wegen Teilzeitarbeit zum Arbeitskampf aufrufen."

Ein Airline-Sprecher bezeichnete es "geradezu als absurd", die Teilzeitregelungen bei Germanwings als Streikvorwand heranzuziehen. Für das kommende Jahr habe das Unternehmen 97 Prozent aller Teilzeitwünsche des Personals entsprochen. "Es ist völlig unverhältnismäßig, wegen vier nicht genehmigten Teilzeitanträgen Zehntausende Gäste stehen zu lassen", kritisierte der Sprecher. Intern wurden die Germanwings-Flugbegleiter gebeten, ihre Teilnahme am Streik zu überdenken. Das Thema Teilzeit sei vorgeschoben.

Angst vor Verlagerungen

Von der deutschen Eurowings GmbH werden 23 Jets betrieben, bei Germanwings sind es 58. Insgesamt betreibt die Eurowings-Gruppe 92 Maschinen, von denen nun 81 bestreikt werden könnten. Eurowings hat Passagieren kostenlose Umbuchungen und Stornierungen angeboten. Ob das Unternehmen tatsächlich viele Ersatzflüge anbieten kann, hängt von der Streikbeteiligung ab.

Als wahren Grund für den Arbeitskampf vermuten Unternehmenskenner, dass die Gewerkschaft das Verlagern weiterer Kapazitäten ins Ausland befürchtet. Sie will das mit entsprechenden Garantien verhindern. Eurowings erklärt dagegen, die Flotte in Deutschland sogar ausbauen zu wollen. Hinzu kommt, dass die gesamte Luftfahrtbranche in Unruhe ist, weil die Billigflieger Easyjet und Ryanair mit deutlich niedrigeren Kosten im Vormarsch sind, und Air Berlin massiv kriselt.

(RP)
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