Erneute Panne beim Flugzeug-Typus Der Dreamliner wird für Boeing zum Alptraum

Tokio · Im japanischen Takamatsu musste erneut ein Dreamliner außerplanmäßig landen, weil es Probleme mit der Maschine gab. Der Vorfall reiht sich ein in eine wahre Pannenserie. Dabei wollte Boeing mit dem neuen Flugzeug-Typus seinen Konkurrenten Airbus hinter sich lassen. Doch nun wachsen Zweifel daran. Doch auch Experten können sich nicht einigen, wie schwerwiegend die Probleme nun sind.

September 2011: "Dreamliner" Boeing 787 in Tokio gelandet
9 Bilder

September 2011: "Dreamliner" Boeing 787 in Tokio gelandet

9 Bilder

Für All Nippon Airways und Japan Airlines ist das Ende der Fahnenstange erreicht: Sie lassen zunächst alle 24 Dreamliner am Boden — das ist mehr als die Hälfte der bislang von Boeing ausgelieferten Maschinen. Denn schon wieder gab es an Bord eines Dreamliners Probleme, diesmal waren es Batterieprobleme, örtliche Medien berichteten sogar über Qualm im Flugzeuginneren.

Fast täglich musste Boein im Zusammenhang mit seiner neuesten Maschine Negativschlagzeilen hinnehmen. Ein Riss im Cockpit-Fenster, ein Ölleck im Triebwerk, ein Brand an Bord eines leeren Flugzeuges, Schwierigkeiten mit den Bremsen. Die Ursachen dafür, dass der Dreamliner inzwischen öfter zum Boden zurückkehren muss, sind so zahlreich wie die Meldungen über Pannen. Für Boeing alles andere als ideal.

Neues Modell mit neuer Technik

Denn mit dem Dreamliner wollte Boeing den Konkurrenten Airbus hinter sich lassen. Euphorisch wurde im Jahr 2009 der Jungfernflug gefeiert. Schließlich ging das Unternehmen mit dem Flugzeug ganz neue Wege. In dem Modell wurden großflächig leichte Verbundwerkstoffe verbaut, normalerweise wird dafür Aluminium genommen. Durch die neue Bauart wird die Maschine leichter und spart Sprit. Auch wird vermehrt auf Elektronik als auf hydraulische Steuerungen gesetzt.

Kleine technische Revolutionen also für einen Flugzeugbauer, der stolz auf sein Werk war. Wäre da nur nicht diese Pannenserie. Nicht nur, dass die Japaner nun alle Maschinen am Boden lassen wollen, bis sie eingehend untersucht worden sind, auch die US-Luftfahrtbehörde — die der Maschine übrigens die Fluglizenz erteilte — will nun das Modell genauer untersuchen.

Trotzdem hat die US-Luftfahrtbehörde keinerlei Zweifel daran, dass der Dreamliner sicher ist. Auch Boeing selbst verteidigt sein Flugzeug vehement. Verkehrsflugzeug-Chef Ray Conner sagte noch vor wenigen Tagen: "Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass das Flugzeug unsicher ist." Und er fügte hinzu: "Bei jedem Flugzeug gibt es Probleme bei der Einführung." Allerdings flogen damals noch alle Maschinen in Japan.

Auch der A380 hatte Probleme

Für Boeing selbst könnte sich die Pannen-Serie zu einem kleinen Desaster entwickeln. Schon nach den ersten Meldungen ging es mit dem Aktienkurs bergab, allerdings fing er sich schnell wieder. Auch an diesem Morgen lag die Aktie mit 2,40 Prozent (Stand 10.50 Uhr) leicht im Minus. Doch noch scheinen die Anleger Boeing nicht allzu sehr zu misstrauen, denn Probleme bei neuen Flugzeugtypen kennt man bereits.

Das musste auch Konkurrent Airbus erleben. Bei seinem A380 gab es Haarrisse in den Tragflächen und Probleme mit den Triebwerken. Entsprechend sehen Experten die Lage für Boeing auch unterschiedlich. Der Luftfahrt-Experte Peter Goelz etwa sagte dem US-Wirtschaftssender Bloomberg TV: "Es gibt aber keinen Grund, an der Flugtauglichkeit zu zweifeln", denn bei jedem neuen Modell gebe es einige Herausforderungen.

Skeptischer ist da Luftfahrt-Analyst Henry Harteveldt, der der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte: "Es gibt eine feine Linie zwischen einem neuen Flugzeug mit ein paar Fehlern und einem neuen Flugzeug mit richtigen Problemen. Und ich habe Sorgem dass die 787 die Linie in Richtung Probleme überschreitet."

In den USA jedenfalls hat der Dreamliner, also der Traumflieger, schon seinen Spitznamen weg: Nightmareliner (Alptraumflieger). Boeing dürfte seit heute mehr denn je hoffen, dass dieser Spitzname nicht zu einer bitteren Realität wird.

mit Agenturmaterial

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort