Experten erwarten für 2009 nur schwaches Wachstum "Der Abschwung ist da"

Berlin (RPO). Die Konjunktur in Deutschland kommt in zunehmend schwieriges Fahrwasser, glauben Experten. Das Wachstum sinkt demnach deutlich, sogar ein Ende des Job-Booms wird befürchtet.

 Experten befürchten ein Ende des Aufschwungs.

Experten befürchten ein Ende des Aufschwungs.

Foto: ddp, ddp

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem Wachstum von einem Prozent, nach zwei Prozent 2008.

Auch der Wissenschaftliche Direktor des Düsseldorfer Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Adolf Horn, erwartet nur noch ein Plus von 0,9 Prozent. Horn geht auch von einem Ende des Job-Booms aus. Das Institut zur Zukunft der Arbeit sieht den Zenit beim Beschäftigungsaufbau ebenfalls überschritten.

"Der Abschwung ist da. Er ist nur noch nicht ausgeprägt", sagte Walter der "Saarbrücker Zeitung". Nach einem Wachstum von zwei Prozent in diesem Jahr erwarte er nur noch ein Prozent plus im kommenden Jahr. "Das ist so nah an Stagnation, dass man kaum mehr behaupten kann, sie wäre vermieden".

"Eine falsche Beschreibung der Lage"

Walter widersprach damit auch der jüngsten Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die von einem weiter anhaltenden Aufschwung ausgeht. "Das halte ich für eine falsche Beschreibung der Lage", erklärte der Wirtschaftsexperte. Statt bislang 2,0 Prozent rechnen die DIW-Forscher nun mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts 2008 von 2,7 Prozent. Für 2009 reduzierten die Experten ihre Schätzung von bislang 1,6 Prozent auf 1,2 Prozent.

Zum privaten Konsumverhalten äußerte sich Walter ebenfalls pessimistisch. Alle Experten hätten darauf gesetzt, dass der Beschäftigungszuwachs in Verbindung mit kräftigen Lohnsteigerungen zu einem spürbar stärkeren Konsum führe. Nun würden die Verbraucher zwar mehr ausgeben, aber in erster Linie, um damit höhere Sprit-, Energie- und Nahrungsmittelkosten zu begleichen. "Fazit: Der erhoffte Aufschwung durch mehr Konsum fällt erst einmal aus", erklärte Walter.

Horn befürchtet eine weitere Konjunkturabschwächung, sollte die Europäische Zentralbank die Zinsen zu stark erhöhen. "Wenn es bei einer Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte bliebe, wäre das noch gerade erträglich. Wird die Zinsschraube fester angezogen, könnte das für Europa eine Katastrophe bedeuten, ein Abgleiten in die Rezession", sagte Horn der "Passauer Neuen Presse".

Weiterhin hohe Inflationsrate

Für den weiteren Jahresverlauf 2008 erwartet Horn eine stagnative Entwicklung bei einer weiterhin hohen Inflationsrate. Ursache seien die hohen Energiepreise, sagte er der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". In diesem Zusammenhang fordert Horn staatliche Zinssenkungen. Außerdem müssten Investitionsprogramme aufgelegt werden, um Energie einzusparen.

Zugleich prognostizierte der IMK-Chef ein Ende des Job-Booms. "Wir sehen inzwischen ein Auslaufen des Aufschwungs, und das schlägt sich dann allmählich in einer nachlassenden Beschäftigungsdynamik nieder", sagte er. Ähnlich sieht es der Arbeitsmarktexperte des Instituts zur Zukunft der Arbeit, Werner Eichhorst. "Wir haben den Zenit beim Aufbau von Beschäftigung überschritten", sagte er der "Berliner Zeitung". Mit einer deutlichen Reduzierung der Arbeitslosenquote sei im kommenden Jahr nicht zu rechnen.

(afp2)
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