Schuldenkrisen belasten Aktienmarkt Dax schließt im Minus

Frankfurt (RPO). Die Aktienmärkte stehen unter Druck. Der Hauptgrund: die Furcht vor einer Vertiefung der Schuldenkrisen in den USA und der Eurozone. Der Dax schloss 0,7 Prozent im Minus bei 7214 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,6 Prozent.

In Italien stimmte der Senat dem Sparpaket der Regierung zu, das mit knapp 48 Milliarden Euro schärfer ausfallen soll als geplant. Zudem nahm das hochverschuldete Land an den Rentenmärkten zusätzliche Gelder auf, musste dafür aber deutlich höhere Risikoaufschläge zahlen. Italien und Griechenland mahnten in der Euro-Schuldenkrise zu raschen Entscheidungen, wohingegen Bundeskanzlerin Angela Merkel zunächst eine Einigung für ein neues Griechenland-Paket forderte.

Angesichts dieser Unsicherheitsfaktoren verpufften am Markt auch die besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen der US-Großbank JP Morgan sowie US-Konjunkturdaten, die Börsianer als "in Ordnung" beschrieben.

Zusammenarbeit mit Gazprom hilft RWE

Im Fokus standen am Nachmittag die Aktien von RWE, die nach Bekanntgabe einer Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Kraftwerksbetreiber und der russischen Gazprom zunächst ins Plus drehten, dann aber 0,1 Prozent schwächer bei 35,84 Euro schlossen. Das geplante Joint Venture sei eine gute Nachricht für RWE, sagte ein Händler. Das Geld aus einer möglichen Kapitalerhöhung, über die seit einiger Zeit spekuliert werde, könnte zum Aufbau des Gemeinschaftsunternehmens genutzt werden. Analysten zufolge könnte es jedoch kartellrechtliche Hürden geben. RWE trennte sich zudem von der Mehrheit an der Stromnetztochter Amprion.

Für Gesprächsstoff sorgte zudem die Software AG, deren Aktien im TecDax um 16,4 Prozent auf 35,18 Euro einbrachen. Die im Dax notierten SAP sackten um 2,8 Prozent auf 40,86 Euro ab. Software AG hatte am Mittwochabend seinen Quartalsbericht vorgelegt und mitgeteilt, dass die Nachfrage nach der Implementierung von SAP-Produkten weiter hinter dem Vorjahr zurückgeblieben sei. "Während wir die Schwäche aufgrund der Währungseffekte nachvollziehen können, sind wir über das schwache SAP-Implementierungsgeschäft in Europa überrascht", erklärte DZ-Bank-Analyst Oliver Finger.

Durchsuchungen im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen bei Europas größtem Elektronikhändler Media-Saturn machten den Aktien der Konzernmutter Metro zu schaffen. Um 2,8 Prozent auf 39,40 Euro gaben die Titel nach und zählten damit im Dax zu den größten Verlierern. "Obwohl Media-Saturn mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, ist das negativ für Metro", sagte ein Händler.

Gegen den Trend standen dagegen die Autowerte weiter hoch im Kurs: BMW stiegen um 1,2 Prozent auf 71 Euro, Daimler gewannen 0,2 Prozent auf 53,26 Euro, wohingegen VW 0,1 Prozent schwächer bei 146,80 Euro schlossen. "Der Autoindustrie trauen die Anleger nach den BMW-Zahlen weiterhin Außergewöhnliches zu, das ist schon überraschend, was da eingepreist wird", kommentierte ein Börsianer. Eckdaten der VW-Tochter Audi für das erste Halbjahr stützten die Tendenz.

Mit verhaltenem Wohlwollen nahmen Anleger den Etappensieg der Deutschen Börse auf dem Weg zur Fusion mit der Nyse auf. Die Titel des deutschen Börsenbetreibers halbierten ihre Verluste und schlossen 0,5 Prozent im Minus bei 53 Euro. Vorläufigen Ergebnissen zufolge wurden mehr als 80 Prozent des Grundkapitals für den Tausch in Aktien des neuen Börsenriesen angedient. Notwendig waren 75 Prozent.

(RTR/pes-)
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