Dritte Preiserhöhung in Folge Das Porto für Briefe steigt auf 62 Cent

Bonn · Werden da Briefeschreiber geschröpft, höhere Kosten auf die Postkunden abgewälzt oder ist es nur ein Ausgleich für die Mini-Inflation? So oder so - ab dem 1. Januar müssen alle Briefe bis 20 Gramm (Standardbrief) mit einer Marke von 62 Cent frankiert werden.

Die Deutsche Post dreht schon wieder an der Preisschraube.

Die Deutsche Post dreht schon wieder an der Preisschraube.

Foto: AP, AP

Nach dem Motto "alle Jahre wieder" erhöht der Branchenprimus Deutsche Post zum Jahreswechsel das Porto für den Standardbrief - zum dritten Mal in Folge: Erst von 55 Cent auf 58, dann auf 60 und nun auf 62 Cent. Damit ist der Preis innerhalb von drei Jahren um 12,7 Prozent gestiegen.

Die Deutsche Post begründet den Anstieg vor allem mit hohen Personalkosten und Investitionen in den Ausbau der Logistik. Den Vorwurf, Briefeschreibern ein überteuertes Porto abzuknöpfen, wie die Wettbewerber des gelben Riesen meinen, weist das Unternehmen zurück. "Im europäischen Vergleich ist das Briefporto der Post immer noch günstig", betont ein Konzernsprecher. Nach Berechnungen des Unternehmens ist Deutschland innerhalb der EU sogar erst im hinteren Mittelfeld zu finden.

Als "unverhältnismäßig, unnötig und willkürlich" brandmarkt dagegen der Bundesverband Paket und Expressdienstleistungen (BIEK), Sprachrohr der Postkonkurrenten, den erneuten Preisaufschlag beim Standardbrief. Durch die Anhebung könne die Deutsche Post das Paketgeschäft quersubventionieren und verzerre so den Wettbewerb zu Lasten der Paketdienster und der Verbraucher, heißt es bei dem Verband.

Tatsächlich liegen bei den Konkurrenten der Post die Preise für die Briefzustellung zum Teil deutlich unter dem Porto des Marktführers. Der ist aber anderes als jene bei der Preisgestaltung nicht frei, sondern muss sich Portoanpassungen im Rahmen fester Vorgaben genehmigen lassen.

Kompaktbrief bis 50 Gramm wird billiger

Ende November hatte die Bundesnetzagentur den Antrag der Post erwartungsgemäß abgesegnet. Was bei der jetzigen Preisrunde oft unter den Tisch fällt: Die Bonner haben nicht nur die Preis erhöht, sie werden sie zum Teil auch absenken: So für den schwereren Kompaktbrief bis 50 Gramm von 90 auf 85 Cent.

Viele Jahre hatte der gelbe Riese, der im Briefbereich nach Angaben der Bundesnetzagentur immer noch ein Marktanteil von 90 Prozent hält, das Porto für den Standardbrief nahezu unverändert gehalten. Aufgefangen wurden in dieser Zeit höhere Kosten allein durch eine bessere Produktivität. So hat das Unternehmen erheblich rationalisiert. Bis 2012 flossen rund 400 Millionen Euro in moderne Sortieranlagen. Doch die Reserven sind nahezu ausgeschöpft.

Der eigentliche Grund für die Malaise im klassischen Briefgeschäft ist eine andere Entwicklung: Im Zeitalter von Internet, SMS, E-Mail, sozialen Netzwerken und Messengerdiensten wie WhatsApp & Co gehen der Post die Briefeschreiber aus. Das haben die Bonner inzwischen erkannt und sind unter anderem mit der E-Post und dem Messengerdienst SimsMe auf den Zug aufgesprungen.

Knapp 7,5 Milliarden klassische Briefe hat das Unternehmen 2013 befördert, zehn Jahre zuvor waren es noch 9,2 Milliarden. Was die Post noch an Briefen befördert ist zudem zu 85 bis 90 Prozent Geschäftspost. Und diese Kundschaft ist von den jetzigen Erhöhungen auch am stärksten betroffen.

"Wir verlieren jedes Jahr zwei bis drei Prozent Briefvolumen", erläutert ein Postsprecher. Auf Papier schreiben, Umschlag und Briefmarke suchen, zukleben und zum Briefkasten tragen - das ist vielen Privatkunden offensichtlich zunehmend lästig, vor allem der jüngeren Generation.

Kein Wunder, dass die meisten Kunden die anstehende Portoerhöhung klaglos schlucken. Die Verbraucherzentrale NRW registrierte bis kurz vor Jahresende keine Beschwerden im Briefbereich. Das dürfte auch daran liegen, dass Portokosten in den Portemonnaies der Haushalte kaum eine Rolle spielen: Die Ausgaben dafür lagen laut Statistischem Bundesamt zuletzt gerade einmal bei 4,17 Euro im Monat. Und ein Postsprecher beteuert: Die Preiserhöhung mache sich am Ende nur mit 3 Cent beim Verbraucher bemerkbar.

(dpa)
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