Wie Reiche den Armen helfen wollen Das neue soziale Gewissen

Washington/Berlin (RPO). 40 Milliardäre in den USA wollen mindestens die Hälfte ihres Vermögens spenden. Doch nicht nur in den Vereinigten Staaten scheinen die Reichen nach der Finanzkrise ein soziales Gewissen entwickelt zu haben. Auch in Deutschland war dies der Fall - bei der Diskussion um den Spitzensteuersatz.

Die zehn reichsten Menschen der Welt
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Foto: AFP

Es ist eine einzigartige Kampagne, die Microsoft-Gründer Bill Gates und Investment-Guru Warren Buffett angestoßen haben. Sie wollen Hunderte Milliardäre dazu gewinnen, ihr Vermögen wohltätigen Zwecken zu spenden. 40 haben schon zugesagt, darunter so namhafte Prominente wie Medienmogul Ted Turner, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, David Rockefeller oder auch "Krieg der Sterne"-Regisseur George Lucas.

Im ersten Moment klingt die Aktion gigantisch. Allerdings müssen die Milliardäre ihr Vermögen nicht zu Lebzeiten spenden, sondern können dies auch veranlassen für die Zeit nach dem Tod. Auch gibt es keine rechtliche Bindung, sondern nur eine Absichtserklärung.

Buffet will 99 Prozent spenden

Ist das alles dann nur ein großer PR-Gag? Bei Buffett und Gates mag man das nicht glauben. Gates hat eine eigene Stiftung, in die er reglmäßig viel Geld steckt. Und Buffet hatte schon 2006 angekündigt, 99 Prozent seines Vermögens einer Stiftung zu vermachen. Welche Beweggründe die anderen Prominenten haben, ist dagegen offen.

Doch trotz allem ist und bleibt es eine gigantische Aktion, die zeigt, wie sehr die Finanzkrise in den Köpfen auch der Superreichen angekommen ist. So auch in Deutschland. Das Sparpaket der Bundesregierung hatte wochenlang für Diskussionen gesorgt. Ungerecht sei es, vor allem die Ärmeren und Hartz-IV-Empfänger wären betroffen. Die wirklich gut Verdienenden dagegen nicht.

Und so nahm die Diskussion um eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes seinen Lauf. Das Außergewöhnliche: Während in früheren Zeiten vor allem Politiker aus der Opposition dies forderten, mischten sich diesmal auch die Reichen selbst ein.

Angefangen hatte es mit Software-Milliardär und Fußballmäzen Dietmar Hopp. Er hatte für einen höheren Spitzensteuersatz plädiert. "Es bleibt ja keine Wahl", so Hopp Mitte Juni. Die Forderung schein ihm "gerechtfertigt, weil man nicht nur die Sozialleistungen kürzen darf".

Von Westernhagen bis Grönemeyer

Und er war nicht der Einzige. Kurz drauf erklärten auch die erfolgreichen Sänger Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen, dass sie für einen höheren Spitzensteuersatz sind. "Wenn man Gemeinschaft möchte, müssen diejenigen, die leichter viel Geld verdienen, auch leichter mehr Geld geben", so Grönemeyer Mitte Juni.

Nachdem Hopp und die beiden Sänger vorgelegt hatten, bekannten sich noch in verschiedenen Medienkampagnen mehrere Prominente und reiche Unternehmer dazu, mehr Steuern zahlen zu wollen - so etwa der Sterne-Koch Harald Wohlfahrt. "Wer soll den Staatshaushalt denn finanzieren, wenn nicht die, die finanzkräftig sind", fragte er.

Da der höhere Spitzensteuersatz nicht gekommen ist, muss nun auch keiner tief in die Tasche greifen. Und auch in den USA bleibt fraglich, ob sich am Ende tatsächlich so viele Milliardäre noch zu ihrer Absicht bereit erklären.

Doch eins haben die deutsche und die amerikanische Aktion bewirkt: eine Diskussion um die Verteilung zwischen Arm und Reich. Und dieses neue soziale Gewissen der Unternehmer und Prominenten kann Vorbild für die Zukunft sein. Und vielleicht werden die Versprechen sogar eines Tages Realtität.

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