Middelhoff, Homm, Zumwinkel, Kleinfeld Das Leben des Managers nach dem Absturz

Düsseldorf · Thomas Middelhoff gelang einmal der Wiederaufstieg - nach dem neuen Urteil ist das ausgeschlossen. Die Regel lautet: Gescheiterte Topmanager kommen nur selten wieder hoch - aber es gibt spannende Ausnahmen.

Gescheiterte Top-Manager kommen nicht mehr hoch? Zumindest einmal widerlegte Thomas Middelhoff diese Regel. Nachdem er 2002 als Chef des Medienkonzerns Bertelsmann gehen musste, gelang ihm 2004 der Wiederaufstieg in die deutsche Manager-Elite. Er wurde Leiter des Warenhauskonzerns KarstadtQuelle, den er dann in Arcandor umbenannte. Im Februar 2009 war Schluss, seine aktuelle Verurteilung wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft macht ihn nun endgültig zum Paria in der Wirtschaftselite. "Selbst wenn Middelhoff am Ende vom Bundesgerichtshof doch freigesprochen würde", sagt der frühere VW-Vorstand und jetzige Kommunikationsberater Klaus Kocks, "für prestigeträchtige Postionen ist man nach solchen Vorwürfen erledigt."

Der Fall Middelhoff bestätigt, wie schwer frühere Top-Manager nach beruflichen oder juristischen Verfehlungen wieder auf die Füße kommen. Ex-Postchef Klaus Zumwinkel wurde wegen Steuervergehen im Morgengrauen vor TV-Kameras abgeführt. Nach dem Urteil zu zwei Jahren Haft auf Bewährung zog er sich verbittert nach London und an den Gardasee zurück - man hört nichts mehr vom einst einflussreichsten Manager Europas.

Heinrich von Pierer

Nicht besser geht es Heinrich von Pierer. Nach 13 Jahren als Vorstandschef von Siemens wechselte er auf den Posten des Aufsichtsratschefs, doch dann holte ihn die Vergangenheit ein: Weil der Konzern jahrelang Bestechungsgelder bezahlt hatte, musste er seinen Posten am 25. April 2007 abgeben. Fünf Millionen Euro Schadenersatz rang ihm sein früherer Arbeitgeber ab - auch sein Mandat als Aufseher der Deutschen Bank gab der früher so begeisterte Netzwerker auf.

So wie Zumwinkel und von Pierer ging es vielen Wirtschaftsgrößen. Sieben Jahre Haft hatte Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel 2002 wegen Betrugs erhalten, weil er den Börsenwert um Hunderte Millionen Euro mit Scheingeschäften hochgetrieben hatte - nach der Freilassung setzte er sich zu einer kleinen Firma in Hongkong ab. "Ich vermisse nichts", sagt er. Ex-Ferrostaal-Chef Matthias Mitscherlich musste 2010 wegen einer Korruptionsaffäre gehen und eine Geldbuße zahlen - seitdem verdingt sich der heute 65-Jährige als Berater. "Wenn Spitzenleute wegen bekannter Skandale gehen, ist ein Neustart schon sehr schwer", sagt auch Jörg Will, Chef der Personalberatung IFP in Köln, "gerade große Unternehmen sind da mit einem Angebot vorsichtig."

Gleichzeitig verblüfft aber, wie einige Manager trotz schwerer Rückschläge den Wiederaufstieg schaffen. Bernd Pischetsrieder war von 1993 bis 1999 BMW-Chef und musste wegen des katastrophal gemanagten Zukaufs von Rover gehen. 2002 wurde er überraschend VW-Chef, bis ihn Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch 2006 doch fallen ließ.

Kleinfeld ging in die USA

Als der Siemens-Aufsichtsrat 2007 Klaus Kleinfeld eine vorzeitige Vertragsverlängerung als Vorstandschef verweigerte, schmiss der einfach hin. Sein Kalkül: Anstatt sich monatelang vorhalten zu lassen, er sei möglicherweise auch in die Korruptionsaffäre des Konzerns verwickelt, suchte er sich lieber im Alter von 50 Jahren einen neuen Job. Kleinfeld ist seit Mai 2008 Chef von Alcoa in New York, einem der größten Aluminiumkonzerne der Welt.

Spannend ist die Entwicklung auch bei Hartmut Mehdorn und Florian Homm. Als Bahnchef ging Mehdorn 2009, weil Mitarbeiter bespitzelt worden waren, als Leiter von Air Berlin blieb er nur anderthalb Jahre bis Januar 2013 - und wurde direkt danach Chef der skandalerschütterten Flughafengesellschaft Berlin. "Ein Stehaufmännchen", so ein Weggefährte.

Florian Homm war einer der bekanntesten Hedge-Fonds-Manager der Welt. 2007 brach das Imperium zusammen. Homm versteckte sich jahrelang vor den US-Ermittlungsbehörden, die ihn wegen Betrugs suchten. 2013 wurde er in Florenz verhaftet, dann freigelassen, kürzlich hielt der an multipler Sklerose Erkrankte einen christlich motivierten Vortrag "Lieber geben als nehmen." Als Deutscher kann er nicht in die USA ausgeliefert werden.

(RP)
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