Zwei Jahre nach der Pleite des US-Hauses Das Erbe von Lehman Brothers

Washington/Berlin (RPO). Genau zwei Jahre ist es her, dass eine Bank das globale Finanzwesen in einen tiefen Strudel hineinzog. Die Pleite von Lehman Brothers steht wie keine andere für den Beginn der Finanzkrise, die schließlich in die Wirtschaftskrise mündete. Und auch heute noch sind die Auswirkungen zu spüren, wie das Beispiel Hypo Real Estate zeigt.

Fakten zu Lehman Brothers
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Foto: rpo, Julian Omonsky

Die Opposition warnt eindringlich: Angesichts einer undurchsichtigen staatlichen Überwachung sei die Hypo Real Estate (HRE) ernsthaft in Gefahr. Gemeint ist damit die Aufstockung der Milliardenhilfen für den verstaatlichten Immobilienfinanzierer. Und genau damit wird sich am Dienstagnachmittag auch das Finanzmarktgremium des Bundestages beschäftigen.

Der Grund: Nicht nur der Opposition, sondern auch Leo Dautzenberg, CDU-Abgeordneter und Mitglied des Gremiums, zeigte sich verärgert über die neuen Finanzhilfen. Besonders sorgte für Kritik, dass Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nichts von den Hilfen wusste, sondern dies dem Handeln von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zuzurechnen ist.

Die Einrichtung einer Bad Bank

Die Problematik um die Hypo Real Estate zeigt eines: Die Wirtschafts- und Finanzkrise ist noch lange nicht ausgestanden. Noch immer braucht die HRE Milliarden, um am Leben gehalten zu werden - auch wenn es, so heißt es, diese vor allem dafür gebraucht werden, um die Bad Bank zu installieren, in die die faulen Kredite abgeschoben werden können.

Doch die Bank fallenzulassen ging weder damals noch heute. Schließlich gilt sie als systemrelevant, hatte vor ihrer Verstaatlichung eine ebenso große Bilanzsumme wie Lehman Brothers. Was ein solcher Zusammenbruch bewirken könnte, zeigte eben die amerikanische Bank.

Damals, am 14. September 2008, gab die Bank bekannt, dass sie Konkurs anmelden wolle, einen Tag später geschah es tatsächlich. Denn den schwer angeschlagenen Immobilienfinanzierer wollten im Endeffekt weder die Bank of America noch Barclays übernehmen. Eine Rettung war damit gescheitert. Die Pleite wirkte sich wie ein Domino-Effekt auf andere Länder aus. So hatte etwa die deutsche KfW der US-Bank noch 319 Millionen überwiesen, obwohl diese gerade pleite gegangen war. Eine Pannenserie, die auch der Förderbank schweren Schaden zufügte.

Inzwischen sind die größten Auswirkungen der Krise überwunden. Nach der finanziellen Misere Griechenlands und den europäischen Hilfen ist es beinahe ruhig geworden um die Euro-Krise und ihre Folgen. Doch das Zittern hat noch lange kein Ende, denn nach wie vor bleibt die Angst vor einer neuen Rezession.

Anzeichen einer neuen Rezession

Gerade in den USA, wo sich die Zeichen einer Rezession mehren, wächst die Angst. Und die erste Krise fand schließlich auch in den Vereinigten Staaten ihren Anfang. Aber auch Exportnationen wie Deutschland können sich nicht sicher fühlen. So ist es kein Wunder, dass sich die Experten bei aktuellen Arbeitsmarktzahlen und positiven Konjunkturdaten bewusst zurückhalten.

Doch die Pleite der Lehman-Bank und somit auch die Möglichkeit, in Fällen wie dem der HRE eine Bad Bank einrichten zu können, haben eins gezeigt. Die Regierungen haben weltweit reagiert und mit dem Paket "Basel III" nun auch Instrumente geschaffen, um einer möglichen neuen Krise schon im Vorfeld zu begegnen.

"Basel II", das heißt, die Notenbankchefs von 27 Industrie- und Schwellenländern verständigten sich auf neue Regeln für die Finanzmärkte - nach hartem, jahrelangen Ringen darum. So müssen die Banken etwa eine höhere Kernkapitalquote ausweisen oder, wenn sie systemrelevant sind, noch größere Reserven einrichten.

Das Paket muss nun zwar noch von den G20 abgesegnet und von den einzelnen Ländern ratifiziert werden, doch zeigt die Einigung eines: Die Staaten wollen vor einem neuerlichen Strudel gewappnet sein. Ob die Banken selbst allerdings aus der Krise gelernt haben, fragen sich dagegen auch heute noch viele.

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