Produktion nach China ausgelagert Das Ende des Solar-Märchens

Düsseldorf (RP). In Brandenburg wurde gestern die größte Solaranlage Deutschlands eingeweiht. Die Solar-Förderung hat der Branche zu einem Boom verholfen. Weil die Deutschen dadurch teuer blieben, geht die Produktion heute nach China.

Fragen und Antworten zum Solarprojekt "Desertec"
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Foto: AP

Auf einer Fläche von 300 Fußballfeldern wird in der Mark Brandenburg Strom aus der Kraft der Sonne erzeugt. Die Anlage ist die größte in der Bundesrepublik. 560 000 Module wurden gestern ebenfalls eingeweiht. In Jülich wurde gestern ebenfalls ein neuartiges Sonnenkraftwerk eröffnet. Die insgesamt 23,2 Millionen Euro teure Versuchsanlage hat eine elektrische Leistung von 1,5 Megawatt. Die Investoren preisen ihre Projekte als "Leuchtturmprojekt der Solarbranche". Doch genau die steckt tief in der Krise. Über viele Jahre war sie mit hohen Subventionen aufgepäppelt worden. Bis heute schreibt das Gesetz für erneuerbare Energien vor, dass 43 Cent für jede Kilowattstunde Solarstrom gezahlt werden müssen. 23 Cent sind für Strom marktüblich.

Jetzt rächt sich die großzügige Subventionspolitik. "Durch die hohe Vergütung haben die deutschen Solarhersteller Speck angesetzt. Sie arbeiten durch jahrelang hohe Preise mit hohen Margen", sagt Holger Krawinkel, Solarexperte des Verbraucherzentrale. Damit sind sie kaum konkurrenzfähig. Die Gefahr kommt aus Asien. Dort können Solarzellen viel günstiger produziert werden. Das liegt nicht nur an den niedrigeren Lohnkosten. "Die asiatischen Fabriken sind zum Teil viel moderner als die europäischen. Das spart Kosten", so der Verbraucherschützer. Und die asiatischen Modelle können sich durchaus sehen lassen. Es gebe dort gute Solarmodule — viele auch vom TÜV zertifiziert. "Die asiatischen Zell- und Modulhersteller werden die deutschen verdrängen — außer die deutschen produzieren zukünftig ebenfalls in Asien", warnt Anne Kreutzmann, Chefredakteurin des Solar-Magazins Photon.

Experten sehen noch andere Probleme der deutschen Solarbranche. "In Spanien wurden die Förderungen von Solarstrom von 2000 bis 3000 Megawatt auf 500 Megawatt pro Jahr verringert. Das ganze Angebot verteilt sich nun auf die übrigen Märkte", sagt Erkan Aycicek, Solaranalyst der Landesbank Baden-Württemberg. In der Euphorie der vergangenen Jahre seien die Kapazitäten extrem erweitert worden. Jetzt treffe das Überangebot auf eine geschrumpfte Nachfrage. "Außerdem kommen die Asiaten heute viel preiswerter an den Rohstoff Silizium", erklärt der Analyst.

Für die Mega-Anlage in Brandenburg gelten die Sorgen der Experten übrigens nicht. "Die arbeitet auch schon so effizient, dass sie mit konventionellen Kraftwerken konkurrieren kann", sagt Verbraucherschützer Krawinkel.

(RP)
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