Nach Gewinneinbruch Covestro verschärft sein Sparprogramm

Der Gewinn des Leverkusener Chemiekonzerns sinkt um die Hälfte. Einen weiteren Stellenabbau soll es aber nicht geben, verspricht Covestro-Chef Markus Steilemann. Für die umstrittene CO-Pipeline erwartet der Konzern grünes Licht in der zweiten Jahreshälfte.

 Die Covestro-Zentrale in Leverkusen. Hier fallen die meisten Stellen weg.

Die Covestro-Zentrale in Leverkusen. Hier fallen die meisten Stellen weg.

Foto: dpa/Oliver Berg

Das Corona-Virus und die Schwäche der Autoindustrie haben Covestro voll erwischt. Der Gewinn des Leverkusener Dax-Konzerns brach im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent auf 1,6 Milliarden ein. „2019 war geprägt durch viele Unsicherheiten“, sagte Covestro-Chef Markus Steilemann. „Und auch 2020 wird herausfordernd bleiben.“

Covestro macht rund ein Fünftel seines Umsatzes in China. Seine Fabriken dort mussten gedrosselt werden. Als erstes wurden Fässer zur Abfüllung der Kunststoffe knapp, auch Lkw-Fahrer und Handwerker fehlen. Für das erste Quartal erwartet Covestro eine Ergebnis-Belastung durch Corona von 60 Millionen Euro. 

Um gegenzusteuern, beschleunigt Covestro sein Effizienzprogramm. „Ein weiterer Stellenabbau ist damit aber nicht verbunden“, betonte Steilemann. Covestro hatte 2018 angekündigt, 900 Stellen bis Ende 2020 abzubauen, davon 400 in Deutschland. Dabei soll es auch bleiben, so Finanzvorstand Thomas Toepfer. Der Jobabbau zielt vor allem auf die Verwaltung. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2025 ausgeschlossen. Covestro hat derzeit 17.200 Mitarbeiter.

2019 wurden mit dem Sparprogramm bereits 150 Millionen Euro eingespart, bis 2021 sollen es insgesamt 350 Millionen sein. So soll bei der Instandhaltung kräftig gespart werden. Zudem sollen die Investitionen in den nächsten Jahren um 500 Millionen Euro geringer ausfallen als mal geplant. Covestro stoppt vorläufig den Bau einer neuen Anlage in den USA.

Die Aktionäre nahmen Covestro den Gewinneinbruch nicht übel, der Konzern hatte die Latte rechtzeitig niedrig gelegt. Der größte deutsche Chemiekonzern BASF hatte dagegen den Markt 2019 mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die Covestro-Aktie legte um über drei Prozent auf 41 Euro zu. Die Dividende soll wie im Vorjahr bei 2,40 Euro je Aktie liegen. Covestro hatte zugesagt, eine mindestens stabile Dividende zu zahlen.

Besonders stark brach 2019 der Gewinn im Bereich Polyurethane (Vorprodukte für Hart- und Weichschäume) ein, die an Bau-, Möbel- und Autobranche gehen: um 63 Prozent auf 650 Millionen ein. Die Gewinnmarge fiel um mehr als die Hälfte auf das historische Tief von 11 Prozent. Die Hoffnung von Covestro: Bis auf eine eigene Fabrik in Brunsbüttel kommt in diesem Jahr weltweit keine neue Anlage für den Kunststoff MDI mehr auf den Markt. Trüber sieht es beim Kunststoff TDI aus, hier gibt es weiter global große Überkapazitäten.

Der Umsatz von Covestro sank im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Der Konzern konnte den Verfall der Preise nicht durch mehr Mengenabsatz ausgleichen. Auch die Gewinnmarge ging auf Talfahrt. „Solide, aber unter unserem Anspruch“, so Finanzvorstand Toepfer.

Und die Aussichten sind mau: Für 2020 geht Covestro von einem weiteren Gewinnrückgang auf 1,5 bis zu einer Milliarde Euro aus. Und es könnte sein, dass der Konzern in diesem Jahr seine Kapitalkosten nicht verdient, räumte Toepfer ein. Das war auch viele Jahre lang so, als Covestro noch zu Bayer gehörte. Der Finanzchef hofft darauf, dass die Chemiekonjunktur jetzt ihren Tiefpunkt erreicht hat.

Zugleich hofft der Konzern, dass das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) bald grünes Licht für die umstrittene CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen geben wird. „Wir gehen davon aus, dass das OVG in der zweiten Jahreshälfte verhandelt, und sind zuversichtlich, dass das Urteil positiv ausfällt“, sagte Technik-Vorstand Klaus Schäfer. Das Bundesverfassungsgericht hatte Klagen an das OVG zurückverwiesen. Insbesondere muss das OVG nun klären, ob das Gemeinwohl ausreichend begründet wurde. Die lange umkämpfte Pipeline ist fertig und derzeit mit Stickstoff gefüllt, um Korrosion zu vermeiden. „Wir brauchen die Pipeline, um wirtschaftliche Nachteile für Uerdingen auszugleichen“, betonte Schäfer. Dort wird Kohlenmonoxid als Rohstoff benötigt und kommt derzeit aus einer Koksanlage, die in die Jahre gekommen ist.

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