Branche im Lockdown Bemerkung der Kanzlerin macht Friseuren Hoffnung

Frankfurt · Der Lockdown trifft die Branche hart. Um auf die Lage hinzuweisen, lassen Ende Januar Salons bundesweit das Licht an. Hoffnung setzen die Friseure in eine Bemerkung der Kanzlerin.

 Der Essener Friseur Mirko Schoroth musste seinen Laden Mitte Dezember schließen – bis heute ist er zu.

Der Essener Friseur Mirko Schoroth musste seinen Laden Mitte Dezember schließen – bis heute ist er zu.

Foto: Roland Weihrauch / dpa

Wer kennt es dieser Lockdown-Tage nicht? Der morgendliche Blick in den Spiegel zeigt: Die Frisur sitzt nicht mehr, die Haare werden immer länger. Die Friseursalons sind seit dem 16. Dezember im Lockdown, auch wenn sie gern helfen würden, aber: „Gesundheitsschutz geht vor“, heißt es seitens der Innungsverbände. Doch machen die Coiffeure inzwischen mit immer mehr Nachdruck auf ihre schwierige Situation durch den Lockdown in der Corona-Pandemie aufmerksam. So hat etwa unter dem Motto „Lasst euer Licht an!“ die Friseur-Innung in Lindau am Bodensee dazu aufgerufen, zwischen Freitag und Samstag früh die Friseursalons zu beleuchten.

„Wir möchten nicht tatenlos zusehen, wie unsere Läden geschlossen bleiben und ihre Existenz bedroht wird!“, begründet die Innung diese Aktion, der sich noch weitere Kreise in Bayern, aber auch die hessischen Friseure angeschlossen haben. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks will diese Aktion am 31. Januar bundesweit starten. 80.000 Salons mit einem Jahresumsatz von insgesamt 7,5 Milliarden Euro gibt es in Deutschland, sie beschäftigten 240.000 Mitarbeiter. hinzu kommen noch etwa 20.000 Auszubildende.

Hoffnung setzen die Friseure in eine Bemerkung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die vor wenigen Tagen fiel: Man müsse bei einer möglichen Öffnung nach dem 15. Februar Prioritäten setzen – nach den Kitas und Schulen müssten die Friseure und der Einzelhandel wieder ihrer Arbeit nachgehen dürfen. „Ein rascher Re-Start der Salons ist jetzt existenziell, um viele Friseurbetriebe zu retten“, heißt es beim Zentralverband. Denn die Lage vieler Betriebe sei mittlerweile dramatisch. Zahlreiche Friseure stünden vor dem Aus, sagte Verbandspräsident Harald Esser. Er befürchtet eine Insolvenzwelle, sollte den Betrieben nicht sofort geholfen werden. Weil der Lockdown am 16. Dezember begann, kämen für sie auch die Dezemberhilfen nicht infrage, erläutert René Hain, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands Hessen. Denn Voraussetzung dafür wäre ein Umsatzrückgang um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Doch viele Friseure bedienten bis zum 16. Dezember ihre Kunden. Dadurch nahmen sie mehr ein als für die Hilfen erlaubt. Nun hoffen sie auf die Überbrückungshilfe für den Januar. Denn die sollten sie in Anspruch nehmen können, weil auch hier künftig nur noch ein Kriterium gelten soll – nämlich besagtes Umsatzminus von mindestens 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Die Friseursalons wieder zu öffnen, sei auch aus gesundheitlichen Gründen wichtig, meint die Branche. Denn nur sie könne sichere Dienstleistungen anbieten, sagt René Hain von der Landesinnung Hessen und verweist auf eine Auskunft der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege: Demnach hätten sich zwischen Oktober und November beim Friseur nur acht Kunden mit Covid-19 infiziert. Täglich gebe es aber 700.000 Kundenkontakte. Doch steige mit anhaltendem Lockdown das Risiko durch Schwarzarbeit. Kunden böten inzwischen teilweise ein Vielfaches des üblichen Preises für einen Haarschnitt, berichtet Hain.

Zentralverbandspräsident Esser hatte vor wenigen Tagen auch die gut frisierten Fußballprofis kritisiert und ihnen vorgeworfen, sich illegal die Haare schneiden zu lassen. Das sei „Haarspalterei“, konterten die Vereine: Die Fußballer könnten das selbst, auch Freunde oder Familie würden helfen. Kein Problem: Solange das privat und unentgeltlich geschieht, ist es nämlich legal.

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