Metro prüft Kaufhof-Offerten mit Gelassenheit Cordes: "Wir stehen nicht unter Zeitdruck"

Düsseldorf (RPO). Deutschlands größter Handelskonzern Metro erwartet 2011 ein neues Rekordjahr. Wenn das Weihnachtsgeschäft gut verlaufe, sei das geplante Ergebnisplus um zehn Prozent gegenüber 2010 machbar, bekräftigte der scheidende Vorstandschef Eckhard Cordes am Donnerstag in Düsseldorf die Konzernziele. Wer bei der zum Verkauf stehenden Warenhaustochter Kaufhof nach den jüngsten Offerten das Rennen macht, ließ der Konzern dagegen weiter offen.

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"Wir stehen beim Kaufhof-Verkauf nicht unter Zeitdruck", sagte Cordes bei Vorlage der Neunmonats-Zahlen. Der Kaufhof sei ein "hervorragendes Geschäft" und müsse nicht zwingend veräußert werden. "Wir werden nur verkaufen, wenn wir einen guten Käufer haben und einen angemessen Preis bekommen", stellte er klar. Auch müsse ein Käufer die Warenhauskette garantiert "verantwortlich führen" können.

Damit ging Cordes nicht konkret auf die aktuellen Offerten des Karstadt-Eigentümers Nicolas Berggruen und der österreichischen Immobilienfirma Signa ein. Beide wollen die rund 130 Kaufhof-Warenhäuser übernehmen. Berggruen möchte dabei Karstadt und Kaufhof zu einer deutschen Warenhaus AG zusammenführen - eine Idee, die Cordes selbst im Zusammenhang mit der zurückliegenden Insolvenz von Karstadt und dessen Mutterkonzern Arcandor erwogen hatte.

Vorzeitiger Cordes-Ausstieg bleibt offen

Der schleppende Verkauf der seit 2008 zur Veräußerung stehenden Warenhauskette war einer der Gründe, warum Cordes zuletzt im Konzern in die Kritik geraten war. Daraufhin hatte er angekündigt, seinen Ende Oktober 2012 auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Ob er vor diesem Termin die Metro verlässt, bleibt weiter offen. "Der Vorstand ist handlungsfähig. Das Schiff treibt nicht ohne Kapitän", wies Cordes Spekulationen über eine Führungskrise zurück.

Als Favorit auf die Nachfolge gilt Spekulationen zufolge der Franzose Joel Saveuse, der im Metro-Vorstand für die Supermarktkette Real zuständig ist. Die zum Teil harsche Kritik an seiner Amtsführung nahm Cordes unterdessen gelassen. "Meine Gefühlslage ist wunderbar. Ich bin nicht in psychiatrischer Behandlung und brauche das auch nicht", sagte er schmunzelnd.

Auch die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn zählen zu den Baustellen des Konzerns, die Cordes zuletzt viel Kritik eingebracht hatten. Den jüngsten, nach Einschätzung von Branchenkennern aber viel zu späten Start ins Internet-Geschäft wertete Cordes nun als Erfolg. Der Webshop komme bei den Kunden "unglaublich gut" an. Nach den Verlusten im zweiten Quartal sei Media Saturn im dritten Vierteljahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Rechtsstreit um Media Saturn geht in neue Runde

Dagegen ist der Rechtsstreit mit den früheren Inhabern der beiden Elektronikmärkte um die Entscheidungshoheit weiter nicht ausgestanden. Cordes kündigte an, die Metro werde vor dem Oberlandesgericht (OLG) München Revision gegen eine Entscheidung des Landgerichts Ingolstadt einlegen.

Nach dessen Urteil müssen wichtige Entscheidungen wie die Feststellung des Jahresabschlusses oder die Berufung von Geschäftsführern mit einer Mehrheit von 80 Prozent getroffen werden. Doch Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals hält über 20 Prozent und kann sein Veto einlegen. Die Metro will aber wichtige Entscheidungen über einen neu zu gründenden Beirat mit einfacher Mehrheit treffen.

In den ersten neun Monaten konnte die Metro, zu der auch die Supermarktkette Real und die Großverbrauchermärkte Metro Cash&Carry gehören, ihr Betriebsergebnis (Ebit) vor Sonderfaktoren auf 1,0 Milliarden Euro steigern. Das sind 16,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Umsatz gab dagegen leicht um 0,6 Prozent auf 47,2 Milliarden Euro nach.

(apd/felt)
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