Übernahmepoker Continental geht auf Schaeffler zu

Hannover (RPO). Continental ändern seinen Kurs. Nach wochenlangem Widerstand gegen eine Übernahme durch die Schaeffler-Gruppe geht Continental jetzt überraschend auf das Familienunternehmen zu.

Der Conti-Krimi
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Der Aufsichtsrat des Autozulieferers empfahl den Aktionären am Mittwoch in Hannover zwar, "das aktuell vorliegende Angebot der Schaeffler KG" nicht anzunehmen. Zugleich kündigte Unternehmenschef Manfred Wennemer aber an, mit Schaeffler "kurzfristig weitere Verhandlungen ohne jegliche Vorbedingung" anzustreben.

Der Vorstand habe dem Aufsichtsrat "über den Fortgang der Gespräche mit der Schaeffler-Gruppe und die hierbei erzielten Fortschritte berichtete", sagte Wennemer. Für weitere Verhandlungen habe er "volle Rückendeckung des Aufsichtsrats". "Es ist unser Ziel, möglichst schnell zu einer Lösung im Sinne beider Unternehmen zu kommen", betonte er. Parallel zu den Verhandlungen mit Schaeffler werde Conti aber weiter alle Handlungsoptionen prüfen.

Schaeffler begrüßte die Gesprächsbereitschaft von Continental und zeigte sich zuversichtlich, dass die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis führen werden. "Wir streben ebenfalls eine möglichst schnelle Einigung im Interesse beider Unternehmen an", erklärte Schaeffler-Chef Jürgen M. Geißinger.

Details der Gespräche wollte Wennemer nicht nennen. Beide Seiten hätten strikte Vertraulichkeit vereinbart, sagte er. Schaeffler hat aber offenbar einen höheren Übernahmepreis in Aussicht gestellt.

Das Familienunternehmen soll bereit sein, statt der bislang gebotenen 70,12 Euro nun 75 Euro je Conti-Aktie zu zahlen. Das berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Aufsichtsratskreise. Ein Sprecher der Schaeffler-Gruppe wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Nach Angaben der Zeitung soll Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger schriftlich bestätigt haben, dass die Unternehmensgruppe bereit sei, 75 Euro zu zahlen.

Arbeitnehmer wollen Zusagen von Schaeffler

Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef und IG-BCE-Vorstand, Werner Bischoff, verlangte die Berücksichtigung der Arbeitnehmerinteressen bei den weiteren Gesprächen mit Schaeffler. In den Verhandlungen müssten auch die Betriebsstrukturen, der Conti-Firmensitz Hannover, die Zukunft einzelner Unternehmenssparten und der künftige Einfluss von Schaeffler im Aufsichtsrat behandelt werden, sagte Bischoff nach der Sitzung in Hannover.

"Diese Fragen prägen später das Tagesgeschäft und müssen jetzt auch zu Papier gebracht werden", betonte Bischoff. "Es gibt Verlautbarungen aus der Schaeffler-Gruppe, die wir wohlwollend zur Kenntnis genommen haben". Schaeffler hatte jüngst Bereitschaft zu einer Vereinbarung signalisiert, die die Selbstständigkeit von Conti und Hannover als Firmensitz des DAX-Unternehmens zusichern soll.

Offizielles Schaeffler-Angebot für Conti zu niedrig

Der Conti-Aufsichtsrat bezeichnet das offizielle Angebot von Schaeffler von 70,12 Euro je Aktie erneut als nicht angemessen. Das Angebot entspreche lediglich dem Mindestpreis und nicht dem langfristige Wertpotenzial des Unternehmens. Zudem seien, die wirtschaftlichen Vorteile eines Zusammengehens mit Schaeffler auf einen überschaubaren Bereich begrenzt.

Conti hatte das Angebot des wesentlich kleineren Familienunternehmens bereits im Juli zurückgewiesen. Nachdem Schaeffler am 5. August eine offizielle Offerte vorgelegt hatte, musste der Conti-Aufsichtsrat erneut Stellung nehmen.

(ap)
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