Übernahme in Sicht Conti greift nach Schaeffler

Düsseldorf (RP). Porsche lässt grüßen: Auch der herzogenauracher Autozulieferer Schaeffler ist bei dem Versuch, den drei mal größeren Wettbewerber Continental (Hannover) zu übernehmen, gescheitert. Und genau wie im Fall Porsche/VW droht jetzt das exakte Gegenteil: Conti dreht den Spieß um und greift nun seinerseits nach Schaeffler.

Der Conti-Krimi
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Foto: AP

Laut "Handelsblatt" plant Schaeffler eine Umtauschanleihe, um damit die Voraussetzungen für eine Fusion unter dem Dach der börsennotierten Continental AG zu schaffen. Während des inzwischen gescheiterten Versuchs einer feindlichen von Conti hatte Schaeffler rund 12 Milliarden Euro Schulden angehäuft.

Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise, in der die Banken mit Krediten knausern, ist ein Kredit in dieser Höhe "für ein Unternehmen von der Größe Schaefflers ein nicht tragbares Risiko”, wie der Stefan Bratzel von der FH Bergisch Gladbach gestern erklärte. Also will Schaeffler die Schulden mit eine Wandelanleihe in Milliardenhöhe bei den bisherigen Kreditgebern um die Commerzbank, die Royal Bank of Scotland und die Dresdner Bank platzieren. Diese bekommen dann die Möglichkeit, die Anleihe in Conti-Aktien umzutauschen, so das "Handelsblatt".

Aus Sicht der Banken könnte der Deal tatsächlich attraktiv sein ­— vorausgesetzt die Schieflage bei Schaeffler ist so angespannt, dass die Banken um die Rückzahlung der Kredite fürchten müssen. Steigt nämlich der Kurswert der Conti-Aktien durch die Fusion unter dem Dach der Conti, können die Banken den Kursgewinn einstreichen.

Bratzel sieht die Umkehrung des Übernahme-Prozesses im Fall Conti/Schaeffler nüchtern: "Da wird jetzt die natürliche Gewichtung wieder hergestellt”, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Gemeinsam mit der Düsseldorfer Unternehmensberatung Management Engineers arbeitet er an einer Studie, die die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Zulieferindustrie untersucht.

Ein brisantes Detail-Ergebnis liegt schon vor: "Wenn die Wirtschaftsflaute sich nicht unerwartet schnell erholt, werden in der ersten Hälfte des kommenden Jahres zehn bis 15 Prozent der 350.000 Mitarbeiter bei deutschen Zulieferern entlassen”, sagte Bratzel. Bislang sei die große Kündigungswelle noch durch die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes in Deutschland verhindert worden. "Aber das geht wohl nicht ewig so weiter”, sagt Bratzel, der mit einer Branchenbereinigung in "historischem Umfang” rechnet. Die Studie soll zur IAA in Frankfurt vorgestellt werden.

(RP)
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