Aufsichtsratssitzung in Hannover Conti-Chef will angeblich Abwehrplan präsentieren

Hamburg (RPO). Der Aufsichtsrat der Continental AG kommt am Mittwoch in Hannover zu einer Sondersitzung zusammen. Angeblich will Conti-Chef Manfred Wennemer dabei seinem Aufsichtsrat einen umfangreichen Abwehrplan gegen den Übernahmeversuch der Schaeffler-Gruppe präsentieren.

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Die Sitzung des Kontrollgremiums dauerte am Nachmittag an, Beobachter schlossen nicht aus, dass sich die Gespräche bis in die späten Abendstunden ziehen könnten.

Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, plante Wennemer einen etwa einstündigen Vortrag zu dem Schaeffler-Angebot von 11,39 Milliarden Euro. Der Vorstandschef des DAX-Konzerns hält das Angebot für zu niedrig und hatte es vergangene Woche brüsk zurückgewiesen. Die "Financial Times Deutschland" berichtete, Wennemer wolle dem Gremium Gutachten der US-Banken JP Morgan und Goldman Sachs vorstellen, die zum Schluss kämen, dass der gebotene Preis nicht den Wert Contis widerspiegele.

Aufsichtsratschef warnte vor Kampf um jeden Preis

Außerdem plane der Conti-Chef, sich zur Abwehr der Übernahme von den Kontrolleuren eine Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent genehmigen lassen, berichtete das Blatt weiter. Wennemer hatte der Schaeffler-Gruppe nach eigenen Angaben eine Übernahme von 20 Prozent der Conti-Aktien angeboten. Das Familienunternehmen beharrt aber auf einer Kontrollmehrheit von mehr als 30 Prozent.

Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben über Banken bereits den Zugriff auf 36 Prozent der Conti-Aktien gesichert. Wennemer hatte die Transaktionen der Gruppe mit den Banken als rechtswidrig bezeichnet und die Finanzaufsicht eingeschaltet.

Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg hatte in einem Interview angekündigt, er wolle sich nicht mit aller Macht gegen die Übernahmeofferte stellen. "Vernunft ist angesagt, nicht Kampf um jeden Preis", sagte er dem "Manager-Magazin". "Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen", sagte er.

Glos beurteilt Schaeffler-Pläne positiv

Neben einer zunehmenden Zahl von Vertretern aus der Autoindustrie beurteilt laut "Handelsblatt" auch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Übernahmepläne des fränkischen Mittelständler positiv. "Die bisherigen Erfahrungen mit der Familie Schaeffler zeigen, dass es sich um sehr seriöse, zuverlässige Investoren handelt", sagte er dem Blatt. Ihm als Wirtschaftsminister komme in dem Geschäft aber keine Rolle zu, betonte Glos. "Es handelt sich um eine rein unternehmerische Entscheidung derjenigen, die kaufen, und derjenigen, die verkaufen wollen."

In Regierungskreisen in Berlin heißt es dem Bericht zufolge aber, es sei besser, dass "ein deutsches Familienunternehmen bei einem für die deutsche Automobilindustrie strategisch wichtigen Unternehmen wie Conti einsteigt als ein ausländischer Investor oder ein Staatsfonds". In der Vergangenheit hätten sich die Investitionen von Familienunternehmen zudem als langfristiger erwiesen.

(ap)
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