Commerzbank verärgert Kunden 2500 Euro Kapitalertragsteuer für 18 Euro Dividende?

Frankfurt · Großer Ärger unter den Kunden der Commerzbank und ihres Online-Ableger Comdirect: Mit fehlerhaften Steuerabzügen auf Kapitalerträge sorgen die Institute für Empörung. Aufgrund eines technischen Fehlers werden Kunden mit zu hohen Steuerabzügen belastet.

 Das Logo des Commerzbank an einer Filiale in Sichtweite der Zentrale der Commerzbank (links) in Frankfurt.

Das Logo des Commerzbank an einer Filiale in Sichtweite der Zentrale der Commerzbank (links) in Frankfurt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Das räumte die Bank am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters ein. "Betroffen sind Kunden von Commerzbank und Comdirect im vierstelligen Bereich." Die Stornierung der fehlerhaften Buchungen laufe. Anfang nächster Woche erfolge die maschinelle Neu-Abrechnung.

Teils wurden für Zinsen von wenigen Euro Steuern von über 5000 Euro abgebucht, wie aus von Reuters eingesehenen Kontodaten hervorgeht. Auch Nutzer in Internetforen wie der Comdirect-Community klagten darüber. "18 Euro Dividende erhalten, comdirect errechnet daraus 2500 Euro Kapitalertragsteuer ??!?", heißt es etwa in einem Beitrag. Ein anderer Anleger erklärte, er habe statt einer Gutschrift eine Abbuchung von über 200.000 Dollar erhalten. Im Comdirect-Internetforum erklärte ein Moderator: "Wir bedauern den Fehler bei den Steuerberechnungen sehr und bitten in aller Form um Entschuldigung. Es steht außer Frage, dass ein derartiger Fehler mit seinen teilweise extremen Auswirkungen nicht auftreten darf, aber leider ist es dennoch geschehen."

Durch fehlerhafte Buchungen wurden Konten offenbar ins Minus gedrückt. Die Bank bestritt aber, dass Neuinvestitionen nicht möglich gewesen seien. "Die Kunden waren handlungsfähig, in wenigen Fällen wurde durch eine entsprechende Disposition der Handel ermöglicht." In den Foren beschwerten sich Nutzer, dass sie von ihren Girokonten kein Bargeld mehr am Automaten abheben könnten und nicht mehr mit ihren EC-Karten zahlen könnten.

Ausblick auf das Aktienjahr 2022

Vordergründig ähnelt die Ausgangssituation der Aktienmärkte Europas für 2022 der vor einem Jahr. Corona ist weiterhin das dominante Thema. Noch immer ruht die Hoffnung auf einer Rückkehr zur Normalität und einer fortgesetzten Erholung der Weltwirtschaft. Doch mit der Inflation ist ein weiteres Thema in den Vordergrund gerückt. Für deutsche und europäischen Aktien sind Experten insgesamt zuversichtlich, doch könnte der Ritt in den nächsten zwölf Monaten holpriger werden.

Selbst wenn die Inflation nicht weiter anzieht, wird sie wohl auf erhöhtem Niveau bleiben. Ursachen sind laut Volkswirt Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel die sich nur langsam abbauenden Lieferkettenstörungen, hohe Energie- und Rohstoffpreise, der Fokus der Politik auf höhere Löhne sowie staatliche Investitionsoffensiven. Dabei stecken die Währungshüter laut den Experten des Vermögensverwalters Fiduka in einer Zwickmühle. „Zum einen rechtfertigt eine pandemiegeschwächte Weltwirtschaft weiterhin geldpolitische Unterstützung, zum anderen steigen die Risiken einer unkontrollierten Inflationsentwicklung.“

Das spiegelt sich in der Aktienauswahl der Vermögensverwalter wider. Zahlreiche Häuser favorisieren Substanzwerte mit vergleichsweise günstiger Bewertung. „Vieles spricht dafür, dass Value-Aktien 2022 besser laufen sollten“, meint etwa Stefan Breitner, Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft DJE. Die Investmentexperten Pascal Blanque und Vincent Mortier vom französischen Vermögensverwalter Amundi empfehlen solide Unternehmen mit inflationssicheren Geschäftsmodellen. Vorsichtig sind sie dagegen bei Wachstumsaktien, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind. Sollte die Inflation hoch bleiben und die Notenbanken geldpolitisch stärker bremsen als geplant, könnten hoch bewertete Wachstumstitel weiter unter Druck geraten.

Die Einschätzungen der Experten sprechen tendenziell für den deutschen Aktienmarkt. Traditionelle Branchen sind in dem auf 40 Werte gewachsenen Leitindex Dax hoch gewichtet, während Technologiewerte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch andere Aspekte sprechen für deutsche Aktien. So könnten die prominent im Dax vertretenen Autowerte von einer Besserung der momentanen Chipknappheit profitieren, merkt Kapitalmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank an.

Neben Value-Werten haben auch Titel mit hoher Dividende Chancen. Schließlich knüpften die zu erwartenden Ausschüttungen an das hohe Niveau vor Corona an, betont Halver auch mit Blick auf den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50. Mit Allianz, Telekom, Deutscher Post und Munich Re kommen einige der zuverlässigsten und bedeutendsten Dividendenzahler des Index aus Deutschland.

Im Jahresverlauf könnte dann eine besser laufende Wirtschaft Rückenwind verleihen. „Nach winterlich-viraler Schwäche dürften die ab Frühjahr einsetzende weltweite Konjunkturerholung die typisch zyklisch dominierten Aktien in Europa begünstigen und ihnen Nachholpotenzial verleihen“, prophezeit Halver.

Und: Während die US-Währungshüter bei der Geldpolitik auf die Bremse treten und im neuen Jahr den Leitzins wohl schrittweise anheben werden, hat die Europäische Zentralbank keine Eile, die Zügel anzuziehen. Solange die Inflation nicht noch weiter steigt, dürfte sich daran nichts ändern. „Die Geldpolitik in Europa bleibt fast das gesamte nächste Jahr über auf dem Gaspedal“, erwartet Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Deka.

Angesichts der Virusvariante Omikron, zunehmenden geopolitischen Spannungen und der Inflationsentwicklung gingen jedoch viele Beobachter derzeit von erhöhten Risiken aus, gibt Chefstratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck zu bedenken. Das ähnele den eher zurückhaltenden Prognosen zu Beginn des Jahres 2021, das dann aber deutlich besser als angenommen verlaufen sei. „Vielleicht werden die Marktteilnehmer am Ende des kommenden Jahres erneut überrascht sein.“

Die europäischen Aktien haben sich 2021 trotz aller Unwägbarkeiten beachtlich geschlagen. Der Dax erklomm zuletzt im November ein Rekordhoch von 16 290 Punkten, der EuroStoxx markierte den höchsten Stand seit Ende 2007. Mittlerweile sind die Kurse beider Indizes zwar etwas gefallen, für den Dax stand 2021 aber immer noch ein Plus von knapp 16 Prozent zu Buche, was nicht nur den dritten Jahresgewinn in Folge bedeutete. Mit Ausnahme von 2019, dem Jahr vor der Pandemie, war 2021 auch das beste Dax-Jahr seit 2013.

„Auf dem aktuellen Niveau ist bereits viel Positives eingepreist“, stellen denn auch die Anlageexperten der Fiduka fest. So kontinuierlich wie bis November dieses Jahres dürfte es daher 2022 wohl nicht mehr nach oben gehen. Chefvolkswirt Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel rechnet vielmehr „in den kommenden Monaten immer wieder mit Rückschlägen“.

(felt/Reuters)
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