Deutsches Kreditinstitut Commerzbank gibt das Jahr 2013 verloren

Frankfurt/Main · Die Commerzbank schreibt das Jahr 2013 endgültig ab. Auch nach sechs Monaten kommt Deutschlands zweitgrößte Bank nicht aus den roten Zahlen.

 Der Commerzbank geht es allmählich wieder besser.

Der Commerzbank geht es allmählich wieder besser.

Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Eine halbe Milliarde Euro Kosten für den Abbau von mehr als 5000 Stellen und der verlustträchtige Verkauf des Geschäfts mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen in Großbritannien führten zu einem Verlust von 51 Millionen Euro, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte sie noch 625 Millionen Euro Gewinn geschrieben. Im zweiten Quartal erzielte die Commerzbank einen Mini-Gewinn von 43 (Vorjahr: 270) Millionen Euro und verfehlte die Erwartungen der von Reuters befragten Analysten. Das Kerngeschäft mit dem deutschen Mittelstand lahmt, nur im Privatkundengeschäft sind erste Erfolge des Umbaus sichtbar.

"Wir nehmen im Übergangsjahr 2013 in Kauf, dass einzelne Maßnahmen mit einmaligem Restrukturierungsaufwand oder höherer Risikovorsorge verbunden sind", erklärte Vorstandschef Martin Blessing. "Damit schaffen wir die Basis, um die Profitabilität der Bank künftig weiter zu verbessern." Die Commerzbank sei auf dem richtigen Weg.

Blessing geht für dieses Jahr nun aber von höheren Abschreibungen auf faule Kredite aus als 2012. Damals hatte die Bank 1,7 Milliarden Euro abgeschrieben. Grund seien neben dem beschleunigten Verkauf unerwünschter Portfolien "Einzelfälle" im Kerngeschäft. Bisher hatte Blessing für 2013 eine nur leicht steigende Risikovorsorge erwartet. Allein im zweiten Quartal wurden 537 (404) Millionen Euro neue Kreditausfälle verbucht.

"In Summe halten wir es für die zweite Jahreshälfte und auch für das Gesamtjahr wahrscheinlich, dass der Ertragsdruck aus Niedrigzinsumfeld, saisonalen Effekten sowie aus der ansteigenden Risikovorsorge die Erfolge aus der angestoßenen Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells überdecken werden", hieß es im Zwischenbericht. Die Kernkapitalquote der Bank lag Ende Juni mit 8,4 Prozent nach dem künftigen Basel-III-Standard unter den Ansprüchen des Kapitalmarktes, erst Ende 2014 sollen es neun Prozent werden.

LBBW-Analyst Ingo Frommen sagte: "Die insgesamt schwierige Situation der Commerzbank sehen wir bestätigt. Das zweite Halbjahr und wohl auch 2014 werden herausfordernd für das Management." Vorbörslich stieg die Commerzbank-Aktie dennoch um 2,6 Prozent.

Im Mittelpunkt des Konzernumbaus steht das Geschäft mit den elf Millionen Privatkunden. Die Commerzbank habe in den ersten sechs Monaten 100.000 Kunden gewonnen - bis 2016 sollen es eine Million werden. Das Wertpapiergeschäft und die Baufinanzierung sorgten im zweiten Quartal für einen höheren operativen Gewinn in der Sparte. Dagegen brach das Ergebnis der Mittelstandsbank - sonst ein verlässlicher Gewinnbringer - von April bis Juni wegen einer steigenden Risikovorsorge um 44 Prozent ein. Dagegen profitierte das Kapitalmarktgeschäft von der besseren Stimmung an den Börsen.

Das noch 136 Milliarden Euro schwere Geschäft mit Schiffs-, Immobilien- und Staatskrediten brachte im zweiten Quartal erneut fast 400 Millionen Euro Verlust. Seit Jahresbeginn seien die Bestände aber um 20 Milliarden abgebaut worden, bis Ende 2016 sollen sie deutlich unter 90 Milliarden Euro schrumpfen. In der Schiffsfinanzierung, die zurzeit von den Bankenaufsehern scharf unter die Lupe genommen wird, hätten die faulen Kredite zuletzt nicht mehr zugenommen.

Weil der Abbau schneller als erwartet vorangehe, will sich die Bank von den beiden für die "Bad Bank" zuständigen Vorständen Ulrich Sieber und Jochen Klösges Aufsichtsratskreisen zufolge trennen. Damit soll der Vorstand auf sieben Mitglieder schrumpfen. Noch wird aber über Abfindungen verhandelt. Wer sich künftig um die Sparte kümmern soll, ließ der Aufsichtsrat nach der Sitzung am Mittwoch offen.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort