Gerüchte um Finanzloch Commerzbank-Aktie fällt auf Rekordtief

Frankfurt/Main · Schlechte Nachrichten für Commerzbank-Aktionäre: Die Aktien sind am Dienstag drastisch gefallen: Zum Handelsschluss an der Frankfurter Börse waren die Papiere von Deutschlands zweitgrößter Bank nur noch etwas mehr als einen Euro wert. Grund dafür sind Sorgen, dass die Commerzbank es kaum aus eigener Kraft schaffen dürfte, bis Mitte nächsten Jahres eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu erreichen.

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Foto: dpa

Die Aktie fiel binnen weniger Stunden um 15 Prozent auf 1,15 Euro. Verlierer des Tages war damit der deutsche Staat, der über den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) weiter 25 Prozent und eine Aktie an der Commerzbank hält. Doch nicht nur das: Sollte sich bewahrheiten, was Marktgerüchte vermuten lassen, wird der Staat der Commerzbank ein zweites Mal auf die Füße helfen müssen.

Kapitalbedarf möglicherweise höher als gedacht

Den Grund für den heftigen Absturz der Aktie sahen Analysten in Berichten zum Kapitalbedarf der Commerzbank, nachdem die EU-Regierungschefs sich vor einigen Wochen in Brüssel darauf verständigt hatten, von den Banken in Zukunft eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu verlangen. Das schürte nun die Angst, dass die Commerzbank nicht nur rund drei Milliarden neues Kapital braucht, wie sie vor kurzem selbst angegeben hatte, sondern ganze fünf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Wert aller Commerzbank-Aktien belief sich am Ende des Börsentages auf insgesamt gerade 6,93 Milliarden Euro.

"Es sind natürlich Gerüchte, die jetzt aufgekommen sind", sagte Independent-Research-Analyst Stefan Bongart in Frankfurt. Die große Wirkung hätten sie nur entfaltet, weil schon vorher klar war, dass "die Commerzbank es schwer haben wird, aus eigener Kraft bis Mitte nächsten Jahres eine Kernkapitalquote von neun Prozent zu erreichen".

Blessing: Wir schaffen das

Commerzbank-Chef Martin Blessing geht unterdessen weiter davon aus, dass das Geldhaus die Kapitalanforderungen der EU-Bankenaufsicht EBA aus eigener Kraft schafffen kann. "Wir haben doch gesagt, wir werden das aus eigener Kraft schaffen. Im Moment gibt es keinen Grund, an irgendeiner meiner Äußerungen etwas zu ändern", sagte Blessing am Dienstagabend.

Ein weiterer Frankfurter Analyst sagte: "Wenn sich das als richtig heraus stellt, wird die Commerzbank weiter am Tropf des Soffin hängen." Er sieht vor allem die Tochter Eurohypo als Problem, die sich besonders stark in hoch verschuldeten Ländern wie Griechenland engagiert hatte. Vor einigen Wochen hatte die Commerzbank deshalb das Neugeschäft der Eurohypo eingefroren und prüft angeblich eine Auslagerung der kritischen Anlagen.

Im dritten Quartal hatte die Commerzbank einen Betriebsverlust von 855 Millionen Euro eingefahren. Schuld daran waren vor allem Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen in Höhe von rund 800 Millionen Euro. Die Konzernleitung hatte daraufhin eine Verschlankung der Bank angekündigt.

Seit Juni 2009 ist der deutsche Staat über den Soffin mit 25 Prozent plus einer Aktie an der Commerzbank beteiligt. Das Institut war wegen der Übernahme der Dresdner Bank in der globalen Finanzkrise nach der Lehman-Pleite ins Trudeln geraten und konnte nur mit Hilfe des Bundes überleben.

(dapd)
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