Piloten legen ab 12 Uhr die Arbeit nieder Lufthansa will trotz Streiks Langstrecken fliegen

Frankfurt/Main · Ab 12 Uhr am Montagmittag wollen die Piloten der Gewerkschaft Cockpit Flüge der Lufthansa bestreiken. Das Unternehmen kündigte an, alle geplanten Langstreckenflüge durchzuführen. Einen Sonderflugplan soll es erst am Montagfrüh ab 7 Uhr geben.

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Das sagte ein Sprecher am Sonntagabend in Frankfurt. Die Pilotengewerkschaft Cockpit will ihren Ausstand am Montag um 12 Uhr mit Mittel- und Kurzstreckenflügen beginnen und Dienstagfrüh auf Langstrecke und Fracht ausweiten.

Mit Streikende am Mittwochmorgen stünden im Ausland die Flugzeuge bereit, um den Langstreckenverkehr möglichst rasch hochfahren zu können, hieß es bei der Lufthansa.

Die für Sonntagabend angekündigte Veröffentlichung eines Sonderflugplans verzögerte sich indes. Weitere Angaben zu den Auswirkungen des Streiks werde es erst am Montag um 7.00 Uhr geben, sagte der Sprecher. Zuvor hieß es, die Lufthansa werde ihren Ausweichplan am Sonntagabend ab 21 Uhr online stellen.

Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sind den Angaben nach nicht von dem Streik betroffen.

Das Unternehmen appellierte an Cockpit, die Tarifgespräche unverzüglich wiederaufzunehmen. Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Gestritten wird vor allem um die Übergangsversorgung für die rund 5400 Piloten im Konzern. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Piloten wehren sich dagegen.

Cockpit warf dem Lufthansa-Management eine Blockade-Haltung vor. Der Vorstand des Unternehmens habe aber "autokratisch entschieden", den Tarifvertrag zur Übergangsversorgung komplett wegfallen zu lassen, wenn sich die Parteien nicht einigen. Damit werde ein radikaler Wandel in der bisherigen Führungskultur eingeläutet.

Strittig sind zusätzlich die Gehälter der Piloten und die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr, die von den Piloten nicht mitgetragen wird. Beim Billigableger Eurowings und einer geplanten Billigtochter für die Langstrecke gilt der Konzerntarifvertrag nicht. Piloten und Flugbegleiter verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranichlogo. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt kommt ihnen nicht zugute.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte am Sonntag, die Streikankündigung "entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit und trifft leider wiederum unsere Kunden". Das Angebot für den neuen Vergütungstarifvertrag habe das Unternehmen zuletzt noch einmal verbessert, auch bei der Übergangsversorgung habe es Annäherungen gegeben. Uneins sei man sich lediglich noch über die Forderung, dass die bisherige Regelung auch für alle künftigen Pilotengenerationen gelten soll.

Zuletzt war im Oktober bei der Lufthansa gestreikt worden. In der Tarifauseinandersetzung mussten Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings seit April knapp 6000 Flüge wegen Arbeitsniederlegungen der Flugkapitäne streichen. Die Kosten für alle Streiks seit Jahresbeginn - darunter auch Ausstände von Beschäftigten an den Flughäfen - bezifferte das Unternehmen auf bislang rund 170 Millionen Euro.

Auch bei der Bahn könnte der Tarifkonflikt erneut ins Stocken geraten. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL will in der kommenden Woche beraten, ob sie die Tarifverhandlungen mit dem Unternehmen fortsetzt oder erneut zu Streiks - möglicherweise auch an den Adventswochenenden - aufruft. Über die Weihnachtstage bis Neujahr werde es aber keine Streiks geben: Arbeitskämpfe würden vom 19.
Dezember 2014 bis zum 11. Januar 2015 ausgeschlossen, teilte die GDL mit.

Die GDL will neben mehr Geld und weniger Arbeit für die Lokführer vor allem erreichen, dass sie für ihre Mitglieder beim gesamten Zugpersonal verhandeln darf. Bisher hat die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für das übrige Zugpersonal - zum Beispiel Service-Mitarbeiter - alleine die Tarifverträge ausgehandelt. Auch die EVG hatte in der Adventszeit mit Streiks gedroht.

(dpa)
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