Coca Cola, Nutella und Co. Aldi setzt auf große Marken

Düsseldorf · Aldi und Coca-Cola sind im Geschäft. Ab Montag verkauft die Billigkette mehrere Produkte des amerikanischen Getränkeriesens. Der Wettbewerb um die Gunst der Verbraucher wird damit noch härter.

Aldi beugt sich mit einem wachsenden Angebot an Markenartikeln einem Kundenwunsch. Groß geworden ist die Billigkette mit No-Name-Produkten. Lange Zeit spielte der Name der Produkte keine Rolle, es kam auf den Preis und den Inhalt an. Mit Coca-Cola nimmt der Discounter jetzt aber sogar eine internationale Top-Marke in sein Sortiment auf. Aldi war bisher der letzte große Lebensmittelhändler in Deutschland, der nicht Produkte des US-Getränkeriesens verkaufte.

"Das ist eine Revolution. Das ist gegen alles, für das Aldi stand", sagt Markenberater Frank Dopheide. Aldi sei selbst zu einer Marke geworden mit der Botschaft: Wir verzichten auf Glanz. Wir bieten Euch die gleichen Produkte zu einem günstigeren Preis. Aber gerade in Krisenzeiten sei bei den Verbrauchern der kleine Luxus im Alltag gefragt. "Da ist die Marke Aldi blank." Für Aldi berge der kräftige Schwenk aber auch das Risiko, austauschbarer zu werden.

Stephan Grünewald vom Institut Rheingold sieht Aldi ebenfalls unter einem Zugzwang. "Im Wettbewerb mit Lidl hatte Aldi leicht schlechtere Karten. Bei Lidl können die Verbraucher die prallen, sinnlichen Marken bekommen, die eigentlich Supermärkten vorbehalten sind." Auch Bauchgefühl spiele ein Rolle: "Viele haben den Eindruck, Deutschland driftet in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft auseinander. Wer nur in der grauen No-Name-Welt einkauft, kann das Gefühl bekommen, selbst in die Zweitklassigkeit abzurutschen. Ein Angebot erstklassiger Marken beugt dem vor", erläutert der Konsumpsychologe.

Mars, Toblerone mini und zuletzt auch Nutella: In das einst so schlichte Aldi-Regal hielten bereits diese und weitere Marken Einzug. "Bisher war es nur ein Sturm im Nutella-Glas", meint Discountexperte Matthias Queck. Jetzt mache Aldi einen riesigen Schritt und wolle in verschiedenen Warengruppen auf breiter Front Markenartikel anbieten. Bei Drogeriewaren, die viele Händler nach der Schlecker-Pleite ausbauen, seien ebenfalls Top-Marken zu erwarten.

Otto Normalverbraucher kauft immer seltener ein. Nach einem Szenario der GfK-Marktforscher könnte in diesem Jahr die Zahl der Einkäufe auf weniger als 220 je Haushalt sinken. Das wären 50 Einkäufe oder ein knappes Fünftel weniger als 2003. Dafür werden pro Ladenbesuch die Körbe voller. Deshalb ist es wichtig, die Leute ins Geschäft zu holen. Seit vier Jahren gewinnen die Supermärkte mit breitem Sortiment und langen Öffnungszeiten Marktanteile hinzu.

Mit Markenartikeln ziehen aber nicht nur Supermärkte, sondern auch die direkte Aldi-Konkurrenz Kunden in ihre Filialen. So punktet Lidl mit Markenartikeln im Sonderangebot am Samstag. Discountexperte Queck hält es deshalb für möglich, dass Aldi über kurz oder lang auch in diesem Punkt einen Strategiewechsel vollziehen könnte. "Die logische Konsequenz wäre, das Aldi irgendwann zeitlich begrenzt Sonderangebote macht." Aldi würde in dem Fall die Rezepte der Konkurrenz nutzen.

Im Ausland hat Aldi, dessen Geschäftsmodell auf einem schmalen Sortiment und No-Name-Produkten beruht, bereits einige Erfahrungen mit Markenartikel gesammelt. Experimentierfreudig ist der führende deutsche Discounter laut dem Handelsinformationsdienst Planet Retail in Ungarn, wo reihenweise Marken von Ariel über Domestos und Gillette bis zu Rexona in Aldi-Filialen gesichtet wurden. In Österreich habe es Markenbier vor großen Feiertagen schon im Sonderangebot gegeben.

Der Verkauf von Coke, Fanta und Co bei Aldi birgt die Gefahr, dass sich der Preiskampf bei Getränken verschärfen könnte: "Man muss sich auf jeden Fall wappnen, dass so etwas passieren kann", meint Günther Guder, geschäftsführender Vorstand im Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels. Direkte Auswirkungen seien aber noch nicht absehbar. Aldi verkauft Coca-Cola-Produkte nach eigenen Angaben ab Montag in Flaschen mit einem Volumen von 1,25 Liter für 99 Cent.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort