Wirtschaftsminister zeigt sich optimistisch Clement macht Opel-Krise zur Chefsache

Mainz (rpo). Hoffnung für Bochum: Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement will die Opel-Krise zur Chefsache machen und versuchen, alle Opel-Standorte in Deutschland zu erhalten. Doch auch Clement weiß: Ganz ohne Arbeitsplatzabbau wird das nicht möglich sein.

Oktober 2004: Proteste bei Opel
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"Wir tun alles, um den Standort zu sichern und auch die notwendigen Gespräche zu führen", sagte der SPD-Minister gegenüber dem "heute-journal". Einzelheiten wollte Clement dazu nicht nennen, zeigte sich aber optimistisch, dass alle Opel-Standorte in Deutschland erhalten werden können, auch das Werk in Bochum.

Allerdings gehe es um eine gewaltige Kostenreduktion, und das werde ohne Arbeitsplatzabbau wahrscheinlich nicht möglich sein, sagte Clement. Er hoffe aber, dass dieser Prozess "einigermaßen steuerbar sein" werde. Die Gespräche zwischen Opel-Management und Gewerkschaften seien jetzt Erfolg versprechender als noch vor Tagen. "Ich glaube, dass da jetzt mehr Vernunft einzieht beim Management", sagte der Minister.

Clement kritisierte erneut die Opel-Geschäftsführung und das Management der Konzernmutter General Motors. Es sei in letzter Zeit nicht gelungen, eine "Politik des Umgangs mit den Arbeitnehmern" zu finden, die zu "einem produktiven Zusammenwirken" führe. Der Wirtschaftsminister äußerte zugleich "volles Verständnis" für die Stilllegung der Produktion in Bochum durch die Arbeitnehmer, auch wenn dies letztlich "nicht hilfreich" sei. Wo Arbeitsplätze nicht erhalten werden können, soll nach Aussage von Clement versucht werden, den Arbeitnehmern mit Transfergesellschaften und Umschulungen zu helfen.

Wille zur Einigung

Während der Bochumer Opel-Streik am Dienstag erstmals Werke in Europa lahm legte, schlugen Unternehmen und Gesamtbetriebsrat einen gemeinsamen Kurs ein. "Beide Seiten verfolgen das Ziel, die Standorte Rüsselsheim und Bochum soweit wettbewerbsfähig zu machen, dass sie über 2010 hinaus als Automobilwerke erhalten werden können. Dies gilt analog für das Werk Kaiserslautern", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz griff den Mutterkonzern General Motors heftig an: "Wenn sie meinen mit der GM-Bulldozermentalität durch Europa fahren zu können, werden sie sich täuschen. Wir werden uns nicht das Fell über die Ohren ziehen lassen."

Unterdessen begrüßte IG-Metall-Chef Jürgen Peters die Erklärung von Opel-Management und -Betriebsrat. Es sei zu erkennen, dass die Opel-Führung Werksschließungen vermeiden und eine längerfristige Perspektive der Standorte über 2010 hinaus aufzeigen wolle. Vorstand und Gesamtbetriebsrat wollen laut der Erklärung nach Lösungen suchen, um die Personalanpassungen im Rahmen der geplanten Restrukturierung sozialverträglich zu gestalten. Peters nahm die Bochumer Arbeiter in Schutz. Der Ausdruck "wilder Streik" sei fehl am Platz, die Arbeitnehmer setzten sich nur für ihre Sache ein. Nun müsse aber schnell verhandelt werden.

(ap)
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