Verhandlungen weit fortgeschritten Bund will schon bald bei EADS einsteigen

Frankfurt/Main (rpo). Der Einstieg des deutschen Staates beim krisengeplagten Luftfahrtkonzern EADS rückt offenbar näher. Einem Medienbericht zufolge sind die Verhandlungen der Bundesregierung mit dem EADS-Großaktionär DaimlerChrysler weit fortgeschritten. Derweil drohen die Airbus-Mitarbeiter mit Streik.

Airbus-Werke in Europa
Infos

Airbus-Werke in Europa

Infos
Foto: AP

Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, wird die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 7,5 Prozent der EADS-Aktien von dem Autokonzern übernehmen, bis sich ein deutscher Interessent findet. Das Geschäft solle in Kürze abgeschlossen werden. EADS-Co-Chef Thomas Enders lehnte unterdessen eine Staatsbeteiligung ab.

Ein Sprecher der Bundesregierung erklärte auf Anfrage, dass eine Entscheidung über einen Einstieg des Staates bei EADS nach wie vor nicht gefallen sei. Auch das Stuttgarter Unternehmen hielt sich bedeckt und bestätigte den Bericht nicht. DaimlerChrysler habe bereits angekündigt, auch mit der Bundesregierung zu sprechen, falls weitere EADS-Anteile abgegeben werden sollten, sagte ein Konzernsprecher.

Dem Bericht zufolge soll die KfW die etwa 1,5 Milliarden Euro für das EADS-Aktienpaket in bar bezahlen. Der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust hatte bereits angekündigt, dass sich die Hansestadt bei einem Einstieg des Staates finanziell beteiligen wolle. Der Stuttgarter Konzern besitzt noch 22,5 Prozent der EADS-Anteile. Deutsche Politiker fürchten, dass der deutsche Einfluss auf den europäischen Luftfahrtkonzern schwinden könnte, wenn Anteile an ausländische Investoren gehen.

Wirtschaftsminister Michael Glos sucht einem Bericht zufolge nach Alternativen für ein staatliches Engagement. Die "Financial Times Deutschland" schreibt, das Ministerium bemühe sich um ein Konsortium aus Zulieferern und Ausrüstern, die schon heute Airbus belieferten. Glos hatte sich mehrfach gegen eine staatliche Beteiligung ausgesprochen.

Enders: "Es gibt keinen Grund für einen Einstieg"

Auch EADS-Manager Enders stellte klar, dass er nichts von einem derartigen Engagement hält: Regierungen könnten ihre Interessen auch ohne direkte Beteiligung geltend machen, sagte der deutsche Manager der Wiener Zeitung "Die Presse" laut einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Die Hysterie, die derzeit in Deutschland zu EADS und Airbus herrsche, sei völlig fehl am Platz, sagte Enders. Es sei weder ein deutsch-französischer Krieg ausgebrochen noch stünden EADS und Airbus vor der Pleite. "Es gibt keinen Grund für einen Einstieg Deutschlands als Aktionär", wurde Enders zitiert. Er halte staatliche Beteiligungen jeder Art für nicht notwendig.

Betriebsrat droht mit Streik

Wegen Problemen bei der Verkabelung des Superjumbos A380 und den daraus entstandenen Lieferverzögerungen steckt die EADS-Tochter Airbus in einer tiefen Krise und will drastisch sparen. Konzernbetriebsratschef Rüdiger Lütjen drohte am Wochenende mit Arbeitsniederlegungen. "Sollte es auch nur in einem einzigen Werk zu einseitigen Einschnitten kommen, werden wir an allen deutschen Standorten solidarisch die Folterkammern öffnen, sprich: streiken", sagte er dem "Focus". Nach Lütjens Worten wollen Arbeitgeber und Betriebsräte versuchen, mit Arbeitszeitkonten oder der Rückholung von Aufträgen an Fremdfirmen, alle Stellen zu erhalten.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort