HRE-Hauptversammlung "Buh"-Rufe zur Übernahme durch Bund

München (RPO). Die Erwartungen über Turbulenzen wurden gleich zu Beginn der Hauptversammlung bestätigt: Unter Buh-Rufen und Pfiffen der Aktionäre hat die Führung des maroden Staats- und Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), für die komplette Übernahme des Unternehmens durch den Bund geworben.

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Foto: AP

Vorstandschef Axel Wieandt sagte bei einer außerordentlichen Hauptversammlung des Unternehmens am Dienstag in München, zu diesem Schritt gebe es "keine realistische Alternative". Anders sei der Fortbestand nicht zu sichern.

Aufsichtsratschef Michael Endres sagte in seiner Eröffnungsrede, er könne sich gut vorstellen, dass viele Aktionäre mit "einem heftigen Groll" hierher gekommen seien. Die Kapitalerhöhung sei aber für die HRE überlebensnotwendig. Und er könne sich "keinen besseren Partner als die Bundesrepublik Deutschland" vorstellen, sagte Endres, was aus dem Saal erneut mit Buh-Rufen quittiert wurde.

Vorstandschef Wieandt räumte ein, ihm sei klar, dass die geplante Zwangsabfindung und Verdrängung aus dem Unternehmen bei den bisherigen Aktionären "keine Begeisterung" auslöse. Aber anders sei das Unternehmen nicht zu retten. "Der Bund hat die weitere Gewährung von Garantien davon abhängig gemacht, die vollständige Kontrolle über die Gesellschaft zu erlangen", betonte Wieandt. Ohne Unterstützung des Bundes hätte bereits Insolvenz beantragt werden müssen. Derzeit betragen die Liquiditätshilfen für die HRE 100,3 Milliarden Euro.

"Die Gruppe ist auf umfassende Liquiditäts- und Kapitalhilfe angewiesen, um ihr Überleben zu sichern", sagte Wieandt. Über die auf der Hauptversammlung beantragte Kapitalerhöhung auf 6,3 Milliarden Euro hinaus benötige die HRE weitere Kapitalunterstützung, die realistischerweise nur vom Bund kommen könne. Über konkrete Höhe liefen derzeit Verhandlungen mit dem staatlichen Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin).

Staat verhält sich "wie eine Heuschrecke"

Aktionärsschützer haben die geplante Verstaatlichung auf der Hauptversammlung scharf kritisiert. Harald Petersen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) warf der staatlichen Bankenaufsicht Versagen vor: "Jetzt müssen wir denen, die für den ganzen Mist verantwortlich sind, auch noch unsere Aktien geben! Das kann kein Mensch verstehen", sagte Petersen unter großem Beifall von Kleinaktionären.

Der frühere Vorstand der Pfandbriefbank habe einen Scherbenhaufen hinterlassen. Aber auch die Finanzaufsicht und "das gesamte System hat hier versagt", sagte der SdK-Sprecher. Indem der Staat die Aktionäre ausschließen wolle, führe er sich auf "wie eine Heuschrecke".

Auch Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, dass die "kriminellen Vorgänge um die Hypo Real Estate nicht vom Staat und seinen Aufsichtsbehörden verhindert wurde". Der alte HRE-Vorstand habe "bewusst gezockt" und die Bank "leichtfertig in den Ruin gefahren". Aber das Desaster sei "auch das Ergebnis eines eklatanten Versagens unseres Staates, eine funktionsfähige Bankaufsicht auf die Beine zu stellen", sagte Bergdolt und kündigte an, gegen die Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Aktionäre zu stimmen. Den Aktionären bleibe nur noch "Resignation und Wut". Das "elementarste Recht der Aktionäre auf Erhalt ihres Eigentums" und der Rechtsstaat würden auf dem Marktplatz der politischen Opportunität geopfert, klagte Bergdolt.

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung stehen nicht weniger als 27 Gegenanträge gegen die Verstaatlichung der Bank an. Überraschend: Der Großaktionär J.C. Flowers hat keinen eingereicht, obwohl er nach dem dramatischen Kursverfall der vergangenen Monate einen riesigen Verlust erlitten hatte.

(DDP)
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