Essener Stahlkonzern Brasilianer wollen Thyssen-Werk nicht

Essen · Die Hoffnungen von ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger, das verlustreiche Stahlwerk in Brasilien an den Bergbau-Konzern Vale loszuwerden, haben sich zerschlagen. Eine Vale-Sprecherin sagte, man wolle an keinem Stahlwerk die Mehrheit übernehmen.

August Thyssen - ein Globalisierer und sein Werk
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Allerdings schloss sie nicht aus, dass der brasilianische Konzern, der 27 Prozent an dem ThyssenKrupp-Werk hält, den Anteil aufstockt. Vale erhofft sich davon, mehr Nachfrage nach seinem Erz zu schaffen.

Die "Wirtschaftswoche" hatte zuvor berichtet, Vale sei bereit, die Stahlschmelze von ThyssenKrupp zu übernehmen. In der vergangenen Woche seien bereits Vale-Chef Murilo Ferreira und Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff zusammengekommen, um sich auf eine Verhandlungsposition gegenüber ThyssenKrupp zu einigen. ThyssenKrupp hatte Vale als möglichen Käufer selbst ins Spiel gebracht. Für das ebenfalls defizitäre Stahlwerk von ThyssenKrupp in Alabama in den USA soll sich der asiatische Stahlkonzern Posco interessieren.

Ein Sprecher des Essener Stahlkonzerns sagte lediglich, man sei "selbstverständlich" mit Vale im Gespräch. Es gelte weiter die Aussage, dass ThyssenKrupp für das Stahlwerk "strategische Optionen in alle Richtungen" prüfe.

Hiesinger will nach den Milliardenverlusten nun bei den beiden Stahlwerken die Notbremse ziehen und sie verkaufen. Auch eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen sei bei den Anlagen möglich, hatte er jüngst gesagt. Am europäischen Stahlgeschäft wolle er aber festhalten.

Die Werke in Brasilien und den USA hatte Hiesingers Vorgänger Ekkehard Schulz vorangetrieben. Die Bilanz sieht düster aus. Die Bau- und Anlaufkosten für beide Werke belaufen sich inzwischen auf zwölf Milliarden Euro, der Buchwert liegt zusammen bei sieben Milliarden Euro. Schulz' Strategie ging nicht auf. Das Werk in Brasilien sollte billig Rohstahl produzieren, der in den USA zu Blechen weiterverarbeitet wird und — mit einem Aufschlag — an die großen Autokonzerne verkauft werden sollte. Doch die Kosten in Brasilien explodierten, wegen des Anstiegs der Löhne und der Aufwertung der Landeswährung.

(RP/jre/csi)
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