Angeblich innerhalb von 24 Stunden BP-Chef Hayward offenbar vor Rücktritt
London (RPO). Nach Umweltdesaster und Imageschaden will sich der Mineralölkonzern BP offenbar von seinem Chef trennen: Der Vorstandsvorsitzende Tony Hayward steht nach Medienberichten vom Sonntag kurz vor seinem Rücktritt, der schon binnen 24 bis 48 Stunden erfolgen könne, meldete die Zeitung "Sunday Telegraph".
Der britische Rundfunksender BBC meldete, Hayward handele gerade die Bedingungen für seinen Rückzug aus. Binnen 24 Stunden werde er seinen Rücktritt bekannt geben. Der "Sunday Telegraph" meldete, der wegen seines Krisenmanagements der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko scharf kritisierte Hayward werde vor Dienstag zurücktreten, wenn der Konzern seine Quartalsergebnisse bekannt gibt. Am Montag wolle der Verwaltungsrat zusammenkommen.
Laut BBC soll der US-Manager Bob Dudley Hayward an der Spitze des britischen Energiekonzerns folgen. Er hatte im Juni von dem glücklosen Hayward die Koordination der BP-Einsätze zur Bekämpfung der Ölkatastrophe übernommen.
Endgültige Verschließung des Bohrlochs
Nach dem Abflauen des Tropensturms "Bonnie" schickte sich BP an, auch an der Unglücksstelle im Golf von Mexiko das Heft des Handelns wieder aufzunehmen. Die endgültige Verschließung des Bohrlochs im Golf von Mexiko werde "grob geschätzt in drei bis fünf Tagen losgehen", sagte der Krisenkoordinator der US-Regierung, Thad Allen. Eine aus Sicherheitsgründen abgezogene Bohrinsel für eine der zwei Entlastungsbohrungen wurde wieder in Stellung gebracht.
Die Bohrinsel "Development Driller 3" hatte neben weiteren Schiffen wegen "Bonnie" das Seegebiet verlassen. Laut BP-Sprecher Bryan Ferguson sollte "DD3" in rund 21 Stunden die Bohrung in rund 1500 Metern Tiefe wieder aufnehmen. Mit den Entlastungsbohrungen soll Druck von dem Bohrloch genommen werden, um den Bohrschacht anschließend mit Bohrschlamm und Zement verschließen zu können.
Die Methode des Hineinpumpens von Bohrschlamm und Zement durch das Ventil des Abdichtkopfs auf dem Bohrschacht wird als "static kill" bezeichnet. Sie gleicht dem "top kill"-Verfahren, das im Mai scheiterte. Da es inzwischen aber gelungen ist, eine Verschlusskappe auf dem lecken Bohrleitungskopf zu platzieren, der das Öl seit dem 15. Juli zurückhält, sind die Erfolgsaussichten diesmal größer.
Schwere Vorwürfe
Überschattet wurden die erfolgversprechenden Bemühungen BPs von neuen schweren Vorwürfen. Bei einer Anhörung in New Orleans zur Klärung der Unglücksursache sagte der Chef-Elektrotechniker der Bohrinsel, Mike Williams, Manager auf der Plattform hätten die Alarmsignale ausschalten lassen. Sie hätten die Maßnahme damit begründet, dass die Bohrinsel-Arbeiter nicht "um drei Uhr morgens" durch einen Fehlalarm hätten geweckt werden sollen.
Die Bohrinsel-Eignergesellschaft Transocean widersprach Williams. Das Vorgehen stehe im Einklang mit der Praxis auf See und sei "bewusst" gewählt worden. Auf der "Deepwater Horizon" habe es hunderte verschiedener Feuer- und Gasalarme gegeben, "alle wurden überprüft, waren in gutem Zustand, nicht unterdrückt und wurden von der Brücke überwacht", erklärte das Unternehmen. Die Stummschaltung des Hauptalarms solle verhindern, dass eine Lappalie Großalarm auslöse.
Die von BP betriebene Bohrinsel war nach einer Explosion am 20. April gesunken und hatte die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Elf Arbeiter kamen ums Leben.