Erstmals seit Flugzeugabstürzen Boeing-Chef Dennis Muilenburg gesteht Fehler ein

New York · Boeing-Chef Dennis Muilenburg hat nach zwei Flugzeugabstürzen mit insgesamt 346 Toten Fehler zugegeben. Bei den Unglücksfliegern der Baureihe 737 Max habe sein Unternehmen ein Warnsystem in den Cockpits nicht korrekt implementiert.

Das bestätigte Muilenburg am Mittwochabend im US-Sender CBS. Beim Umgang mit dem Problem habe Boeing sich nicht richtig verhalten: „Unsere Kommunikation diesbezüglich war nicht, wie sie hätte sein sollen“.

Boeing hatte Anfang Mai eingeräumt, bereits einige Monate nach Auslieferungsbeginn der 737 Max im Mai 2017 Probleme mit dem Warnsystem festgestellt zu haben. Die US-Luftfahrtbehörde FAA sei jedoch erst nach dem ersten Absturz am 29. Oktober 2018 informiert worden. Boeing hatte zunächst eine interne Untersuchung gestartet, laut der keine Beeinträchtigung der Flugsicherheit vorlag.

Muilenburg sprach den Angehörigen der Absturzopfer erneut sein Mitgefühl aus, zeigte sich aber grundsätzlich überzeugt von der Sicherheit der 737-Max-Flugzeuge. Auf die Frage, ob er seine Familie an Bord lassen würde, antwortete er: „Ohne zu zögern“. Ob und wann die mit Startverboten belegten Flieger wieder abheben dürfen, bleibt aber unklar. Die Prüfungen der Aufsichtsbehörden dauern weiter an.

Das Mitte März nach dem zweiten 737-Max-Absturz verhängte Flugverbot wird nach Einschätzung des Weltluftfahrtverbands IATA mindestens noch bis August gelten. Die Maschinen der Baureihe dürften voraussichtlich frühestens in zehn bis zwölf Wochen wieder abheben, sagte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der Verbandschef stellte aber klar: „Es liegt nicht in unseren Händen. Es ist Sache der Aufseher.“

Boeing-Chef Muilenburg sprach am selben Tag bei einer Analystenveranstaltung in New York von „deutlichen und stetigen Fortschritten“ bei der 737 Max und positiven Signalen der FAA. Die US-Luftfahrtbehörde hält sich indes bedeckt, was den Zeitplan einer möglichen Wiederzulassung der Jets angeht. Einen Rücktritt habe er nie in Betracht gezogen, sagte Muilenburg in dem CBS-Interview: „Es ist wichtig, dass ich das Unternehmen weiter führe“.

Das fehlerhafte Warnsystem steht im Zusammenhang mit der Steuerungssoftware MCAS, die als entscheidende Absturzursache im Verdacht steht. Der Alarm hätte Piloten möglicherweise auf Probleme mit der Automatik aufmerksam machen können. Die MCAS-Software soll in kritischen Flugsituationen - wie einem zu steilen Aufstieg - eigentlich automatisch den Flugwinkel korrigieren. Doch erste Unfallberichte deuteten darauf hin, dass das System die Maschinen durch Einspeisung falscher Sensordaten Richtung Boden lenkte.

(felt/dpa)
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