Absatzplus vor Gewinnwachstum BMW bremst nach Rekordjahr Euphorie

München · Mit elf neuen Modellen will BMW sich gegen die Krise in Europa stemmen. "Wir wollen unseren Absatz im laufenden Jahr erneut steigern und damit eine neue Bestmarke bei den Auslieferungen erreichen."

So sieht der 3er BMW als Gran Turismo aus
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Das kündigte Vorstandschef Norbert Reithofer am Dienstag in München an. Allerdings stehen die Münchener wegen der hohen Nachfrage und der begrenzten Fertigungsmöglichkeiten vor umfangreiche Investitionen in ihre Produktionsnetzwerke.

Auch strengere Auflagen, neue Technologien und Modelle würden große Aufwendungen erfordern. Das Konzernergebnis vor Steuern werde daher 2013 "in der Größenordnung des Jahres 2012" liegen, sagte Reithofer. Im vergangenen Jahr fuhr BMW ein Rekordergebnis vor Steuern von 7,8 Milliarden Euro ein. "Unser Umfeld ist ungewiss und volatil. Es gibt zahlreiche Risiken für unsere Geschäftsentwicklung", wie etwa Schulden und Rezession in Europa oder weniger Wachstum in China.

In der Kernsparte Automobile werde die Rendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) zwischen acht und zehn Prozent liegen. Dieser Korridor werde auch über das Jahr 2013 hinaus angepeilt, bestätigte Reithofer. Allerdings könne die Bandbreite künftig "auch über- oder unterschritten" werden.

Im vergangenen Jahr erzielten die Bayern im Kerngeschäft eine Rendite von 10,9 Prozent. Damit lag BMW knapp hinter dem Ingolstädter Rivalen Audi mit 11,0 Prozent, aber weit vor Mercedes mit 7,1 Prozent. BMW steht angesichts der hohen Nachfrage nach seinen Modellen und strengerer Auflagen vor einer Investitionsstrecke.

Die hohe Auslastung der Produktion zwinge den Autobauer zum Ausbau der Fertigung, allerdings zumeist außerhalb Europas, sagte Ressortchef Frank-Peter Arndt. "Die Produktion folgt dem Wachstum." Die Planungen für das neue Werk in Brasilien seien abgeschlossen, die Verhandlungen in Russland liefen. Derzeit müsse BMW an jedem seiner Fertigungsstandorte Sonderschichten einlegen, um den Bestellungen Herr zu werden. Bis 2020 will BMW von seiner Hauptmarke und den Ablegern Mini und Rolls-Royce insgesamt zwei Millionen Modelle jährlich losschlagen.

Auf dem Auto-Traummarkt China machen sich die Bayern allerdings auf geringeres Wachstum gefasst. "Wir gehen für das laufende Jahr von einer hohen einstelligen Zuwachsrate aus", sagte Vertriebschef Ian Robertson. Steigerungsraten von 40 Prozent gehörten der Vergangenheit an, auch weil sich inzwischen ein Gebrauchtwagenmarkt im Reich der Mitte etabliere.

Dennoch baue BMW seine Werke vor Ort weiter aus. Auch der Anteil von lokal zugelieferten Bauteilen werde weiter steigen, sagte Einkaufsvorstand Klaus Draeger voraus. Bei einzelnen Modellen betrage die Rate lokal bezogener Komponenten bereits 40 Prozent.

In den kommenden Jahren würden vor allem die immer strengeren Abgasnormen den Münchnern zu schaffen machen. Ein Elektromodell allein werde nicht ausreichen, um die Kohlendioxid-Emission der BMW-Neufahrzeugflotte auf unter 100 Gramm pro Kilometer zu drücken, sagte Reithofer.

Hohe Investitionen in konventionelle Antriebe, Hybrid- und Elektromodelle seien notwendig. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Elektromobilität ihren Triumphzug trotz anfänglicher Startschwierigkeiten noch vor sich habe. Skeptikern entgegnete er mit einem Bezug auf ein Zitat von Kaiser Wilhelm II., der 1904 sagte: "Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung, ich setze auf das Pferd."

Um die Wende zum 20. Jahrhundert hatte das Auto einen Marktanteil von null Prozent. "Es hat 25 Jahre gebraucht, um das Pferd abzulösen", sagte Reithofer. Ein ähnlicher Zeitraum sei für den Umstieg auf elektrische Antriebe zu veranschlagen. Reithofer schränkte allerdings ein, die Hersteller könnten nicht ewig in Vorleistung gehen. "Die Technologie muss sich ab 2017/18 selbst tragen", mahnte er.

Die gute Ertragslage erlaubte BMW zuletzt auch kostspielige Fehlschläge wie den Kauf der schwedischen Motorradmarke Husqvarna, die der Konzern nach mehrjährigem Niedergang an die österreichischen KTM -Eigner abgab. Der Ausflug in das Geschäft mit Gelände-Maschinen habe BMW etwa eine halbe Milliarde Euro gekostet, räumte Finanzchef Friedrich Eichiner ein.

(REU/nbe)
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