Spartanburg BMW baut US-Werk zu größtem Standort weltweit aus

Spartanburg/München · BMW baut sein US-Werk in Spartanburg zu seinem größten Standort weltweit aus und produziert dort künftig auch einen neuen extragroßen Geländewagen. Die Kapazität in der Fabrik in South Carolina steige bis 2016 von derzeit 300.000 auf 450.000 Fahrzeuge pro Jahr, sagte Konzernchef Norbert Reithofer am Freitag.

 BMW-Chef Norbert Reithofer expandiert in den USA.

BMW-Chef Norbert Reithofer expandiert in den USA.

Foto: BMW, AP

Dazu investiere BMW eine Milliarde Dollar in das Werk, in dem bisher die Geländewagenmodelle X3, X4, X5 und X6 gefertigt werden. Der neue X7 mit drei Sitzreihen soll dort für den Weltmarkt produziert werden. BMW bedient mit dem Modell nicht nur die wachsende Nachfrage der Kundschaft nach großen, teuren Geländewagen, sondern eifert zudem der Konkurrenz nach, die solche Fahrzeuge bereits angekündigt hat.

Reithofer zufolge wird Spartanburg künftig das BMW-Werk mit der größten Produktionskapazität weltweit sein. Bislang war dies der Standort Dingolfing in Niederbayern, wo im vergangenen Jahr mehr als 340.000 Fahrzeuge vom Band liefen. Dass BMW als erster deutscher Autobauer sein größtes Werk nicht mehr im Heimatland habe, sehe die Belegschaft hierzulande entspannt, sagte Betriebsratschef Manfred Schoch der "Wirtschaftswoche" laut Vorabmeldung. Die Fabriken liefen am Anschlag. "2014 wird es 32 Samstagsschichten im Münchner Werk geben, so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte des Werks."

Das 1994 in Betrieb genommene Werk Spartanburg ist BMWs erste große Auslandsfabrik und inzwischen das Kompetenzzentrum für die Geländewagen. 2013 wurden dort 1100 Autos täglich gefertigt, das waren gut 297.000 im gesamten Jahr. Mit dem erneuten Ausbau soll die Zahl der Mitarbeiter um 800 auf 8800 steigen. Reithofer sagte, die weitere Aufstockung der Kapazität entspreche "einem ganzen neuen Werk" - 150.000 Einheiten gelten in der Branche als Untergrenze für den rentablen Betrieb einer Fabrik. Ob bei BMW damit die Pläne für einen weiteren Standort in Nordamerika vom Tisch sind, blieb zunächst offen.

Die Münchner nehmen für sich in Anspruch, das Segment der sogenannten SUVs (Sports Utility Vehicles) als Autos für den Stadtverkehr in Deutschland begründet zu haben. Zuvor waren die meist mit Allradantrieb ausgestatteten Geländewagen vorwiegend als kleine Nutzfahrzeuge in Land- und Forstwirtschaft im Einsatz. BMW brachte 1999 den X5 auf den Markt. In den USA wurden damals laut Marktforschungsinstitut LMC Automotive 3,2 Millionen SUVs verkauft, das entsprach 19 Prozent des Gesamtmarktes. Im vergangenen Jahr waren es demnach bereits 4,98 Millionen Geländewagen oder 32 Prozent Marktanteil.

Mit immer neuen Varianten locken die Autobauer weltweit die Kundschaft, sei es mit kleinen Geländewagen oder, am anderen Ende der Modellpalette, mit Luxusfahrzeugen in Kleinlaster-Größe. Daimler schloss erst vor Kurzem mit einem kompakten SUV-Modell zur Oberklasse-Konkurrenz auf, der krisengeschüttelte Hersteller Opel punktet mit dem kleinen Mokka. Volkswagen kündigte zu Jahresbeginn einen siebensitzigen Geländewagen an, bei der Tochter Audi ist ein extragroßer Q9 geplant. Auch Luxus-Hersteller wie die zu VW zählenden Marken Bentley und Lamborghini arbeiten an Offroad-Versionen. Der britische Autobauer Rolls-Royce, der zu BMW gehört, überlegt noch.

Die Münchner hatten den X7 bereits vor Jahren geplant, das Vorhaben aber im Zuge eines Strategie- und Imageschwenks hin zum Vorreiter bei alternativen und vor allem spritsparenden Antrieben wieder eingestampft. Reithofer versprach deshalb beim Festakt zum 20-jährigen Produktionsjubiläum in Spartanburg, der X7 werde "besonders effizient" beim Verbrauch sein. Die Entscheidung für das Riesen-Mobil habe nichts mit den niedrigen Spritpreisen in den USA zu tun, sagte der Konzernchef zu Reuters. Der Vertrieb habe Druck gemacht, nicht die Ingenieure. BMW glaube, der X7 werde in den USA und in China - dort werden weltweit die meisten Autos verkauft - ein Erfolg. "Wir können den Markt nicht einfach ignorieren." In den Vereinigten Staaten setzt BMW 19 Prozent seiner Fahrzeuge ab, in China 20 Prozent. Für beide Länder wird 2014 weiteres Wachstum erwartet, vor allem im Oberklasse-Segment. Die Nachfrage nach teuren Geländewagen dürfte dabei noch rasanter steigen.

(REU)
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