Kapitalerhöhung durchgewunken Blessing malt rosige Zukunft für Commerzbank

Frankfurt (RPO). Dem weitgehenden Ausstieg des Staates bei der Commerzbank steht nichts mehr im Wege. Für die Commerzbank malte Vorstandschef Blessing eine rosige Zukunft - doch hinter ihr liegt vor allem eine desaströse Vergangenheit. Viele Kleinaktionäre brachte das auf der Hauptversammlung auf die Palme.

Der Commerzbank-Deal und seine Folgen
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Foto: AP

Die Aktionäre der mit mehr als 18 Milliarden Euro aus der Finanzkrise geretteten zweitgrößten deutschen Bank stimmten am Freitag wie erwartet den Kapitalmaßnahmen zu, mit denen sie in den nächsten acht Wochen vorzeitig 90 Prozent der Stillen Einlagen des staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin zurückzahlen will. Damit kann die für Ende Mai geplante große Kapitalerhöhung starten. Allerdings bleibt der Staat zunächst mit 25 Prozent plus einer Aktie an der Bank beteiligt.

Die Aktionäre dürften für 2012 mit einer Dividende rechnen, die seit der Fusion mit der Dresdner Bank ausgefallen war, sagte Vorstandschef Martin Blessing. Er versprach rosige Zeiten. "Wir sind in weiten Teilen ein Spiegelbild der deutschen Wirtschaft - und wir profitieren von ihrer Stärke", sagte Blessing auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Schon 2011 soll der operative Gewinn "signifikant" höher ausfallen als die 1,4 Milliarden Euro von 2010, alle Sparten sollen zulegen. Für das folgende Jahr stellte Finanzchef Eric Strutz erneut ein operatives Ergebnis von vier Milliarden Euro in Aussicht. "Wir werden auch danach nicht nachlassen", betonte er.

Bis Ende Juni sollen 14,3 Milliarden der 16,2 Milliarden Euro an Stillen Einlagen getilgt sein. Die restlichen 1,9 Milliarden sollen bis 2014 folgen. Die nötige Mehrheit hatte Blessing dank der Großaktionäre SoFFin und Allianz sicher. Trotzdem warb er um die Zustimmung der Aktionäre: "Wir wollen die schwierige Phase, die wir im Zuge der Finanzkrise durchlebt haben, endgültig hinter uns lassen." Nach rund zehn Stunden votierten 99 Prozent der Aktionäre für die Maßnahmen.

Aufsichtsratchefs Müller reißt der Geduldsfaden

Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW sah die Wahl nüchtern: "Es bleibt uns ja nichts übrig, als zuzustimmen - damit wir wieder Herr im eigenen Haus sind. Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wir werden auch weiterhin nach Herrn Schäubles Pfeife tanzen müssen." Andere Aktionäre waren weniger gelassen. Dem ersten Zwischenrufer drohte Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller mit Rauswurf: "Wenn Sie so weitermachen, können Sie am Main spazieren gehen - und das dauert nicht mehr lange."

Insgesamt will die Bank bis Anfang Juni 8,25 Milliarden Euro bei ihren Anteilseignern einsammeln, 4,3 Milliarden davon hat sie bereits in der Tasche. Sie werden nach der Hauptversammlung an den SoFFin ausgeschüttet - ebenso wie die erste von 3,27 Milliarden Euro, auf die Finanzchef Strutz wegen des gesunkenen Risikos in der Bilanz nach eigenen Angaben verzichten kann. Die harte Kernkapitalquote nach den Basel-III-Standards wäre auch nach der Rückzahlung mit neun Prozent noch höher als die acht Prozent, die Strutz künftig noch zu brauchen glaubt. Ende März lag die Kennziffer einschließlich der Staatshilfe noch bei elf Prozent. Strutz sagte, die Bank könne auch mögliche Abschläge auf die Staatsschulden wackliger Euro-Länder verkraften.

Eurohypo von Immobilienkrise in Spanien betroffen

Im ersten Quartal schrieb die Commerzbank nur noch in ihrer Sorgen-Sparte, dem Immobilien- und Schiffsfinanzierungsgeschäft, rote Zahlen. Der operative Verlust dort stieg auf 138 Millionen Euro von 85 Millionen im Vorjahreszeitraum, nicht zuletzt wegen der zum Verkauf stehenden Immobilientochter Eurohypo. Vor 2014 sei sie schwerlich loszuschlagen, räumte Strutz ein. An den ausländischen Immobilienmärkten sei noch keine dauerhafte Erholung erkennbar, vor allem in Spanien hat die Eurohypo viele faule Gewerbeimmobilien-Kredite in den Büchern. Der Finanzchef hat in der Sparte in diesem Jahr Abschreibungen von rund einer Milliarde Euro eingeplant - fast die Hälfte der für den Konzern veranschlagten 2,3 Milliarden Euro. Analysten von M.M. Warburg rechnen aber mit weniger als zwei Milliarden Euro.

Im Privatkundengeschäft hat die Commerzbank dagegen mit 116 Millionen Euro zwischen Januar und März mehr verdient als im gesamten Vorjahr. "Unser Fokus liegt nun darauf, die mit der Integration einhergehenden Synergien zu realisieren und unsere Kosten weiter zu senken", kündigte Strutz an. Zusätzliche Sparmaßnahmen im Filialgeschäft seien aber nicht nötig. Im Konzern stand ein Nettogewinn von einer Milliarde Euro zu Buche. Dabei profitierte die Commerzbank vor allem von einer Halbierung der Risikovorsorge.

(AFP/sdr)
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